Germania-Schornstein Ein Wahrzeichen wird instandgesetzt

Emmerich · Mit 120 Metern ist der Germania-Schornstein das höchste Bauwerk Emmerichs. Der 1914 erbaute Fabrikschlot auf dem heutigen KLK-Gelände wird auch heute noch genutzt. Er muss regelmäßig überprüft und saniert werden.

 Arbeiten in luftiger Höhe. Dieses Bild vom KLK Schornstein entstand vor kurzem, als die Temperaturen noch etwas milder waren.

Arbeiten in luftiger Höhe. Dieses Bild vom KLK Schornstein entstand vor kurzem, als die Temperaturen noch etwas milder waren.

Foto: markus van offern

Wer von der anderen Rheinseite nach Emmerich fährt, kann ihn schon von weitem sehen. Kein Wunder, ist doch der Germania-Schornstein mit einer Höhe von 120 Metern das größte Bauwerk Emmerichs. Zum Vergleich: Die Rheinbrücke kommt auf eine Höhe von 77 Metern.

 Blick aufs KLK-Werk: Rechts der Schornstein, der alle anderen Teile des Betriebs bei weitem überragt.

Blick aufs KLK-Werk: Rechts der Schornstein, der alle anderen Teile des Betriebs bei weitem überragt.

Foto: G. Seybert

Der Schlot, der sich auf dem heutigen Gelände des Chemieunternehmens KLK befindet, ist eine Art Wahrzeichen für die Stadt. Eines, das noch aus einer Zeit stammt, als sich die Industrialisierung ihren Weg bis an den Niederrhein bahnte. Gebaut wurde er von 1914 bis 1922. Und er wäre schon früher fertig gewesen, wenn nicht der Erste Weltkrieg dazwischen gekommen wäre.

Rein technisch handelt es sich bei dem Schornstein um einen Abluftkamin. Den mussten die Oelwerke Germania bauen, weil sich die Nachbarschaft schon kurz nach der Inbetriebnahme des Werks über den unangenehmen Trangeruch beschwert hatte, der bei der Produktion für die Seifenindustrie entstand. Sogar eine Regierungskommission war mit der Prüfung der Lage beauftragt worden und es gab langwierige Gerichtsverhandlungen, wie aus der Chronik des Chemiewerks hervorgeht.

Die Oelwerke Germania sind längst Geschichte. Sie wurden 1970 in "Unichema" (später dann "Uniqema") umbenannt. 1997 kaufte der englische Konzern ICI den Unilever-Ableger. Aber schon 2006 wurde Croda, ebenfalls aus Großbritannien, neuer Eigner. Seit sieben Jahren gehört das Werk dem Unternehmen KLK, das seinen Hauptsitz in Malaysia hat.

Trotz dieser wechselhaften Historie und ständiger Weiterentwicklung der Technik: Der Schornstein ist geblieben und wird weiter genutzt. "Und zwar im Prinzip für den gleichen Vorgang wie damals, als er gebaut wurde, nämlich für die Entlüftung", wie Robert Rütjes erklärt. Der Diplom-Labor-Chemiker ist bei KLK als Leiter Sicherheit und Umwelt tätig. Auch der Schornstein fällt in sein Zuständigkeitsgebiet. Anders als bei den Oelwerken Germania, die unter anderem noch mit Wal- und Fischfetten arbeiteten, kommen bei KLK heute nur noch rein pflanzliche Stoffe, Rohöle und Rohfette, zum Einsatz für die Produktion von Glycerin und Fettsäuren. Aber auch hier entstehen relativ flüchtige Geruchsstoffe, die dann durch den Kamin geschickt werden.

Dabei ist es das Bestreben des Unternehmens, die Geruchsstoffe immer mehr zu reduzieren. Schon seit 2008 gelangt deshalb die Abluft der Anlagen nicht mehr in den Schlot, sondern in so genannte Clayton-Kessel. Nur noch die Immissionen in den untereinander verbundenen Tanks werden über den Schlot ausgestoßen. "Über die Jahre hinweg ist so immer weniger Abluft aus dem Kamin gekommen", sagt Rütjes.

Dennoch: Auch heute ist der Schornstein für KLK trotz seines Alters und fortschreitender Technik noch von Bedeutung. Das Chemieunternehmen nimmt immer wieder Geld in die Hand, um ihn zu erhalten. Regelmäßig wird er überprüft. "Werden Schäden festgestellt, müssen sie zügig ausgebessert werden, damit sie sich nicht vergrößern", erklärt Rütjes. Der Schornstein sei vor allem auf der dem Rhein zugewandten Westseite starken Witterungseinflüssen ausgesetzt. Zudem könnten Mörtel und Steine durch gefrierendes Kondenswasser kaputt gehen. Schäden, die seit Spätsommer ein Spezialunternehmen ausbessert. Weil es momentan zu kalt ist, ruhen die Arbeiten, die auf sechs Monate angesetzt sind. Wegen der Sanierung ist die in der Nähe vorbeiführende Straße Am Halben Mond gesperrt. Was übrigens auch bei Tauwetter geschieht, um auszuschließen, dass Eiszapfen auf die Straße fallen. "Wenn die Sanierungsarbeiten abgeschlossen sind, ist der Schornstein wieder top", sagt Rütjes.

Wie lange der Kamin noch genutzt wird, vermag aber auch der Experte nicht zu sagen: "Das hängt auch davon ab, wie sich die Technik weiterentwickelt."

(RP)
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