Emmerich Der "Büffel" verhindert Urteil im Drogenprozess

Emmerich · Kein Urteil im Prozess gegen einen Emmericher: Am 14. Oktober wird ein weiterer Zeuge im Landgericht vernommen. Der sogenannte "Büffel" könnte aber vom Aussageverweigerungsrecht Gebrauch machen.

Jetzt soll auch noch "der Büffel" in den Zeugenstand, ein Niederländer aus Gendringen. Der soll im Prozess gegen einen 34 Jahre alten Emmericher aussagen, der bis zum 20. März kiloweise mit Amphetamin gehandelt haben soll. Vermutlich mindestens einmal zu viel "soll". Das warf auch der Vorsitzende Richter Jürgen Ruby gestern Mittag in die Debatte.

"Es steht zu befürchten, dass ,der Büffel' von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch macht, weil er in gleicher Sache schon verfolgt wird", erklärte Ruby. Der Dortmunder Rechtsanwalt Markus Blumenstein allerdings, der sich vor drei Jahren einen Namen bei der Verteidigung eines somalischen Piraten in Hamburg gemacht hatte, ließ sich nicht erweichen. Bestand auf seinen Beweisantrag: "Es ist meine Pflicht, hier für meinen Mandaten alle Möglichkeiten auszuschöpfen." Man trifft sich also am 14. Oktober in der Schwanenburg wieder.

Davon wird der 34-jährige Emmericher vermutlich nicht viel haben. Blumenstein vertritt gemeinsam mit der Bedburg-Hauer Anwältin Tanja Reintjes einen mitangeklagten Niederländer. Der in 's-Heerenberg wohnende 34-Jährige soll der Lieferant von mindestens sechsmal einem Kilogramm Amphetamin sowie diverser Ecstasy-Tabletten gewesen sein. Oder doch nicht?

Eine Bocholter Hauptzeugin hatte den gesamten Fall bekanntlich im November 2014 ins Rollen gebracht. Vor allem, weil sie sich vom Ex-Freund und deren Lebensgefährtin, die sich vor dem Landgericht Bocholt zu verantworten haben, bedroht gefühlt habe: "Mein Leben war aus den Fugen geraten. Ich bin mit dem Baseballschläger nicht nur ins Bett, sondern auch aus dem Haus gegangen."

Dabei mochte sie einen möglichen anderen Drogenlieferanten, vermutlich einen Freund, nicht nennen. Gestern verweigerte die 44-jährige Produktionshelferin die Aussage. Der Verteidiger nannte hartnäckig Haus- und auch Spitzname, "Büffel", des Verdächtigen. Das verbale Duell mit der nervenstarken Bocholterin endete im Patt.

Ein 56-jähriger Polizeibeamter aus Borken gab an, dass der Niederländer aus Gendringen vermutlich (auch) ein Lieferant von Amphetamin, Marihuana und Gras gewesen sei. Hier ermittelt übrigens die Staatsanwaltschaft Münster. Ob es einen Zusammenhang zwischen dem "Büffel" und "Berg", also dem Niederländer aus 's-Heerenberg, gibt? "Das ist eine gute Frage", sagte der Polizeibeamte. "Menge, Lieferanten, Abnehmer - alle diese Dinge stützen sich allein auf die Aussage der Bocholterin, die nicht objektiv überprüft worden ist", hielt ihm Verteidiger Blumenstein entgegen.

Immerhin gab es einen Anhaltspunkt neben der Festnahme der Angeklagten am 20. März an der Netterdenschen Straße in Emmerich. Zwei Stoffabnehmer hatten Wochen zuvor bei einer Verfolgungsjagd mit der niederländischen Polizei nahe Enschede eine Kilo-Lieferung in höchster Not aus dem Fenster geworfen. An der sichergestellten Drogentüte fanden sich Fingerspuren des angeklagten 34-jährigen 's-Heerenbergers.

(miry)
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