Emmerich Die Kunst vom Dassendonks-Hof

Emmerich · Das Museum Arenacum in Rindern zeigt Bilder aus dem Nachlass von Leni van Heukelum. Die große Sammlung der Landwirtin wird in Ausschnitten beleuchtet: von Totenzetteln über Teuber bis zur Grafik von Axel Vater.

 Eine dicke Kuh von einem unbekannten Künstler.

Eine dicke Kuh von einem unbekannten Künstler.

Foto: mgr

Sie sammelte leidenschaftlich. Bilder, Grafik, Silberbesteck, Richelieu-Stickerei, Geschirr. Für Biedermeier-Möbel hatte Leni van Heukelum (1924 bis 2001), Landwirtin auf dem Dassendonks-Hof, ein besonderes Faible. Sie kaufte alles, was in ihre überbordende Sammlung passte und was sie für das vergleichsweise kleine Budget, das sie sich als Bäuerin leisten konnte, bekam. Ihre Ziele waren die Flohmärkte in Nimwegen und Arnheim, in Amsterdam und Brüssel. Sie reiste mit ihrer Freundin bis nach Dänemark auf der Suche nach guten Funden. Und Leni van Heukelum war informiert, erinnert sich ihre Freundin Waltraud Aegenheister. Sie wälzte Fachbücher, wusste, dass sie beispielsweise in Dänemark Silberbesteck bestimmter Designer suchen musste - wie Jensen oder Christiansen. Natürlich wurde sie fündig.

Auf den Flohmärkten traf sie auch andere Sammler. Die Brüder Hans und Franz-Joseph van der Grinten. Man sei nie gemeinsam hingefahren. Aber auf dem Rückweg machten alle Station bei Leni van Heukelum auf dem Hof, erinnert sich Aengenheister. Dann wurde um einen Topf Suppe sitzend gefachsimpelt, wurden die Fundstücke begutachtet, eingeordnet, bewertet, Künstlern zugeordnet. Der ganze Hof füllte sich mit Bildern, mit Kunst, mit Möbeln, aber auch mit so nebensächlichen Dingen wie Fingerhüten oder Zigarettenspitzen. Weggeworfen wurde eigentlich nichts, erinnern sich die vielen Freunde, die auf dem Hof ein- und ausgingen, die diskutierend um den Suppentopf gesessen hatten.

 Axel Vater zeichnete auch den Dassendonks-Hof von Leni van Heukelum. Titel des Blattes: "Gehöft hinter den Büschen irgendwo bei Mehr".

Axel Vater zeichnete auch den Dassendonks-Hof von Leni van Heukelum. Titel des Blattes: "Gehöft hinter den Büschen irgendwo bei Mehr".

Foto: Matthias Grass

Nicht zuletzt war da noch die "Wiege" von Joseph Beuys, die die Landwirtin als Biedermeier-Stück ergattert hatte. 1978 ließ sich Beuys mit einem toten Hasen und der Wiege vor dem Hof fotografieren. Bild und Wiege stehen heute im Museum Kurhaus: Ferdinand und Stefan van Heukelum hatten das gute Stück dem Museum als Leihgabe übergeben. Mit Beuys' Kunst konnte Leni van Heukelum nichts anfangen. Sie komme ihr nicht an die Wand, soll sie gesagt haben.

Jetzt wirft das Museum Arenacum ein Schlaglicht auf die Sammlung, zeigt ihren Sinn für gute Bilder, wie das wunderbare "Porträt" einer Kuh von einem unbekannten Künstler, wie der stille Blick durchs Gartentor, den Hermann Teuber als kleine Auflage herausbrachte.

 Frivoles zum Jahreswechsel: Axel Vaters Karten aus der Sammlung.

Frivoles zum Jahreswechsel: Axel Vaters Karten aus der Sammlung.

Foto: Matthias Grass

Zu sehen sind auch Grafiken und Blätter von Axel Vater, der unter anderem den Dassendonkshof skizzierte. Vater, Künstler aus Krefeld, war bis zu seinem Tod künstlerischer Berater des Fördervereins von Museum Schloss Moyland. Roland Verheyen und Eva Sand von Arenacum haben auch die Auseinandersetzung mit dem Tod, den die Bäuerin beschäftigte, dokumentiert: 4000 Totenzettel häufte sie an. Das Rinderner Museum zeigt eine kleine, treffende Auswahl. Im Gegensatz zu den Totenzettel stehen die Lebensbejahenden, frivolen Jahresgrüße im Format größerer Exlibris von Axel Vater, die Arenacum auch zeigt.

Kontakt zu Künstlern hatte die Landwirtin auch über die Sommerakademie in der Mehrer Mühle. Und so mancher ließ ein Werk zurück - als Dank für Gastfreundschaft und offene Tür. Stefan van Heukelum und die Familie freuen sich über die Wertschätzung durch Roland Verheyen und das Museum für die Leidenschaft der Sammlerin. Das kleine Rinderner Museum weiht mit der Schau zugleich auch das ausgebaute Dachgeschoss ein.

Geöffnet ist die Ausstellung sonntags von 14 bis 17 Uhr.

(RP)
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