Emmerich Designerdrogen: "Milchgesichter" angeklagt

Emmerich · Angeklagte (21 und 23) sollen von der Kaßstraße aus ihre Ware quer durch Europa geschickt haben.

Sie sind "Milchgesichter", junge Männer, bei denen man an nichts Böses denkt. Seit November wird am Landgericht Kleve gegen einen 23-jährigen Niederländer und einen 21-jährigen Emmericher mit niederländischem Pass wegen bandenmäßigem und bewaffnetem Handeltreiben mit Drogen verhandelt.

Eine Wohnung in der Kaßstraße wurde dabei als Drogenlager und Packstation benutzt, von dort aus versandten sie seit September 2012 synthetische Drogen europaweit per Post. Bei der Durchsuchung der Wohnung wurden viele Drogen gefunden und auch Waffen. So lagen ein Klappmesser, ein Elektroschocker und ein Schlagstock mit Messerspitze griffbereit an verschiedenen Punkten der Wohnung.

Ihren Internethandel hatten die beiden Niederländer von einem niederländischen Geschäftsmann erstanden. Zunächst hatten sie für ihn die bestellten Waren in Emmerich zusammengestellt, verpackt und per Post an die Besteller im In- und Ausland gesandt. Nach der Verschärfung der deutschen Betäubungsmittelgesetze wollte der Internetshop-Inhaber aus dem Geschäft aussteigen. Gegen ihn wird inzwischen wegen Steuerhinterziehung und Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz ermittelt.

Bei einer Analyse der Drogen wurden 16 verschiedene, dem Betäubungsmittelgesetz unterliegende Substanzen identifiziert. Hinzu kommen 23 sogenannte "Research-Chemicals", synthetische Drogen. Laut Anklage erstanden die beiden Angeklagten ihre Ware über Kontakte aus China und Fernost. Von dort kommen die synthetischen Designerdrogen derzeit massenhaft auf den Markt. Die Entwicklung der Stoffe geht so schnell, dass das Bundeskriminalamt mit der Analyse kaum nachkommt, weshalb etliche der Drogen noch nicht dem Betäubungsmittelgesetz unterliegen.

Deshalb ist es schwer, hier zu einem Urteil zu kommen. Gestern fand der 14. Verhandlungstag statt, es kam lediglich zu Terminabsprachen. So soll der Haupttäter aus den Niederlanden noch per Video befragt werden. Heute geht der Prozess weiter.

(RP)
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