Rees Eines der schönsten Häuser in NRW

Rees · Nach dem Verkauf von Haus Schaeling am Rhein haben jetzt die Handwerker dort das Sagen übernommen.

 Das Haus Schaeling ist eingerüstet.

Das Haus Schaeling ist eingerüstet.

Foto: RP-Foto; Michael Scholten

Das denkmalgeschützte Haus Schaeling an der Reeser Rheinpromenade wird derzeit renoviert. Maurer- und Betonbaumeister André Bojahr und seine Mitarbeiter der Suderwicker Firma Farebo führen unter anderem Klinkerarbeiten durch.

Nach dem Tod von Gustav Schaeling im Mai 2015 war die Immobilie, die in die Stadtmauer integriert ist und deren Kern bis ins Jahr 1322 zurückreicht, zum Kauf angeboten worden.

Gustav Schaeling hatte das Haus seiner Familie vermacht. Seine Schwester Pola Bohnekamp bedauert es sehr, dass es nicht mehr in Familienbesitz bleibe, da niemand aus der Verwandtschaft hier lebe und sich um das Haus kümmern könne.

Auf der Internetseite des Maklers wurde der Preis im Dezember 2016 mit 359.000 Euro beziffert. Die Anzeige lobte den guten Zustand des Hauses, lediglich eine "moderate Sanierung" sei nötig. Der neue Besitzer, dem Vernehmen nach ein Reeser, hat das Haus nun einrüsten lassen. Die beauftragte Firma Farebo hat zuvor die evangelische Kirche in Suderwick, das Alte Pastorat in Hünxe und die Luggesmühle in Bottrop restauriert.

Der Chefarzt des ehemaligen Reeser Krankenhauses, Dr. Gustav Schaeling, erwarb die Immobilie, die in ihrer langen Geschichte auch mal das Haus des Reeser Nachtwächters war, in den 50er Jahren und ließ sie drei Jahre lang renovieren.

Bereits mit 31 Jahren war Dr. Schaeling (geb. 1887) als Chefarzt nach Rees gekommen. Aufopfernd versorgte er die Reeser Bevölkerung und es gelang ihm sogar im Krieg, die Arbeit im Krankenhaus aufrechtzuerhalten bis zur gänzlichen Zerstörung der Stadt. Doch bereits nach neun Monaten konnte das in Aspel ausquartierte Lazarett wieder zurück ins Krankenhaus ziehen.

Nach seinem Ausscheiden als Chefarzt mit 74 Jahren praktizierte er noch in seinem Privathaus am Bär, bis er sich zur Ruhe setzte und mit seiner Ehefrau in sein Haus am Mühlenturm zog. Nach seinem Tod 1971 lebte hier seine Frau Charlotte bis zu ihrem Tod 1978.

Sein Sohn Gustav Schaeling, langjähriger Chef der Dresdner Bank in Wiesbaden mit fast 30 Geschäftsstellen, nutzte das Haus als Sommersitz. Nach seiner Pensionierung wurde es wieder der erste Wohnsitz des Junggesellen und Weltbürgers. "Stolz sollte man nicht sein, aber ich bin froh, dass ich es habe", sagte Gustav Schaeling in einem Interview mit dem Westdeutschen Rundfunk, der das Haus Schaeling zu einem der schönsten Häuser Nordrhein-Westfalens gekürt hatte.

Schaeling saß täglich mehrere Stunden im Turmzimmer, las dort Zeitungen, studierte im Internet die Finanzmärkte oder genoss den unverbauten Blick auf den Rhein.

Bis heute gehört das Haus Schaeling im Einklang mit dem Mühlenturm zu den meistfotografierten Gebäuden der Reeser Rheinpromenade.

(RP)
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