Emmerich Feuer und Flamme für den Niederrhein

Emmerich · Ab Sonntag ist das Preußen-Museum endgültig Geschichte. Dann nimmt das neue Niederrheinmuseum nach langem Umbau feierlich den Betrieb auf. Gezeigt wird die ambitionierte Schau "Wesel und die Niederrheinlande".

 Museumschef Veit steht inmitten des Großpanoramas, er zeigt auf die Darstellung verbrannter Luther-Schriften. Eine dreidimensionale Anmutung entsteht für den Betrachter, wenn er auf die Kulisse blickt, die größtmögliche Ähnlichkeit mit dem Wesel des 16. Jahrhunderts haben soll.

Museumschef Veit steht inmitten des Großpanoramas, er zeigt auf die Darstellung verbrannter Luther-Schriften. Eine dreidimensionale Anmutung entsteht für den Betrachter, wenn er auf die Kulisse blickt, die größtmögliche Ähnlichkeit mit dem Wesel des 16. Jahrhunderts haben soll.

Foto: Ema

Ein kreisrundes, dreidimensionales Großpanorama verleiht künftig im Museum eine Ahnung davon, wie schön der Weseler Markt im 16. Jahrhundert gewesen ist. Der Betrachter steht in der Mitte dieses vier Meter hohen und 12,65 Meter langen Panoramas, sein Blick wandert entlang von Fassaden und historisch belegten Szenen auf den mächtigen Willibrordi-Dom. In spätmittelalterlichen Gewändern sind in dieser Szenerie heutige Weseler Lokalprominente zu sehen. Das Großpanorama ist das Herz der Ausstellung "Wesel und die Niederrheinlande", die am morgigen Sonntag im neuen LVR-Niederrheinmuseum, dem ehemaligen Preußen-Museum, eröffnet wird.

Der Betrachter fühlt sich wie in einer Zeitmaschine. Das Museum wählt bewusst diesen populärwissenschaftlichen Ansatz: Es wendet sich nicht nur an ein Spezialpublikum, sondern die ganze Familie. Ausgehend von diesem Großpanorama im Eingang wird sich der Besucher das ganze Museum erschließen können. Die auf dem Bild gezeigten Szenen finden sich nämlich an anderer Stelle im Museum wieder. Veltzke: "Es ging uns nicht nur darum, die Kulisse des Marktes zu zeigen, sondern die Szene lebendig werden zu lassen." Zusätzlich zum optischen Eindruck wird der Betrachter Geräusche jener Zeit hören: Glocken, Pferde, Stimmen.

Die Eröffnungsausstellung des Niederrheinmuseums unter dem Dach des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) soll Wesel und die Region zeigen, den Blick auch auf die Niederlande und die wechselseitigen Grenzbeziehungen werfen - "Der Begriff der Niederrheinlande ist mittlerweile geläufig", erklärt Veltzke. Wesel habe mit dem Unteren Niederrhein, mit den Niederlanden, Flandern und Brabant in einem engen wechselseitigen Austausch gestanden. "Es gab große Wanderungsbewegungen. Kulturgüter, Ideen, Weltanschauungen wurden ausgetauscht. Diese Entwicklung spiegelt sich im Panorama", sagt Veltzke. So wird Humanist Konrad Heresbach, dargestellt von Ludwig Maritzen (Hansegilde), in einer Szene gezeigt, wie er ein Buch in der Hand hält. Man sieht einen aufrecht stehenden Bären, einen Holzhaufen, auf dem Luther-Texte verbrannt werden, einen Mönch, der in der Reformationszeit noch geweihte Hostien verteilt. Eine der schönsten Szenen zeigt einen Nikolaus-Brauch: In den späten 1520er Jahren wurde alljährlich ein ärmerer Lateinschüler zum Schülerbischof. Der Stadtrat finanzierte ihm ein kostbares Gewand. Begleitet wurde der kleine Bischof damals von Schülerkaplänen. Vom Rathaus aus warf der Bischof seinen Mitschülern Äpfel herunter, durfte mit seinen Kaplänen dafür ein Jahr bei den Freunden essen.

Durch die Ausstellung führt als Erzählerfigur eine Person namens Gerit Bayen, Gehilfe der Maler Derick und Jan Baegert, der im Panorama auftaucht, auf die der Besucher immer wieder in der Ausstellung trifft. Dass sich das Museum für Familien öffnen will, wird auch an anderer Stelle deutlich: So wird es den Besuchern an einer Stelle möglich sein, Teil einer Panoramaszenerie zu werden und sich mit dem Handy in dieser Kulisse zu fotografieren.

Die Herstellung des Großpanoramas hat das Unternehmen Dießenbacher Informationsmedien übernommen. Ein Jahr dauerten diese Arbeiten. In einem ersten Schritt wurde recherchiert, wie sich die Architektur im 16. Jahrhundert am Markt darstellte, im Stadtarchiv sogar nach Belegen für Farben gesucht, die die Fassaden damals hatten. So vermittelt das im zweiten Schritt am Computer hergestellte Bild einen Eindruck von der Anordnung der Häuser. In einem dritten Schritt sind mit Hilfe der Hansegilde 50 Weseler Bürger in historischen Kostümen fotografiert und per Computertechnik in die historische Szene hereinmontiert worden.

Zur Eröffnung werden eine Großleuchte sowie 15 Punktstrahler über dem Panorama angebracht sein. Der Betrachter steht mitten auf einer aufgemalten historischen Niederrheinkarte. In den Museumsräumen sind dann viele der Exponate zu sehen, die Wesel und den Niederrhein prägten: natürlich der Geusenbecher, historische Schriften, Gemälde und Schmuck.

Eröffnung Niederrheinmuseum Wesel, An der Zitadelle: So., 18. März, 14.30 Uhr. Öffnungszeiten: di. bis so. 11 bis 17 Uhr. Eintritt: 4,50 Euro (ermäßigt 3,50), Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren frei.

(RP)
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