Haldern Countdown Des Rätsels Lösung heißt "Ben Howard"

Emmerich · Am 10. August beginnt das Haldern-Pop-Festival. RP-Redaktionsleiter Sebastian Peters hat sich die aktuellen Alben der Bands bereits angehört. Hier sein Urteil:

Kate Tempest - Let Them Eat Chaos

Welch ein ambitioniertes Werk, in welch einer bewegten Zeit. Die Britin Kate Tempest ist eigentlich Lyrikerin. Dass sie ihre Gedichte als Rapmusik veröffentlicht - am Ende nur ein Vehikel, um die Botschaften in die Welt zu tragen. "Let Them Eat Chaos" erzählt von sieben nachtwachen Charakteren, die alle auf derselben Straße wohnen, denen das Leben übel mitspielt. Gescheiterte, Gestrandete, Hoffnungslose. Kate Tempest berichtet von diesem Moment um 4.18 Uhr morgens, in dem alle wach sind, und doch alle nicht voneinander wissen. Tempests halb gefluchten, mit viel Empathie vorgetragenen Poems werden nur von dezenter Elektronik, wabernden Synthies sowie ab und an einer E-Gitarre begleitet. Zwei Schlüsselstücke kennt dieses Album: "Europe Is Lost" sucht nach Gründen für das Desaster, und "Tunnel Vision" ist die finale Vereinigung mit der schlichten Botschaft: "Love More".

Klingt nach: Mike Skinner, The Streets (Punkte: 5/5).

A Blaze Of Feather - ohne Album Und plötzlich tauchte da dieser unbekannte Bandname zwischen all den großen Stars auf. Auf britischen Festivalplakaten war von der Band "A Blaze Of Feather" die Rede, und das Internet staunte, denn die Band leistet sich keine Online-Präsenz, keinen noch so klitzekleinen Hinweis darauf, wer sie denn ist. Auch die Website des Haldern-Pop-Festivals hüllte sich in Schweigen. Dann kam die erste Musik und nach und nach lösten Musikfans das Rätsel. Bei "Blaze Of Feather" handelt es sich um Ben Howard und seine Band. Die ersten Songschnipsel, die man bei Youtube hören kann, weisen genau in diese Richtung. Wie bei Howard wird die Gitarre im Pickingstil bedient, und wie bei Howard schmiegt sich eine sanfte Stimme wohlig an die Gitarren. Am Ende ist es: Ben Howard.

Klingt nach: Ben Howard, Elliott Smith, Nick Drake (ohne Wertung).

Emmsje Gauti - 17. November Man muss nicht das alte Klischee von Island und den Geysiren bemühen, aber bisher war alles, was von der Insel zu uns herüberkam, irgendwie typisch Island. Björks Elfengesang, der Nebelschwadenbreitwandrock von Sigur Ros, die fröhliche Folkmusik von Of Monsters And Men. Mit Emmsje Gauti schickt sich nun ein Musiker an, das Island-Klischee zu widerlegen, denn nichts an seiner Musik auf dem Album "17. November" ist typisch. Das ist polyglotte Rap- und R'n'B-Musik, wie sie im Grunde auch in New York, London oder Berlin gesungen werden könnte, nur eben in isländischer Sprache. Das fasziniert deshalb, weil man mit diesen Liedern spürt, wie universell Rap funktioniert, dass er längst eine musikalische Weltsprache ist.

Klingt nach: Drake, The Weeknd

(Punkte: 4/5).

Mahalia - Diary Of Me Die britische Songwriterin Mahalia hat eine Lieblingsposition: mit Gitarre auf dem Sofa oder dem Boden sitzen und entspannt klampfen und singen. Dieser Eindruck entsteht jedenfalls, wenn man ihren Youtube-Kanal studiert, auf dem man bereits einige der Songs des Albums "Diary Of Me" dieser Künstlerin findet. Brave Soulmusik spielt sie, ihr Auftritt ist von erstaunlicher Präsenz, schön anzuhören, aber am Ende doch wenig aufregend. Aber wer will sich schon aufregen, wenn man stattdessen auch ganz entspannt auf dem Sofa sitzen kann?

Klingt nach: Lauryn Hill, Selah Sue

(Punkte: 3/5).

(RP)
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