Rees Die Rückkehr der Natur

Rees · Das frühere Kiesabbaugebiet Reckerfeld wird mit einem Auenwald rekultiviert. Die Natur soll sich ihren Lebensraum zurückerobern.

 Der Plan für die Rekultivierung des Reckerfeld

Der Plan für die Rekultivierung des Reckerfeld

Foto: Firma Lange

Nach dem Jahrhunderthochwasser 1926 ertüchtigten die Niederrheiner ihre Deiche wieder einmal, um noch besser vor Hochwasser geschützt zu sein. Diese Erhöhung der Deiche bedeutete aber gleichzeitig das Aus für die letzten Auenwälder am Rheinstrom. Damit bezeichnet man Pflanzengesellschaften, die sich bei regelmäßiger Umspülung mit Wasser bilden.

 Landschaftsarchitektin Claudia Lebbing vom Planungsbüro Lange und Rudolf Koß von der Weseler Firma Hülskens bei der Besichtigung der fertigen Flachwasserzone.

Landschaftsarchitektin Claudia Lebbing vom Planungsbüro Lange und Rudolf Koß von der Weseler Firma Hülskens bei der Besichtigung der fertigen Flachwasserzone.

Foto: Diana Roos

Bei der Rekultivierung des Reckerfeldes in Mehr soll - wie bekannt - ein derartiger Auenwald mit einer Größe von rund 5,8 Hektar neu angelegt werden. Zehn bis 20 Jahre soll der Prozess dauern.

Dennoch wird der neue Auenwald nicht dem früheren entsprechen. Waren die rheinnahen Orte früher 100 bis 200 Tage im Jahr andauernd umspült, entstand eine Weichholzaue. "Zumeist mit Silberweiden", weiß Landschaftsarchitektin Claudia Lebbing. Die neue Aue, die nun am Reckerfeld künstlich angelegt wird, werde weniger nasse Phasen haben. "Hier kann sich daher nur eine Hartholzaue bilden", erklärt Lebbing, die beim - von der Abgrabungsfirma Hülskens beauftragten - Moerser Ingenieur- und Planungsbüro Lange für die Bereiche Rekultivierungsplanung und Umweltgutachten zur Genehmigungsplanung zuständig ist. Und nun auch das Reckerfeld betreut.

Auch wenn die Bäume der Hartholzaue weniger überflutungstolerant sind als die Weichhölzer, sind sie keineswegs wasserscheu. Stieleichen und Flatterulmen können bis zu drei Monate im Wasser stehen. Weiterhin angesiedelt werden sollen Schwarzerle, Hainbuche, Zitter-, Silber- und Schwarzpappel. Diese Ufergehölze sollen sich mit Traubenkirsche, Pfaffenhütchen und Schwarzer Johannisbeere zu wertvollen Bruthabitaten für Wasservögel entwickeln.

Bereits während der Abgrabung wurde im nördlichen Bereich eine erste Flachwasserzone für die Wasservögel angelegt. Jetzt sollen noch drei weitere unterschiedlicher Größe folgen. Sie sollen bei Mittelwasserstand des Rheins eine maximale Tiefe von fünf Metern aufweisen, die Ufer möglichst flach ausgebildet werden. Das nördliche Kleingewässer (2600 Quadratmeter) wird südlich des Auenwaldes angelegt und wird von Sand und Kies umgeben sein, das östliche Gewässer (4000 Quadratmeter) von krautigen Uferfluren.

Im Süden der Tagebaufläche wird in Anlehnung an die Altarme des Rheins ein längliches Gewässer (16,9 Quadratkilometer) ausgebildet. Hier sollen Brutmöglichkeiten, Nahrungsstellen und Überwinterungsbiotope seltener Wat- und Wiesenvögel entstehen und für überwinternde Wildgänse zudem Rast- als auch Äsungsplätze zur Verfügung stehen.

Ein Großteil des ausgekiesten Gebietes im Reckerfeld wird der Landwirtschaft zugeführt. Teilweise wird intensive, teilweise nur extensive Landwirtschaft möglich sein.

(rau)
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