Rees "Es geht nur noch um den Preis"

Rees · Robert Klinkhammer ist Landwirt mit Leidenschaft. Sein Hof, Haus Laakhausen in Empel, hat Tradition. Die Zukunft kleinerer Betriebe sieht er jedoch nicht rosig.

 Robert Klinkhammer züchtet seit 1989 Jersey-Rinder mit hoher Milchleistung und zartem Fleisch. Das Kerngeschäft vom Haus Laakhausen in Empel bleibt aber der Eierverkauf.

Robert Klinkhammer züchtet seit 1989 Jersey-Rinder mit hoher Milchleistung und zartem Fleisch. Das Kerngeschäft vom Haus Laakhausen in Empel bleibt aber der Eierverkauf.

Foto: Michael Scholten

Es gibt viele Bauernhöfe am Niederrhein, doch kaum einer empfängt so viele Besucher wie das Haus Laakhausen in Empel. Selbst der Weltverband der Jersey-Züchter traf sich schon auf dem Hof von Robert Klinkhammer und Heidrun Weber-Klinkhammer. Am heutigen Mittwoch informieren sich die Senioren-Union Rees und der Kreis Klever CDU-Bundestagskandidat Stefan Rouenhoff über die modernen Geschäftsmodelle des traditionsreichen Familienbetriebs.

Der Legende nach ist Haus Laakhausen über 600 Jahre alt und ist durch einen unterirdischen Gang mit der Burg Empel verbunden. "Wir haben den Gang aber nie gefunden", versichert Robert Klinkhammer. Seine Großeltern pachteten den Hof im Jahr 1925 mit 60 Hektar Land, seine Eltern kauften ihn 1955 mit 30 Hektar.

Ein Jahr später kam der heutige Besitzer zur Welt. Er baut auf 30 eigenen und 22 gepachteten Hektar vor allem Weizen und Mais an. "Das Geld kam aber immer aus der Hühnerhaltung", sagt Klinkhammer, "auch heute noch ist der Verkauf von Eiern unser Kerngeschäft." Da wundert sich der Besucher, dass Haus Laakhausen gar keine Hühner hat.

Im Jahr 2004, als die damalige Landwirtschaftsministerin Bärbel Höhn neue Gesetze gegen die Käfighaltung von Hühnern erließ, schafften die Klinkhammers ihre 3500 Legehennen ab. "Wir hätten mindestens 300.000 Euro in einen neuen Hühnerstall investieren müssen, hatten aber gerade erst den Kuhstall für 250.000 Euro erweitert", rechnet Robert Klinkhammer vor. "Also suchten wir uns einen Partner, der die Eier erzeugt, die wir verkaufen."

Das geschieht seit zwölf Jahren, 80 Kilometer von Rees entfernt, in Kleingruppen von jeweils 20 bis 40 Tieren. Die Hennen haben eine Sitzstange, können sich in Legenester zurückziehen, der Kot fällt durch einen perforierten Boden. Anders als bei der Bodenhaltung, die zuletzt durch das Insektengift Fipronil in die Schlagzeilen geriet, würden etwaige Krankheitserreger nur die Kleingruppe befallen und nicht den gesamten Bestand der Legehennen.

Bei den "Eiertouren", die Robert Klinkhammer und Heidrun Weber-Klinkhammer mehrmals wöchentlich mit zwei Kleinbussen fahren, beliefern sie 600 Privatkunden im Kreis Kleve und in Oberhausen mit Eiern. Die letzten Hühner und Gänse, die der Hof aus nostalgischen Gründen hielt, hat sich der Fuchs geholt.

Heute dominieren die Kühe, insbesondere die Jersey-Rinder, die ursprünglich von der Kanalinsel Jersey stammen und eine hohe Milchleistung haben. Die Klinkhammers züchten die Rinder seit 1989 und halten 25 eigene und 21 fremde Kühe. Deren Milch hat einen besonders hohen Fett- und Eiweißanteil. Zweimal täglich werden die Tiere auf dem Fischgrätenmelkstand gemolken, ihre Milch wird von einer Molkerei aufgekauft.

Das Fleisch der verhältnismäßig kleinen und mageren Jersey-Rinder ist zart und cholesterinarm, liegt preislich aber über dem anderer Rinderarten. "Wir haben in Westeuropa das Problem, dass es kaum um Qualität geht, sondern nur noch um den Preis", sagt Robert Klinkhammer. Entsprechend gering ist der Absatz, den er mit Jersey-Rinderbraten (zehn Euro pro Kilo) oder den Filetstücken (26 Euro pro Kilo) erzielen kann.

Wer sich über den Hof führen lässt, merkt Robert Klinkhammer die Leidenschaft für seinen Beruf an. "Ich will noch zehn Jahre arbeiten, mein Rentenanspruch beginnt mit 70, dann sind auch die Kredite für die Erweiterung des Kuhstalls abbezahlt", sagt er. Künftig will er verstärkt Rinder von anderen Bauern aufnehmen, auch wenn er weiß, dass die Zukunft von Haus Laakhausen nicht rosig aussieht: "Kleine Betriebe werden verschwinden, große Betriebe werden überleben." Der Nachbarhof hat zum Beispiel 350 Rinder, vier zusätzliche Angestellte und bildet eine Kommanditgesellschaft (KG) mit Höfen in Helderloh und Heeren-Herken.

Doch vorerst bleibt Haus Laakhausen seinem Image als Einzelkämpfer treu. Bei einer Führung (Vereinbarung unter Telefon 02851 97550 möglich) können Besucher eine Kombination aus bäuerlichem Idyll und modernen Geschäftsstrategien erleben und im hofeigenen Laden stöbern. Dort gibt es neben Eiern und Fleisch auch Kartoffeln, Äpfel, Birnen, Marmelade und Honig aus niederrheinischer Produktion.

(RP)
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