Rees Erntedank mit Huhn, Hund und Alpaka

Rees · Für Andreas Scholten ist der Niederrhein die Heimat. Der malende Bauer mit Traberhof in der Reeser Idylle feierte jetzt bei sich ein Erntedankfest. Seine Töchter will er nicht weiter wegziehen lassen als nach Haffen, scherzt er.

Rees: Erntedank mit Huhn, Hund und Alpaka
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Zwei Pferde, drei Alpakas, ein Hund und ein Huhn - Diakon Martin Beckers und Pfarrer Erwin Krämer spendeten beim ökumenischen Familiengottesdienst auf dem Traberhof Scholl jetzt auch der niederrheinischen und exotischen Tierwelt ihren Segen. Eingerahmt von Strohballen und Maiskolben feierten 180 Mitglieder und Gäste der evangelischen Kirchengemeinde Haffen-Mehr-Mehrhoog einen malerischen Erntedankgottesdienst, der von der Chorgemeinschaft und dem Posaunenchor der Gemeinde musikalisch begleitet wurde.

Die Idee, das Erntedankfest mit vielen Besuchern auf seinem Bauernhof zu feiern, hatte Andreas Scholl. "Ich fand es seltsam, dass die Menschen zum Erntedankgottesdienst in die Kirche gehen, aber ansonsten mit der Landwirtschaft nicht mehr viel zu tun haben", sagt der 42 Jahre alte Bauer. "Viele Menschen nehmen es heute als selbstverständlich hin, dass sie zu jeder Jahreszeit jede Art von Lebensmitteln kaufen können, aber sie haben überhaupt keine Bindung mehr zu den Produktionsstätten." Seinen Berufsstand sieht Andreas Scholl zu Unrecht in der Kritik. "Wie wir in den Medien dargestellt werden, entspricht oft nicht der Realität. Wir liefern Lebensmittel in höchster Qualität und sind so umweltfreundlich wie nie zuvor. Trotzdem heißt es oft, die Bauern verpesten die Umwelt."

Andreas Scholz ist stolz auf den Zusammenhalt der Haffener und Mehrer Bauernhöfe hinter dem Deich. "Meine Nachbarschaft erstreckt sich über drei Kilometer, ich kann jederzeit jemanden um Hilfe bitten. Dieses Gemeinschaftsgefühl bedeutet für mich Heimat." Gern bringt er dieses Heimatgefühl und die Schönheit des Niederrheins auch in seinen Cartoons zum Ausdruck. Als "zeichnender Bauer" ist Andreas Scholl bekannt durch Kunstausstellungen, durch sein Buch "Querfeldein am Niederrhein" und mehrere WDR-Sendungen wie "Lichters Schnitzeljagd" und "Das 24-Stunden-Quiz". Dabei stellt der Niederrhein den Zeichner immer wieder vor neue Herausforderungen: "Ich habe keine Möglichkeit, den Hintergrund mit Bergen auszufüllen, sondern kann nur einen horizontalen Strich ziehen. Die Bildtiefe muss ich dann durch andere Stilmittel erreichen."

Wie schön der Niederrhein ist, wurde Andreas Scholl erst in den vergangenen Jahren bewusst, je mehr auswärtige Gäste auf den Traberhof Scholl kamen, um dort in einem der vier Ferienzimmer zu wohnen: "Wir haben hier alles, was typisch für den Niederrhein ist: den Deich, den unglaublich weiten Horizont, die Baggerseen, die Wildgänse und den Rhein mit seinen Schiffen, die wir abends tuckern hören." Die Natur sei die große Chance für den Tourismus am Niederrhein, ist Andreas Scholl überzeugt. "Ich kann mir nicht vorstellen, jemals irgendwo anders zu wohnen", sagt er. Dass seine Töchter Luna, Serafina und Wega dies eines Tages anders sehen könnten, bereitet dem Familienvater Kopfzerbrechen: "Ich will ihnen natürlich keine Chancen verbauen, aber wenn alle drei wegziehen würden, hätte ich doch sehr daran zu knacken." Wie weit dürften sie denn guten Gewissens wegziehen? "Haffen wäre okay", lacht Andreas Scholl und ergänzt: "Möglichst in Sichtweite."

In seiner Familie achtet der Bauer auf eine bewusste Ernährung. Erdbeeren, Bohnen, Kürbisse und andere Erzeugnisse stammen aus dem eigenen Nutzgarten, ein großer Kräutergarten liefert alles, was der Hobbykoch für die Zubereitung niederrheinischer Spezialitäten benötigt. Was er kocht, richtet sich oft nach der Jahreszeit. "Wenn wir viel Weißkohl und viele Kürbisse haben, wird es gemüselastig. Im Winter gibt es viel Wild, weil ich auch Jäger bin. Karnickel ist meine Lieblingsspeise."

So bereitete Andreas Scholl vor zweieinhalb Jahren auch für Fernsehkoch Horst Lichter ein Kaninchen zu, als der mit Kamerateam auf dem Traberhof Scholl zu Gast war. Lichter blätterte begeistert in Scholls Buch und ließ sich von den Töchtern Luna und Serafina bereitwillig ein dressiertes Huhn auf den Kopf setzen. Das talentierte Geflügel ist inzwischen einen natürlichen Tod gestorben, doch die Töchter haben zwei neue Hühner dressiert. Die hören auf zwei ungewöhnliche Namen: Angela Merkel und Rose.

(RP)
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