Ute Schwabe Die starke Frau an Luthers Seite

Emmerich · Ute Schwabe nennt Katharina von Bora, die Ehefrau des Reformators Martin Luther, ehrfurchtsvoll "die berühmteste Pfarrersfrau der Welt". Vielleicht, weil sie die Aufgaben einer Pfarrersfrau gut kennt: Ihr 2011 verstorbener Mann, Michael Schwabe, war evangelischer Pfarrer in Kalkar. Nun hält sie einen Vortrag über von Bora.

 Ute Schwabe ist Künstlerin und Pfarrersfrau. Am Dienstag referiert sie über eine andere Pfarrersfrau: Katharina von Bora (r.). Von der Geschichte der Frau von Reformator Martin Luther (l.) hat sie viel zu erzählen.

Ute Schwabe ist Künstlerin und Pfarrersfrau. Am Dienstag referiert sie über eine andere Pfarrersfrau: Katharina von Bora (r.). Von der Geschichte der Frau von Reformator Martin Luther (l.) hat sie viel zu erzählen.

Foto: Michael Scholten

Im Reformationsjahr 2017 reden alle über Luther, aber Sie referieren über seine Frau. Warum?

Ute Schwabe Weil Katharina von Bora eine faszinierende Frau war, ohne die Luther sein Werk nicht vollbracht hätte. Sie führte den Haushalt und zog die Kinder groß, damit Luther leben und arbeiten konnte.

Hielt sie ihm nur den Rücken frei oder hat sie ihn auch inspiriert?

Schwabe Ganz sicher. Als Zisterzienser-Nonne war sie theologisch ausgebildet. Sie hat natürlich nicht die Karriere gemacht wie ihr Mann, aber sie hatte eine fundierte Grundausbildung, konnte lesen, schreiben, sprach Latein, kannte sich mit Heilpflanzen und deren medizinischer Anwendung aus. Und sie kümmerte sich um die Finanzen.

Inwiefern?

Schwabe Sie hat dafür gesorgt, dass Luther für seine Schriften Geld nahm. Alles, was er schrieb und durch die Möglichkeiten des Buchdrucks verbreitete, verteilte er zunächst kostenlos. Doch von seinem Dozentengehalt allein konnte die Familie nicht leben. Also hat Katharina nachgeholfen.

Martin Luther und Katharina von Bora heirateten im Jahr 1525. War es eine Liebesheirat?

Schwabe Es war erst eine Zweckehe, aber daraus entwickelte sich eine echte Liebesbeziehung. Katharina von Bora war 16 Jahre jünger als Luther. Er nannte sie seinen "Morgenstern", während die Kirche sie als "Mönchshure" beschimpfte. Sie war eine berühmte Frau, die bewundert, aber auch angefeindet wurde. Leider geriet sie nach ihrem Tod weitgehend in Vergessenheit. Erst in den letzten Jahren haben sich wenige Bücher und Filme mit ihrem Leben auseinandergesetzt.

Katharina von Bora starb 1552, hat Luther also um ganze sechs Jahre überlebt. Konnte sie sein Werk fortsetzen?

Schwabe Sie ist quasi entmündigt worden. Luther hatte zwar testamentarisch verfügt, dass sie die Kinder behalten dürfe, aber das war nicht üblich. Die Notare und Anwälte haben Luthers Testament nicht anerkannt. Da hat es ihr auch nichts genutzt, dass sie vom Kurfürsten sehr geschätzt und mit Geld und Geschenken unterstützt wurde. Auch der dänische König hat Geld gespendet. Aber die zwei Kinder, die noch nicht volljährig waren, wurden einem Vormund zugesprochen.

Sie nennen Katharina von Bora "die berühmteste Pfarrersfrau der Welt". Warum?

Schwabe Es gibt viele Parallelen zwischen ihrem Leben und dem Leben der heutigen Pfarrersfrauen. Wer einen Pfarrer heiratet, hat meist selbst eine gute Ausbildung. Das sind zum Beispiel Lehrerinnen oder Ärztinnen, aber viele geben den Beruf zugunsten ihres Mannes auf, um sich dann in der Gemeinde zu engagieren. Meist geschieht das ehrenamtlich, sofern sie nicht ins Gemeindebüro gehen und dort angestellt werden.

Als die evangelische Gemeinde in Rees am 1. Oktober Pfarrer Norbert Stephan verabschiedete, wurde auch seine Frau Cornelia auf den Altar gebeten...

Schwabe Das war eine ganz wunderbare Ehrung, wie es sie leider nur in wenigen Gemeinden gibt. Norbert und Cornelia Stephan haben über viele Jahre gemeinsam die Reeser Gemeinde vertreten und wurden nun auch gemeinsam verabschiedet. Das hat mir sehr gut gefallen.

DIE FRAGEN STELLTE MICHAEL SCHOLTEN.

(RP)
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