Rees Hetze gegen Flüchtlinge: Facebook-Gruppe wird geschlossen

Rees · Nachdem ein junger Mann in der Facebook-Gruppe "Du bist Reeser" gegen Flüchtlinge gehetzt hat, sind etwa 1000 Mitglieder ausgetreten. Die Betreiber wollen die Gruppe jetzt ganz schließen. Der Staatsschutz ermittelt.

"Alle vergasen. Das Pack ausrotten." Zwei Auszüge aus der Diskussion am Montag in der Gruppe "Du bist Reeser". Viele Mitglieder traten nach den Hetz-Kommentaren aus der Gruppe aus.

"Alle vergasen. Das Pack ausrotten." Zwei Auszüge aus der Diskussion am Montag in der Gruppe "Du bist Reeser". Viele Mitglieder traten nach den Hetz-Kommentaren aus der Gruppe aus.

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Der Anlass: Die Organisatoren dieser Seite waren nicht gegen den Beitrag eines jungen Mannes aus Millingen vorgegangen, in dem dieser am Montag erklärt hatte, Flüchtlinge am liebsten "ausrotten und vergasen" zu wollen.

Sascha Jonkhans, der die Seite mit seiner Ehefrau Sandra betreibt, erklärte angesichts dieser Entwicklung und nach der Veröffentlichung des Vorfalls in der Rheinischen Post, dass die Seite nunmehr gelöscht werde. "Meine Frau und ich möchten mit der Schließung dieser Gruppe ein Zeichen setzen und ganz klar deutlich machen, dass wir uns nicht mit rechtsdenkenden Menschen auf eine Ebene stellen", so Jonkhans. Danach war die Seite geschlossen.

Reagiert hat auch Facebook. Die Seite des Millingers war ab gestern Mittag nicht mehr zu erreichen.

Mittlerweile beschäftigt sich auch die Kriminalpolizei in Emmerich mit dem Fall. Die Beamten kümmern sich um den strafrechtlich relevanten Vorwurf der Volksverhetzung. Mit dem jungen Millinger, der bei einer Baufirma arbeitet, wird sich zudem der Staatsschutz der Polizei befassen, um abzuschätzen, ob eine Gefährdung von ihm ausgeht.

Im Krefelder Polizeipräsidium, in dem der Staatsschutz arbeitet, hieß es: "Die Kollegen beschäftigen sich mit dem Fall. Der betreffende Mann ist hier allerdings nicht sonderlich in Erscheinung getreten." Der Eindruck verdichtet sich, dass es sich um einen Zeitgenossen mit wenig Durchblick, aber viel Hass und Verachtung handelt.

Zu dieser Einschätzung passt auch ein Foto, das der junge Millinger auf seiner Seite hatte. Zu sehen war dort ein Arbeitskollege des Mannes mit Migrationshintergrund. Das sei der "Bauhase", hieß es dazu. Dann verhöhnte der Millinger und ein weiterer Besucher der Seite den Mann. Statt eines Presslufthammers solle man ihm Messer und Gabel geben. Und schließlich tönen die Beiden, dass Menschen wie er ihre Häuser mit Fäkalien errichteten.

Ärgerlich scheint für den jungen Hetzer übrigens sein Nachnahme zu sein, den einige Facebook-Nutzer am Montag so deuteten, als habe er selbst einen Migrationshintergrund. Das geht aus einem Dialog hervor, den wir gestern veröffentlicht hatten. Der Millinger hatte empört geschrieben (original): "Und mein Name ist ein deutscher. Und sei vorsichtig mit deinen behauptungen."

Auf welch erschreckend niedrigem Niveau sich auch andere Kommentare auf der Seite "Du bist Reeser" bewegten und welches Gedankengut dort verbreitet wurde, machte ein Beitrag deutlich, der gestern dort noch nachzulesen war. Es geht um Flüchtlinge. Wir geben ihn im Original wieder: "Die flüchten vor krieg, aber komisch fast 80% junge männer die ihr land verteidigen sollten und nicht feige abhauen, den die kinder und frauen sind denen doch egal, die können abgeschossen werden, hauptsache ich bin in sicherheit, das soll ich gutheisen, im leben nicht, das würde ein deutscher nicht machen, der kämpft für sein land."

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(ha)
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