Emmerich Die große Wasserschlacht

Emmerich · Der Rat der Gemeinde Kranenburg hat sich bei einer Gegenstimme dafür entschieden, das Wasser in den nächsten 30 Jahren von der Energieversorgung Kranenburg (EVK) zu beziehen. Das Angebot der Stadtwerke Kleve wurde abgelehnt.

 Das Wasserwerk Scheidal gehört zu den Stadtwerken Goch. Von hier aus beliefert der Versorger das Stadtgebiet und vielleicht demnächst auch die Gemeinde Kranenburg.

Das Wasserwerk Scheidal gehört zu den Stadtwerken Goch. Von hier aus beliefert der Versorger das Stadtgebiet und vielleicht demnächst auch die Gemeinde Kranenburg.

Foto: Gottfried Evers

Der Kranenburger Ratssaal war Donnerstagabend gut gefüllt. Das Thema, was die Bürger interessierte, war der neue Konzessionsvertrag Wasser, der auf der Tagesordnung stand.

Seit Wochen ist bekannt, dass die Stadtwerke Kleve und die Energieversorgung Kranenburg (EVK) ein Angebot abgegeben haben. Es geht darum, wer in den nächsten 30 Jahren die Bürger der Grenzgemeinde mit dem kostbaren Gut beliefern darf. Die EVK gehört mehrheitlich, zu 46 Prozent, den Stadtwerken Goch, zu 44 Prozent der Stadtwerke Krefeld Energie und zu 10 Prozent der Gemeinde Kranenburg. Der Rat sprach sich bei nur einer Gegenstimme für einen Vertragsabschluss mit der EVK aus.

Nachdem der Klever Stadtwerke-Chef Rolf Hoffmann im Vorfeld der Entscheidung mehrmals betont hatte, dass es für die Kranenburger langfristig teurer werde, konnten Politik und Verwaltung den Bürgern die Sorge nehmen. "Die öffentlich gehandelten Preise sind aus der Luft gegriffen. Wir werden doch keine Empfehlung an den Rat geben, wenn die Kosten um 50 bis 60 Prozent steigen", sagte Kranenburgs Kämmerer Ferdinand Böhmer. Die Politik bestätigte Böhmer in seiner Aussage, man müsse dem Rat vertrauen, dass er für die Bürger den richtigen Entschluss fasse.

Ausschlaggebend für die Entscheidung war ein Fragebogen, den beide Anbieter ausfüllen mussten. Dort wurde nach bestimmten Bewertungskriterien herausgearbeitet, welches Angebot das bessere ist. Man habe keine Zweifel an der Ordnungsmäßigkeit des Verfahrens, so Böhmer. Das sieht Stadtwerkechef Hoffmann anders. "Uns sind bewusst Informationen vorenthalten worden", sagt er.

Die meisten Bürger interessiert in erster Linie der Preis - und der liegt im Angebot der EVK nur geringfügig über dem des Klever Versorgers. Kleve fordert 1,31 Euro pro Kubikmeter, die EVK 1,33 Euro (je brutto). Schon an dieser Stelle kommt Hoffmann nicht mehr ganz mit: "Wenn die EVK, bei denen die Stadtwerke Goch Mehrheitseigner sind, derart günstig Wasser anbieten können, dann frag ich mich, warum die Gocher Bürger für ihr Wasser einen derart hohen Preis zahlen müssen. Aber das muss Herr Marks seinen Kunden erklären und ist nicht mein Problem." Für Hoffmann sind das Kampfpreise. Er will nicht ausschließen, dass nach fünf Jahren, wenn die Preisbindung ausläuft, das böse Erwachen kommt. Hoffmann hob hervor, dass nach einer Untersuchung der Hochschule Rhein-Waal die Stadt Kleve beim Thema Wasserpreis unter 271 Kommunen auf Platz eins lag. Der Stadtwerkechef erklärt: "Mit dem Wasser wird nämlich richtig Geld verdient, weil da der Bürger nicht wechseln kann."

Was bei den Stadtwerken wesentlich günstiger ist, sind die Hausanschlusspreise. So liegen diese teilweise um 400 Euro niedriger. Für Hoffmann war das Verfahren keins, in dem beide Parteien dieselben Chancen hatten. "Ich bin erschüttert. Die EVK hat dort gepunktet, wo wir anhand der Fragestellung nicht klar erkennen konnten, was gefordert ist. So einen Unterpunkt wie 'Konzept der Investitionsstrategie', den gibt es in der Energieversorgung überhaupt nicht. Hätte man uns gesagt, legt ein schönes Sanierungskonzept vor, dann hätten wir das auch gekonnt." Der Klever geht davon aus, dass man bewusst die Kriterien so gewählt hat, dass die EVK ganz knapp vorne liegt.

Allein die Antwort in der Kategorie "Konzept zur Investitionsstrategie" hat dazu geführt, dass die EVK besser abschnitt. "Jetzt, wo ich weiß, auf welcher Grundlage entschieden wurde, werden wir definitiv klagen. Ich gehe davon aus, dass die Gocher besser wussten, wie die Fragestellungen zu interpretieren sind", sagt Hoffmann. Am Ende lag die EVK nämlich mit 2,36 Punkten nur knapp vor den Stadtwerken, die 2,18 Zähler erhielten.

Warum Kranenburg überhaupt den Anbieter wechseln will, obwohl die Versorgung jahrelang problemlos zu einem günstigen Preis funktionierte, kann Hoffmann nur erahnen: "Es hat wohl etwas mit dem Ego zu tun."

(jan)
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