Emmerich Die Bühne der Stadt
Emmerich · Das Stadttheater ist der kulturelle Mittelpunkt Emmerichs. 1968 erbaut, ist es bis heute ein Ort für Künstler und Musiker.
1968 wurde das Emmericher Stadttheater erbaut und seitdem ist es der kulturelle Mittelpunkt der Stadt. Hochkarätige Schauspieler und Musiker waren schon dort. Inge Meysel, Udo Jürgens und Heidi Kabel zum Beispiel. Oder Herbert Hermann, Simone Rethel, Jochen Busse und Ingrid Steeger, die in den nächsten Wochen einen ihrer Auftritte in dem Theater haben werden.
"Es sind aber nicht nur die bekannten Künstler, die unsere Bühne nutzen, sondern vor allem auch die heimischen Gruppen und Vereine", sagt Michael Rozendaal, als Kulturchef der "Hausherr" des Stadttheaters. So wurde das Haus damals aus Mitteln der Schulbauförderung finanziert und als Aula der Realschule für Schulveranstaltungen, Entlassfeiern oder Theaterprojekte genutzt. Blasorchester und Musikvereine geben dort regelmäßig Konzerte. Das Salonorchester Schwarze Rose und das RP Swing Orchester mit dem Hüthumer Bandleader Roelof Postumus sorgen mit ihren Auftritten ebenso für Begeisterung wie die Theatergruppe "Seifenblase" und die Gruppe "Fanta 4". "Alle, dem Stadtverband für Musik angeschlossenen Vereine sind hier aktiv", so Rozendaal.
Etwas Besonderes war auch der Besuch von Evelyn Künneke, die in der Heimat ihres Vaters, des in Emmerich geborenen "Operettenkönigs" Eduard Künneke, einen Auftritt hatte. Im Stadttheater wurde ein Eduard-Künneke-Zimmer eingerichtet mit Möbeln aus dem Nachlass Künnekes aus Berlin, mit dem Original-Koffer, mit seinem Baukasten, womit er die Bühnenbilder aufbaute, mit seiner Flöte und alten Fotoalben.
Aber nicht nur auf der Bühne findet Spannendes, Unterhaltsames und Lustiges statt, auch hinter den Kulissen gibt es viel zu erleben. Der Technikraum hat schwarze Wände, damit das Publikum nicht hineinschauen kann. "Hier kann man über 100 Lichtstimmungen machen, Gewitter und Blitze, Licht von vorne oder von hinten, verschiedene Farben, grell oder Dämmerlicht", erklärt Rozendaal. Einige Lampen sind auf der Bühne angebracht, andere in den Reihen hoch oben über dem Zuschauerraum. "Um an die zu gelangen, muss man schon klettern und kriechen. Jeder Scheinwerfer wird vor der Aufführung per Hand eingestellt." Beleuchter Hans-Bernd de Graaff macht das Ausleuchten anhand eines Regieplanes meist zusammen mit dem Tourleiter.
564 Plätze hat das Theater, die Bühne ist 149 Quadratmeter groß. Im Schnitt sind 25 Personen beschäftigt, damit ein Stück über die Bühne gehen kann, neben dem Beleuchter Leute für die Kasse, die Garderobe, das Catering, Helfer für den Bühnenaufbau, vier Billeteure, die an den Türen stehen, Begleiter für Rollstuhlfahrer und drei Feuerwehrleute, die für die Sicherheit sorgen. "Wir haben neben dem Bühnenvorhang auch einen speziellen Feuerschutzvorhang, der im Brandfall innerhalb von drei Sekunden herunterfällt", erklärt der Kulturchef. Elf Lastzüge gibt es auf der Bühne, die jeweils 120 Kilo tragen können. Zwei Kilometer Drahtseile sind für die Funktion notwendig, Hausmeister Peter Gerritsen übernimmt die Bedienung. Mit dem Bühnenbau wird rund sechs Stunden vor der Aufführung begonnen.
Ein einzelner Garderobenraum mit Esstisch, Polstersesseln und Spiegel befindet sich auf der Bühnenetage, die anderen sechs - teilweise für bis zu zwölf Personen ausgestattet - sind im Keller untergebracht. Ebenso die Toiletten und Duschen für die Künstler. Es gibt auch einen Orchestergraben, der bis zu 50 Musikern Platz bietet. "Der Raum ist eng und warm, da kommen die Musiker ganz schön ins Schwitzen", weiß Rozendaal. "Aber die Akustik ist toll, es klingt im Zuschauerraum sehr gut." Ebenfalls im Keller ist der Batterieraum für die Notlichtanlage, der Sprinkler-, Heizungs- und Abstellraum. Ganz hinten entdeckt man eine Tür.
"Die geht zur Herrentoilette. Udo Jürgens benutzte diese Tür, um vor den Autogrammjägern zu flüchten. Und um danach gemütlich bei Kömkes Hein etwas zu trinken", schmunzelt Rozendaal.