Emmerich Die Nutrias werden zur echten Plage

Emmerich · Wegen des milden Winters im vergangenen Jahr haben sich die Nager unheimlich vermehrt. Da sie keine natürlichen Feinde haben, breiten sie sich immer weiter aus. Dann kann auf Dauer auch zum Problem für die Deiche werden.

 Die Nutrias buddeln im Uferbereich ihre Höhlen, das kann dort für erhebliche Schäden sorgen. Glücklicherweise sitzen sie noch nicht im Deich.

Die Nutrias buddeln im Uferbereich ihre Höhlen, das kann dort für erhebliche Schäden sorgen. Glücklicherweise sitzen sie noch nicht im Deich.

Foto: Dieker

Sie sehen fast aus wie ein Biber, wiegen stolze 18 Kilogramm und sind inzwischen zu einem echten Problem im Grenzraum geworden. Aus Südamerika sind die Nutrias vor vielen Jahren eingewandert und haben sich hier stark vermehrt. "Die Tiere fühlen sich bei uns wohl, weil es genug Futter gibt und sie keine natürlichen Feinde haben", sagt Martin Brühne, Biologe vom Naturschutzzentrum Kreis Kleve. Ein Fuchs etwa traue sich gar nicht an die großen Tiere und selbst mancher Jagdhund habe den Kampf mit einem Nutria nicht überlebt.

Wegen des milden Winters im letzten Jahr haben sich die Tiere unheimlich stark vermehrt. Das haben auch die Biologen des Naturschutzzentrums beobachtet. "Die Nutrias sind sehr frostanfällig, doch im letzten Jahr gab es kaum Verluste bei den Tieren und sie hatten unheimlich viel Nachwuchs", berichtet Martin Brühne.

Das ist auch an den Zahlen der erlegten Tiere abzulesen, die der Deichverband Xanten-Kleve erfasst hat. Während die Zahl der erlegten Bisamratten mit 2734 Tieren (Vorjahr 2851) fast konstant blieb, hat sie sich bei den Nutrias fast verdreifacht. 2014 brachten die Jäger 1325 Schwänze der Nager zum Deichverband, im Vorjahr waren es noch 572 gewesen.

Der Deichverband lässt die Tiere bejagen, weil sie für erhebliche Schäden an den Uferbereichen der Gewässer sorgen. Sie buddeln dort nämlich Löcher für ihre Höhlen. "Glücklicherweise sitzen sie bei uns noch nicht im Deich, doch wenn sie sich weiter so stark vermehren, kann es auf Dauer auch hier zum Problem werden", sagt Bernhard Schlüß, Geschäftsführer des Deichverbandes Xanten-Kleve. Weil vermehrt Schäden am Ufer durch die Nutrias zu beobachten waren, sind die Nutriasfänger angehalten worden, ihre Tätigkeit auszuweiten. Mit Erfolg, wie die gestiegene Zahl erlegter Tiere zeige

Der Deichverband Xanten-Kleve hat zwölf Fänger im Einsatz, die gezielt Nutrias und Bisamratten jagen. Zu ihnen gehört auch Rudi Hell aus Grieth, der bereits seit 50 Jahren Jagd auf die Nager macht. Als vor einiger Zeit Hochwasser war, war er wieder verstärkt im Einsatz. Danach war es wegen der kalten Witterung ruhiger. "Die Tiere mögen die Kälte nicht, dann bleiben sie in ihrem Bau und kommen nicht heraus", sagt der 78-Jährige.

Regelmäßig kontrolliert er seine Fallen, ob nicht doch ein Tier hineingelaufen ist. Inzwischen ist es nämlich vorgeschrieben, dass die Fänger nur noch Lebendfallen einsetzen dürfen.

So soll verhindert werden, dass bei der Jagd aus Versehen ein Biber getötet wird. Auch die sind jetzt wieder ab und zu in der Region anzutreffen, stehen aber auf der Liste der geschützten Tierarten.

Für Hell ist das Verfahren völlig unverständlich. "Ein Biber hat sich noch nie in eine meiner Fallen verirrt, als Köder benutzte ich nur Möhren, da geht der Biber nicht dran."

Gleichzeitig wäre es unnötige Tierquälerei, die Nutrias lebend zu fangen. Die würden sich nämlich die Schnauze an den Gitterstäben blutig schrammen, weil sie sich aus dem Gefängnis befreien wollen. Hell muss die Tiere lebend mit nach Hause nehmen und dann dort töten. Den Schwanz bringt er zum Deichverband, der den Fängern pro Tier 7,50 Euro Fangprämie zahlt. Jäger erhalten 5,62 Euro pro Tier.

Auch Biologe Martin Brühne befürwortet, dass die Nutrias massiv bejagt werden. "Denn es ist keine heimische Tierart und er frisst auch das Röhricht weg, der eigentlich das ideale Brutgebiet für manche Vogelart ist."

(RP)
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