Haldern Countdown Die Philosophen unter den Rapmusikern

Emmerich · Am 10. August beginnt das Haldern-Pop-Festival. RP-Redaktionsleiter Sebastian Peters hat sich die aktuellen Alben der Bands bereits angehört. Hier sein Urteil:

 Käptn Peng & die Tentakel von Delphi

Käptn Peng & die Tentakel von Delphi

Foto: Plattenlabel

Käptn Peng & die Tentakel von Delphi - Das nullte Kapitel Sie sind die Philosophen unter den Rapmusikern aus deutschen Landen: Die Band Käptn Peng & die Tentakel von Delphi um den Schauspieler und Sänger Robert Gwisdek setzt auf gewitzten Sprechgesang, handgemachte Beats und eine Stilvielfalt von Jazz über Funk und HipHop bis zu Rock. Servieranleitung: Diese Musik nie nebenbei hören, sondern nur unter Einsatz sämtlicher zur Verfügung stehender Gehirnzellen. Diese Texte verlangen volle Hingabe, dennoch wird am Ende das Karussell im Kopf sich heftig drehen.

Klingt nach: Fettes Brot, Ok Kid, Beasty Boys (Punkte: 4/5).

Afghan Whigs - In Spades 20 Nettojahre hat die amerikanische Band Afghan Whigs um ihren Chefkrächzer Greg Dulli nun auf dem Buckel und mit "In Spades" liegt hier nun so etwas wie ein kleines Opus Magnum vor. Natürlich verändert eine Band in zwei Jahrzehnten Geschichte nicht mehr ihren Stil und doch schafft es Dulli noch einmal, so tief in die Seele einzudringen, wie ihm das bei frühen Werken gelang. Dulli leidet. Dulli hofft. Dulli arbeitet sich an jeder Silbe ab. Das hört man mit jedem gesungenen Vers, den der Mann stets aus sich herauszupressen scheint. Jede Silbe schneidet tief ins Fleisch. Die Musik dazu: eine Offenbarung, ein Spektakel, eine Wahntat. Die Afghan Whigs sind wahrscheinlich die Rockband mit der größten Soul-Seele. Und "In Spades" hat so viel Seele wie kaum ein Werk dieser Tage. Groß!

Klingt nach: Twilight Singers (Punkte: 5/5).

Joep Beving - Prehension Der niederländische Pianist Joep Beving ist Teil einer neuen Klassik und steht musikalisch in einer Linie mit Nils Frahm, Ólafur Arnalds und Max Richter. Auf seinem Zweitwerk "Prehension" (dt. Ergreifen) spielt er alleine am Klavier, warme Melodien, wohlige Töne, schnell Tonfolgen, sanfter Anschlag. "Filmmusik" ist man dann als mit den Maßstäben des Pop bewertender Rezensent zu urteilen geneigt, erfasst dann aber nicht die Fülle der Kompositionen. Bevings Musik kann nämlich auch für sich stehen, muss nicht allein mit filmischem Beiwerk begriffen werden. Es bedarf einiger Aufmerksamkeit, die Spannung und Intensität der Musikstücke zu ergreifen. Der Film läuft automatisch im Kopf.

Klingt nach: Ólafur Arnalds, Max Richter, Nils Frahm (Punkte: 4/5).

(RP)
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