Rees Drei Senioren retten Frau aus dem Rhein

Rees · Ein 69-Jähriger hat bei einem Spaziergang am Montagabend in Rees am Niederrhein eine Frau im Wasser treiben sehen. Blitzschnell bildete er mit zwei anderen Senioren, die zufällig vor Ort waren, eine Kette und zog die 78-Jährige aus dem eiskalten Rhein.

 Norbert Meyboom, Werner Geerlings und Ralf Günther (v.l.) zogen die Frau aus dem Rhein bei Rees.

Norbert Meyboom, Werner Geerlings und Ralf Günther (v.l.) zogen die Frau aus dem Rhein bei Rees.

Foto: van Offern, Markus

Es ist kurz nach 17 Uhr, als Ralf Günther am Montag wie jeden Nachmittag mit seinem Jack-Russell-Terrier Brexi an der Rheinpromenade in Rees spazieren geht. Plötzlich sieht er eine Frau unterhalb der Promenade am Rheinufer an den Steinen sitzen. Als er näher kommt, um nachzusehen, was die Frau dort macht, robbt sie sich ins Wasser. Die Sicht ist zu dieser Uhrzeit bereits schlecht. Die Dämmerung hat eingesetzt. Das trübe Wasser, das der Rhein führt, ist darüber hinaus noch sehr kalt. Die Temperaturen liegen bei maximal vier Grad. Dennoch zögert der 69-Jährige nicht eine Sekunde und eilt der Ertrinkenden zur Hilfe. Auch Norbert Meyboom (73) und Werner Geerlings (62), die wie Günther zu diesem Zeitpunkt am Rhein spazieren gewesen sind, reagieren sofort.

Die drei Männer, die sich nicht kennen, schließen sich kurzerhand geistesgegenwärtig zusammen, um die Frau (78) gemeinsam zu retten. Ehe sie ins Wasser steigen, vergessen sie nicht, die Rettungskräfte zu alarmieren. Dann sichern sie sich selbst ab. "Wir haben eine Kette gebildet, uns an den Händen festgehalten", sagt Günther. Meyboom steht dabei bis zur Hüfte im Wasser. Er bekommt die Frau zu fassen. Günther steht am Ufer auf sehr glitschigen Steinen, mit der einen Hand hält er Werner Geerlings fest, mit der anderen die Leine seines Hundes. "Der wäre wahrscheinlich sonst auch noch in den Rhein gesprungen. Brexi ist nämlich eine echte Wasserratte", betont der Rentner. "Das hätte uns noch gefehlt." Mit vereinten Kräften gelingt es ihnen schließlich, die Frau aus dem Rhein zu ziehen und sie damit vor ihrem wohl sicheren Tod zu bewahren.

Frau blieb unverletzt

Nach Angaben der Retter sei die Frau maximal drei bis vier Minuten im kalten Wasser gewesen. Unterkühlt oder verletzt sei sie nicht gewesen. Sie habe einen großen Mantel angehabt. "Sie war ansprechbar, hat aber nichts zu uns gesagt, soweit ich das mitbekommen habe", sagt Günther. Vieles deute laut Polizeiangaben daraufhin, dass sie versucht hat, sich das Leben zu nehmen.

Wie die Frau blieben auch die drei älteren Männer unverletzt. "Im Nachhinein, wenn man so darüber nachdenkt, hätte uns natürlich auch was passieren können", meint der 69-Jährige. "Wir hätten jederzeit ausrutschen können. Die Strömung hätte uns dann vielleicht mitgerissen. Ganz ungefährlich war das dann doch nicht."

Dennoch, sagen sie, würde jeder von ihnen vermutlich wieder so handeln, wenn sie noch einmal in so eine Situation kommen würden. Das sei doch nichts Besonderes gewesen, sondern selbstverständlich, meinen sie. Die Polizei lobt die drei Retter ausdrücklich für ihr Verhalten: "Sie haben vorbildlich reagiert. Das war ein sehr mutiges, aber dennoch besonnenes Vorgehen", betont Kleves Polizeisprecher Manfred Jacobi. Besonders bemerkenswert sei es aus seiner Sicht gewesen, dass sie so gut zusammengearbeitet haben. "Die drei haben sich nicht gekannt und trotzdem sofort gehandelt. Das war großartig."

Ähnlicher Fall in Düsseldorf

Einen ähnlichen Fall wie in Emmerich gab es zuletzt im Sommer in Düsseldorf. Dort war eine junge Frau von einer Brücke in den Rhein gesprungen. Ein 25 Jahre alter Schiffsmitarbeiter, der das zufällig gesehen hatte, sprang ihr in den Rhein nach rettete sie vor dem Ertrinken. Wie sich später herausstellte, hatte auch diese junge Frau offenbar versucht, sich das Leben zu nehmen.

Die drei Männer aus Rees, die sich zuvor nicht kannten, haben sich am Tag nach ihrer Rettungstat in einem Café getroffen, um noch einmal über das Erlebte zu sprechen. "Bis man das für sich selbst verarbeitet hat, wird es noch dauern", sagt Günther.

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