Emmerich Eisbergsalat aus Spanien für 2,99 Euro?

Emmerich · Wenn niederrheinische Felder außer Kohl nicht mehr viel hergeben, kann der Verbraucher normalerweise noch immer günstig Gemüse aus Südeuropa kaufen. Doch Frost und viel Regen im Süden lassen derzeit die Preise explodieren.

Emmerich: Eisbergsalat aus Spanien für 2,99 Euro?
Foto: Evers Gottfried

Beim Gang durch die Obst- und Gemüseabteilung eines Supermarktes glaubt derzeit manche Hausfrau ihren Augen nicht trauen zu können: 2,99 Euro für einen mickrigen Eisbergsalat, eben so viel für Zucchini, die der Kundschaft vor wenigen Monaten geradezu hinterhergeworfen wurde.

Beim Spinat sieht es nicht viel besser aus - was ist da los? Natürlich ziehen im Winter die Preise für viele Gemüsesorten immer deutlich an, aber nicht in dem Maße wie derzeit. Die schlichte, aber folgenreiche Begründung: Der harte Winter in Europas Süden hat weite Teile der Ernte zunichte gemacht. Und das bekommt der Verbraucher auch am Niederrhein zu spüren.

Auf dem Wochenmarkt ist von Mangel nichts zu bemerken, wohl aber von angezogenen Preisen. Am Stand von Marktbeschicker Sven Angenendt liegt alles aus, was die Kundschaft nachfragt: Wintergemüse in allen Sorten, Wurzelgemüse, Kartoffeln, aber auch Salate und appetitlich aussehendes Obst. Zu Preisen, die Angenendt sonst nicht verlangt. "Unser Eisbergsalat kostet im Moment 2,80 Euro, der kleine Endiviensalat 2,90 Euro das Stück, für größere Köpfe müssen wird sogar 3,80 nehmen", erklärt eine Verkäuferin. Sie wundert sich selbst, dass die Kunden das mitmachen, aber sie wollten wohl nicht auf die gewohnten Lebensmittel verzichten. "Immer nur Kohl und Möhren, wie das im Winter früher war, wollen die Leute heute nicht mehr. Da zahlen sie lieber die hohen Preise."

Dass Feldsalat oder Endivien von niederrheinischen Landwirten derzeit so teuer ist, lässt sich angesichts einiger Wochen Frost und hoher Energiekosten noch verstehen. Aber greift dasselbe Argument auch für Spanien und Italien? "In diesem Jahr schon", weiß Irmgard Straeten, die mit ihrem Mann Christoph einen Gemüsebetrieb in Straelen führt. Straeten wurde im vergangenen Jahr sogar zum "besten Ackerbauer des Jahres" gekürt, Salate, Spinat und Mangold sind seine Spezialitäten. Derzeit wird kaum etwas produziert - erst im März wird wieder eingesät, so dass es ab Mitte April wieder Frisches geben dürfte. "Wer im Winter Salat haben möchte, muss größtenteils auf Produkte aus dem Süden zurückgreifen. Wenn dort aber auch schlechtes Wetter herrscht, sind die Preise eben entsprechend." Hiesige Landwirte kennen das Problem: 2016 hatte der Betrieb Straeten wie viele andere am Niederrhein erhebliche Einbußen durch die Starkregenfälle im Frühjahr zu verzeichnen. Einige Kulturen waren regelrecht ertrunken.

Sabrina Bossmann vom Vermarkter Landgard beschreibt die Situationu: "Aktuell stammen die Produkte vornehmlich aus Spanien, Italien und Frankreich. Dort war der Winter in diesem Jahr ungewöhnlich lang, kalt und regenreich. Dadurch gab es teilweise massive Ernteausfälle, beispielsweise bei Eissalat, aber auch bei Blattsalaten, Tomaten, Gurken, Paprika, Zucchini, Auberginen oder Brokkoli aus Freilandproduktion. Die knappe vermarktungsfähige Ware kommt zu entsprechend höheren Preisen in den Handel." Im Herbst sei es übrigens umgekehrt gewesen - damals ließ die milde Witterung die Preise sinken, wodurch der Preissprung jetzt noch mehr auffällt. Bossmann: "Auch bei Zitrusfrüchten konnte nach anhaltenden Regenfällen in der Region um Valencia nicht wie gewohnt geerntet werden, so dass auch hier die Preise gestiegen sind. Durch die bestehenden Schäden wird die Ware voraussichtlich bis in den März hinein knapp bleiben."

Dass die Verbraucher trotz der hohen Kosten auf Feldsalat und Co. bestehen, sei heute eben so, erklärt auch Bernhard Rüb, Pressesprecher der Landwirtschaftskammer. "Eingelagertes ist da kein Ersatz, und immer nur Kohl wollen die Leute eben auch nicht."

Vermehrt werde Kohl schon deshalb nicht gekauft, weil er ja nun einmal erst produziert werden müsse. Wenn jetzt im Süden eine Knappheit herrsche, könne der nicht rückwirkend durch hiesige Ware begegnet werden.

(RP)
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