Emmerich Die Putzfrau macht reinen Tisch

Emmerich · "Fun-Garden"-Prozess: Am vierten Verhandlungstag sorgten Beschäftigte aus dem Bordell mit ihren Zeugenaussagen für Überraschungen und Verwirrungen. Dennoch ergab sich für den Richter ein deutliches Bild.

Razzia in Bordellen in Emmerich
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Es war die letzte Wendung in einem an Überraschungen reichen Tag, als um 16:29 Uhr Cosmina C. vor die 9. große Strafkammer des Landgerichts Kleve trat, um im Prozess gegen die beiden Betreiber des Bordells "Fun Garden" ihre Zeugenaussage zu machen.

"Ich möchte nichts Schlechtes über ihn (Esed D.) sagen, denn er hat mir geholfen, hier in Deutschland nicht als Prostituierte zu arbeiten", so die 32 Jahre alte Rumänien.

Cosmina C. war vom 28. Dezember 2008 bis zum März 2010 in dem Emmericher Lokal tätig, zuerst für kurze Zeit als Prostituierte ("Das hat nicht gepasst"), den Rest der Zeit dann als Putzfrau, wofür sie mit 700 Euro monatlich in bar entlohnt wurde.

Doch als Christian Henckel, der Vorsitzende Richter der Strafkammer, der Zeugin einige Aussagen aus einer früheren Vernehmung vorhielt, musste sie doch einige Dinge einräumen, die kein gutes Licht auf die beiden Angeklagten Esed D. und Olga G. warfen.

Laut dieser Aussage war sie zugegen, wie für sie ein Kaufpreis von 500 Euro entrichtet worden sei. Diesen habe sie dann als Prostituierte im "Fun Garden" abarbeiten müssen. Der Vorgang sei auch in einem sogenannten "Schuldenbuch" festgehalten worden.

Nachdem die Frau, die unter großer Anspannung stand, zunächst ein eher freundliches Bild ihrer Tätigkeit im "Fun Garden" gezeichnet hatte, räumte sie nach dem Vorhalt einige düstere Details ein. So habe es beispielsweise einen Strafenkatalog gegeben, und auch an Tagen, an denen die Prostituierten ohne Kunden blieben, seien ihnen in dem Schuldenbuch Kosten in Rechnung gestellt worden.

Als ein defekter Whirlpool den "Fun Garden" einmal unter Wasser setzte, habe Esed D. ihr dafür 200 Euro vom Lohn abgezogen. Henckel: "Fanden Sie das nicht ungerecht?" Cosmina C.: "Was konnte ich machen?" Auf die Frage, ob die Prostituierten von alleine ins Bordell kamen oder gebracht wurden, antwortete sie: "Mal so, mal so."

Diese Aussage könnte ein Indiz dafür sein, dass ein Teil des Geschäft aus dem Handel mit Frauen bestand. Zu einer weiteren Klärung kam es allerdings nicht — die Angeklagte sah sich außer stande, weiter auszusagen, so dass Henckel die Verhandlung unterbrach. Die Zeugin soll nun zu einem späteren Zeitpunkt erneut gehört werden.

Auch die anderen Zeugen des vierten Verhandlungstages hatten allesamt mehr oder minder lange im "Fun Garden" gearbeitet, einige von ihnen sind sogar aktuell noch dort tätig. Ihre Aussagen ließen ebenfalls aufhorchen, da sie in einem überraschenden Gleichklang eine gewissermaßen arbeitnehmerfreundliche Preisstaffelung für die Abrechnung der Unterkunftskosten schilderten, die der Staatsanwaltschaft in ihren mehr als zwei Jahre währenden Ermittlungen bislang noch nicht untergekommen war. Und die auch im Widerspruch zu den Dokumenten steht, die den Ermittlern bei der Durchsuchung Ende März in die Hände gefallen waren. Sind die darin festgehaltenen Zahlen korrekt, hatten die Damen recht pauschal pro Tag 50 Euro zu bezahlen, der in diesen Abrechnungen unter dem Punkt "Miete" summiert wurde. Viele der Fragen drehten sich darum, ob es Weisungen oder Zwänge gab. Dies wurde durchweg verneint: "Im Fun Garden gefällt es mir am besten. Ich kann gehen, wohin ich möchte", so ein typischer Satz.

Wenig Verwertbares ergab auch die Aussage einer weiteren Frau aus Osteuropa zu den Fragen, wie viel Zwang ausgeübt wurde. Sie schilderte eine Odyssee durch die Niederlande und Deutschland, bei der in rascher Folge die Städte und Namen sie begleitender Personen wechselten, das konkrete Geschehen jedoch im Vagen blieb.

Der Prozess wird am Donnerstag um neun Uhr fortgesetzt.

(RP/top)
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