Kommentar Die Fusion: Spürbar für jeden

Emmerich · Die Sparkasse Rhein-Maas hat den Rotstift angesetzt. Die Kürzungen betreffen besonders Emmerich, Rees und Straelen. Das macht deutlich, wo bei dem fusionierten Geldinstitut der Takt vorgegeben wird.

Frustrierend für die Kunden der Sparkasse, frustrierend für alle, die die Sparkasse Emmerich-Rees aufgebaut und entwickelt haben.

Die neue Sparkasse Rhein-Maas macht Nägel mit Köpfen. Die Fusion der Sparkassen Kleve, Straelen und Emmerich war der Not geschuldet. Das war klar. Nicht ohne Grund hat die Stadt Emmerich 12,18 Millionen Euro für die Aufstockung des Eigenkapitalanteils gezahlt.

Dass die Not allerdings so groß ist, dass der Vorstand die Axt ansetzt am Filialnetz, überrascht in diesem Ausmaß.

Wenn Filialen geschlossen und damit Personal abgezogen und auf lange Sicht eingespart werden kann, ist das eine Sache. Wenn aber sogar Geldautomaten abgebaut werden, dann ist der Rückzug aus der Fläche programmiert.

Ein schwacher Trost nur, dass es in Zukunft Geldboten der Sparkasse geben soll, die Bares nach Hause bringen. Fünf Euro kostet dieser Service die Kunden, die den Gang zum nächsten Geldautomaten nicht mehr antreten können, weil es entweder keinen mehr gibt oder ihnen der Weg in die Stadt nicht möglich ist.

Die Kürzungen betreffen Emmerich/Rees und Straelen am meisten. Das macht deutlich, wo bei der neuen Sparkasse der Takt vorgegeben wird. Gerade einmal 13,3 Prozent der neuen Sparkasse gehören Emmerich. Straelens Anteil ist mit 13,8 Prozent unwesentlich höher. Die Stadt Rees, die sich beinahe vollständig aus dem neuen Geldinstitut zurückziehen will, hält gerade einmal noch 1,5 Prozent. Kleve hat 21,1 Prozent. Nach dem Zusammenschluss der Geldinstitute ist der Kreis Kleve mit 50,3 Prozent der große Anteilseigner. Und dessen Verwaltung sitzt auch in Kleve.

Für die Jüngeren wird es durch den Abbau des Filialnetzes wohl kaum Probleme geben. Sie überweisen online, tätigen ihre Bankgeschäfte in ganz anderem Stil als die Generation, für die die Sparkasse noch etwas zu tun hatte mit Heimat und Verbundenheit und die wissen, dass die Sparkasse jährlich gemeinnützige Zwecke im sechsstelligen Bereich unterstützt hat.

Vergessen wir nicht: Ganz früher saßen die Mitarbeiter der Sparkasse im Rathaus und waren Teil der Stadtverwaltung.

Der radikale Schritt des Sparkassen-Vorstands in Kleve räumt mit alten Kostenstrukturen auf, ohne dass dadurch jemand gekündigt werden muss. Wenngleich natürlich Planstellen für die Zukunft wegfallen werden. Das Geldinstitut verabschiedet sich aber auch von einem wesentlichen Merkmal seines Geschäftes und wird Teil eines beliebigen Angebots.

Das sehen die Mitarbeiter der genossenschaftlichen Banken unserer Region vermutlich mit gemischten Gefühlen. Auch die Volksbank Emmerich-Rees hat jüngst Mitarbeitern Angebote gemacht, um den Personalbestand zu verkleinern. Aber das Filialnetz der Volksbank ist noch immer groß. Natürlich ist auch das Geschäft der genossenschaftlichen Banken in diesen Zeiten nicht einfach. Ebenso wie kommunale oder private Geldinstitute leiden sie unter dem Niedrigzins. Das klassische Geschäft des Geldverleihens ist nicht einfach derzeit.

Doch im Gegensatz zur Sparkasse und ihren Trägern - den Städten und dem Kreis nämlich - haben es die Volksbanken mit ihren Genossen zu tun. Mit Menschen, die Anteile halten an ihrer Bank. Sollte eines Tages auch bei den Volksbanken Fusionsgedanken konkret werden, werden die Widerstände gegen einen Kahlschlag bei den Filialen vermutlich größer sein als jetzt bei der Sparkasse.

(RP)
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