Rees Der Rhein führt viel zu wenig Wasser

Rees · Der Pegel in Rees zeigt 96 Zentimeter, in Emmerich 54 Zentimeter: Große Schiffe dürfen nicht mehr voll beladen werden.Zu wenig Regen: Schiffer müssen sich offenbar darauf einstellen, dass es künftig immer öfters Niedrigwasser geben wird.

 Blick von Warbeyen auf Emmerich unterhalb der Rheinbrücke. Der Rhein führt hier so wenig Wasser wie schon lange nicht mehr.

Blick von Warbeyen auf Emmerich unterhalb der Rheinbrücke. Der Rhein führt hier so wenig Wasser wie schon lange nicht mehr.

Foto: Markus van Offern

Die Promenade in Rees ist derzeit ungewöhnlich breit. Aus den Buhnen am Mühlenturm hat sich das Wasser zurückgezogen, der Rheinboden ist zu sehen. Wer wollte, könnte hier mehrere Meter ins Flussbett spazieren. Grund dafür ist das aktuelle Niedrigwasser. Der Pegel in Rees zeigt 96 Zentimeter, in Emmerich 54, in Wesel 1,46 Meter. Normalerweise zeige der Pegel in Rees fast zwei Meter mehr, so Rainer van Laak, Kapitän der "Stadt Rees".

Die Schiffer müssen bereits vorsichtig sein. Bei Emmerich können die Schiffe nur mit einem Tiefgang bis 2,20 Meter passieren. "Große Schiffe dürfen nicht mehr voll beladen werden", sagt Jörg Schlütter von der Wasserschutzpolizei Emmerich. Einige Frachter hätten sich bereits festgefahren. Bislang hätten sie aber danach unbeschädigt die Fahrt fortsetzen können. Ohnehin gebe es kein Fahrverbot: Jeder Kapitän sei selbst dafür verantwortlich, sich den Wasserständen anzupassen, so Schlütter. Schließlich kenne jeder den Pegel.

Dem Emmericher Hafen bereitet der Wasserstand derzeit noch keine Probleme, weil dort nur Containerschiffe beladen werden. Die haben nicht so starken Tiefgang.

Dass der Rhein derzeit so wenig Wasser führt, liegt an der Trockenheit seit den Sommerferien. Es hat kaum geregnet, der Pegel fiel und fiel. In den letzten Jahren habe man bereits einige Male solche Situationen erlebt. Im Vergleich zur Situation vor 25 Jahren sei es aber extrem geworden, so der Mann von der Wasserschutzpolizei. Offenbar müssen sich die Schiffer darauf einstellen, dass es in Zukunft öfter Niedrigwasser geben könnte. "Wir brauchen dringend Regen", sagt auch Rainer van Laak. Zwar kann sein Ausflugsschiff noch problemlos fahren, aber da der Rhein so tief steht, ist der Zugang über den Steiger extrem steil. Für Rollstuhlfahrer und Eltern mit Kinderwagen wird es da schwierig. Weiteres Problem: Durch vorbeifahrende Schiffe entsteht eine Sogwirkung, die das ankernde Personenschiff noch weiter sinken lässt. Angesichts eines Pegels von aktuell 54 Zentimetern in Emmerich, meint mancher schon, dass er bald zu Fuß durch den Rhein laufen kann. Doch Pegel 54 bedeutet nicht, dass der Rhein dann auch nur 54 Zentimeter tief ist. In früherer Zeit wurde der Pegel Null tatsächlich nach dem Rheinboden festgelegt. Da der Rhein aber am Niederrhein ständig bis zu zwei Zentimeter im Jahr erodiert, das heißt Boden wegschwemmt, stimmt diese Festlegung schon lange nicht mehr. Außerdem ist die Erosion unterschiedlich groß - bei felsigem Boden etwa kaum vorhanden.

Daher hat die Wasser- und Schifffahrtsdirektion einen Vergleichswert eingeführt: den Gleichwertigen Wasserstand (GLW). In Rees wurde der GLW-Wert auf 115 Zentimeter Pegelhöhe festgelegt, in Emmerich auf 80 Zentimeter, in Wesel auf 155 Zentimeter. Bei diesen Pegelwerten garantiert das Wasser- und Schifffahrtsamt eine Mindestwassertiefe von 280 Zentimeter auf einer Breite von 150 Metern. Klingt alles furchtbar kompliziert, führt aber zu einer Faustformel, mit der Kapitäne bestimmen können, ob der Strom noch tief genug ist: Pegelstand minus GLW plus 2,80 Meter ergibt die Wassertiefe.

In Emmerich hat man es einfach: Hier können zum Pegel einfach zwei Meter addiert werden. Die Wassertiefe beträgt in Emmerich also derzeit 2,54 Meter, in Rees 2,61 Meter und in Wesel 2,71 Meter. Der niedrigste Stand des Rheins soll 2003 gemessen worden sein, als der Pegel in Emmerich 28 Zentimeter zeigte. Aber auch da war der Rhein real dann immerhin noch 2,28 Meter tief.

(RP)
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