Emmerich "Echter Zusammenhalt fehlt"

Emmerich · Stadtpfarrer Karsten Weidisch und Kaplan Christian Olding äußern sich über Anfangsschwierigkeiten in St. Christophorus/St. Johannes der Täufer und ihre Pläne für die Zukunft.

 Stadtpfarrer Karsten Weidisch (l.) und Kaplan Christian Olding wollen einiges verändern und die Kommunikation in der Seelsorgeeinheit verbessern.

Stadtpfarrer Karsten Weidisch (l.) und Kaplan Christian Olding wollen einiges verändern und die Kommunikation in der Seelsorgeeinheit verbessern.

Foto: mvo

Im September wurden Pastor Karsten Weidisch und Kaplan Christian Olding in ihr Amt eingeführt. Seitdem sind rund 100 Tage vergangen. RP-Mitarbeiterin Monika Hartjes befragte sie zu einer ersten Bilanz und wie es nach den Turbulenzen der letzten Tage weiter läuft.

Wie geht es Ihnen in Ihrer Gemeinde?

Weidisch Wenn ich zu Weihnachten das Gefühl habe, ich kenne die Leute und fühle mich hier wohl, dann bin ich zufrieden, habe ich damals gesagt. Heute ist es aber leider so, dass ich noch nicht angekommen bin, mir fällt es noch schwer, vom ,Wir' zu sprechen. Hier sind viele Dinge gut auf dem Weg, aber der echte Zusammenhalt fehlt noch. Es gibt viele Konflikte, das ist teilweise sehr anstrengend und auf jeden Fall ernüchternd. Mir persönlich fehlt zurzeit etwas die Freude hier.

Olding: Mir geht es ähnlich. Die Zusammenarbeit innerhalb der fusionierten Gemeinden ist sehr durchwachsen, man muss viele Konflikte aushalten. Da wird auch schon mal versucht, einen Keil zwischen Kaplan und Pastor zu treiben, das ist kräftezehrend und schraubt die Motivation ganz schön herunter.

Wie beurteilen Sie die Arbeit der Gemeindemitglieder vor Ort?

Weidisch Ich freue mich über das große Engagement, für das Mitarbeiterfest im Januar wurden allein 700 Einladungen verschickt. Es geht jetzt darum, alles besser zu vernetzen. Unser Ziel sollte es sein, Dinge weiter zu entwickeln. Es gab viele Kommunikationsprobleme. Wichtig dabei sind mir Ehrlichkeit, Offenheit und Transparenz. Sachebene und Emotionalität, beziehungsweise der Blick auf die eigene Person, gingen schon mal durcheinander, und dann kommt es leider zu solchen Momenten wie den Rücktritt von Frau Köster. Unser gemeinsames Ziel sollte es sein, die Botschaft Jesu hier echt miteinander zu leben und zu verkünden.

Olding Jugendliche zu motivieren wird immer schwieriger. Die Messdiener sind wenige, ihnen fehlt etwas der Nachwuchs, obwohl wir gerade zwei Aufnahmefeiern hatten.

Was möchten Sie verändern?

Weidisch Um die Zusammenarbeit leichter zu machen, wurden die Regelungen für Beerdigungen verändert. Eltern sind uns dankbar für die neuen Taufregelungen. Damit die Kommunikation besser klappt, setze ich mich mit den Vorsitzenden von Kirchausschuss und Seelsorgerat nun regelmäßig an einen Tisch. Ich fände es gut, wenn jede Woche ein Familiengottesdienst stattfinden würde. Wir brauchen eine Vielfalt in den Angeboten, jeder soll sich in der Gemeinde aufgehoben fühlen. Lasst uns mehr mit vielen reden und nicht im kleinen Kreis.

Olding Der letzte Veni-Gottesdienst hatte 200 Besucher. Die Heilig-Geist-Kirche war voll. Wir wollen Veni als Label für neue Jugendarbeit neu aufzeigen. Die jungen Leute sollen Kirche und Glauben als Angebot sehen, mit dem man das Leben gestalten kann.

Sie sind ein junges Team. Ist das ein Vor- oder Nachteil?

Weidisch Das Alter ist nicht so wichtig. In der Hauptschule, wo ich tätig bin, haben mir die Jugendlichen gesagt, dass sie "Bock auf Messe" haben, und deshalb werden wir noch vor Weihnachten eine gestalten. Erst kürzlich hat mir in Dornick eine ältere Dame erzählt, sie freue sich über den frischen Wind, seitdem wir da sind. Solche Aussagen bauen mich auf.

Olding Mit 28 Jahren bin ich vom Alter her nahe an der Jugend dran und spreche ihre Sprache. Die Kommunikation ist nicht immer einfach, aber es gibt doch auch Gemeindemitglieder, die mal sagen: Wir sollen doch froh sein, dass der Bischof uns zwei so junge Leute nach Emmerich geschickt hat.

(moha)
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