Emmerich Emmericher Eltern kämpfen gegen Drogen

Emmerich · Im vergangenen Jahr starben fünf Menschen in Emmerich an den Folgen ihrer Sucht. Seit Jahren macht der "Elternkreis Drogeninitiative" auf das Problem aufmerksam und beklagt mangelnde Unterstützung.

 Mit einem Kreuz und Rosen machten Brigitte van der Veen-Scheike und weitere betroffene Eltern auf das Drogen-Problem aufmerksam.

Mit einem Kreuz und Rosen machten Brigitte van der Veen-Scheike und weitere betroffene Eltern auf das Drogen-Problem aufmerksam.

Foto: kds

Man muss sich nur einmal etwas Zeit für ein Gespräch mit den Aktiven des "Elternkreis Drogeninitiative" nehmen, um die nach wie vor auch in unserer Stadt, und besonders sogar hier, bestehende Drogenproblematik zu erkennen. "Die meisten Menschen verdrängen das Thema, weil sie nicht direkt betroffen sind", erklärten Brigitte van der Veen-Scheike und Helene Heeg, die am Samstag anlässlich des Gedenktages für verstorbene Drogenabhängige mit weiteren Betroffenen in der Steinstraße drei Stunden lang einen Info-Stand unterhielten.

Vorbei laufende Menschen bekamen eine Rose und ein Info-Blatt mit der Überschrift "Leben retten" - und wer will das nicht?

In Emmerich starben allein im vergangenen Jahr fünf Menschen an den Folgen ihrer Sucht und damit wuchs die Zahl der in den vergangenen Jahren registrierten Fälle auf über 120. In Deutschland war 2013 mit 1002 Verstorbenen erstmals seit Jahren wieder ein Anstieg der Zahl von Drogentoten zu beklagen. Das nimmt die Elterninitiative erneut zum Anlass, Instrumente im Kampf gegen den Drogen- und Alkoholtod und für menschenwürdiges Überleben zu benennen: Konsumräume, in denen Drogenabhängige die Möglichkeit zum hygienischen Konsum in einem geschützten und medizinisch betreuten Umfeld haben, Sicherung von Substitutionspraxen und eine Normalisierung der Verschreibungsverordnung für so genannte "Ersatzdrogen" und Ersatzstoffe und schnelle Verfügbarkeit von Gegenmitteln bei Opiatvergiftung.

Mit großer Besorgnis stellt Brigitte van der Veen-Scheike fest, dass es in Emmerich viel zu wenig Anlaufstellen für Betroffene gibt: "In anderen Städten sind solche Stellen rund um die Uhr geöffnet, hier gibt es nur eine in der Königstraße, die nur stundenweise geöffnet und dann überlaufen ist." In den 1980er Jahren war noch jede zweite Familie betroffen, die Dunkelziffer ist hoch und man weiß, dass die Problematik nach wie vor alarmierend ist und sich durch alle Schichten der Bevölkerung zieht. "So sterben noch immer jährlich mehrere Menschen in unserer Stadt auch an Spätfolgen der Suchterkrankung", stellen die Aktiven fest.

Eine Auflistung mit 100 Namen gab am Info-Stand ein beredtes Zeugnis der Folgen dieser furchtbaren Krankheit. Denn dass es sich bei der Sucht um eine Krankheit handelt, die dazu nur sehr schwer zu bekämpfen ist, hätten viele Menschen noch immer nicht erkannt. "Wenn unsere Söhne mit roten Augen nach Hause kamen, haben wir das lange Zeit auf den Mofa-Fahrtwind zurückgeführt", berichtet Helene Heeg, die zwei Söhne nach langem Kampf gegen die Sucht verlor. Und eine andere Frau erzählte, dass sie ihr gesamtes Vermögen aufwenden musste, um ihren Sohn zu retten, was nach 30 Jahren endlich gelang

Der Elternkreis umfasst 40 Mitglieder, die sich von der Politik auch am Samstag allein gelassen fühlten

(RP)
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