Emmerich Flüchtlinge: In sechs Wochen ist die Not groß

Emmerich · Wie sollen Flüchtlinge in Emmerich leben? Welche Möglichkeit für ihre Unterbringung gibt es überhaupt noch in der Stadt? Der Emmericher Sozialausschuss fand zwar einige Antworten, aber keine Lösungen.

Flüchtlinge: Zelte, Kirchen, Schiffe - hier werden sie untergebracht
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Turnhallen, Kirchen und Schiffe: Wo Flüchtlinge wohnen können

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Foto: dpa, rwe jai

In ungefähr sechs Wochen sind die Aufnahmekapazitäten in Emmerich für Flüchtlinge aufgebraucht. Danach bleibt der Stadt theoretisch noch die Möglichkeit, zwei Häuser zu mieten und drei zu kaufen, so dass Platz geschaffen werden könnte für weitere 62 Personen. Und selbst wenn die Stadtverwaltung noch einmal 60 Plätze hinzurechnet durch die Gemeinschaftsunterkunft Tackenweide, bleibt die Wohnungsnot groß. Denn schon bald rechnet die Stadtverwaltung mit der Zuweisung von 17 Flüchtlingen pro Woche.

Angesichts dieser Lage stellt sich dringend die Frage, was die Stadt tut, um in den nächsten Monaten Wohnraum für Flüchtlinge zu schaffen. Gestern wurde bei der Sitzung des Emmericher Sozialausschusses klar, dass die Mitglieder des Rates nur wissen, wie die Menschen künftig untergebracht werden sollen. An welcher Stelle und zu welchen Kosten und in welcher Art von Behausung - das ist alles noch unklar.

Zur Erklärung: In den vergangenen Wochen haben die Parteien beim Streit darüber, ob Flüchtlinge im alten Hantermann-Gebäude untergebracht werden soll oder doch lieber in Leichtbauweise beispielsweise auf der Nierenberger Straße in der Nähe von "Penny", Federn gelassen. Ein Ergebnis gab es nicht, sondern gestern nur den erkennbaren Willen, sich wieder zusammenzuraufen. Deshalb hat der Sozialausschuss sich gestern auch nur auf zwei Dinge geeinigt: Flüchtlinge sollen möglichst in Wohnungen untergebracht werden, weil es sich oft um Familien handelt. Sind keine Häuser oder Wohnungen zu haben, sollen Massenunterkünfte her. Die allerdings werden dann so gebaut, dass sie wohnungsähnlichen Charakter haben. Etwa große Gebäude, die so umgebaut werden, dass sich mehrere Leute, die in verschiedenen kleinen Zimmern untergebracht sind, ein Bad und eine Küche teilen.

Ein Aspekt, der bei diesen Überlegungen eine Rolle spielt: Je kleiner die Wohneinheiten, umso eher gelingt das möglichst störungsfreie Zusammenleben der Menschen, die dort leben müssen. Große Einheiten erfordern nämlich im Gegensatz zu Mietwohnungen oder Häusern einen erhöhten Bedarf an Betreuung und auch Security-Personal. 10.000 Euro pro Monat für so ein Groß-Objekt schlägt die Verwaltung an, Botho Brouwer (CDU) nannte sogar die Zahl von 20.000 Euro pro Monat.

So ein Großobjekt wird die Stadt an der Tackenweide bauen. Das hat gestern der Sozialausschuss signalisiert, und so werden es die Ratsmitglieder vermutlich auch in knapp vier Wochen beschließen. Doch das Gebäude, das neben die bereits bestehende Unterkunft an dieser Straße gebaut werden soll, wird erst irgendwann im nächsten Jahr fertig. Bis dahin muss weiterer Wohnraum her. Und nicht nur für Flüchtlinge. Denn der Kauf oder das Anmieten von Wohnungen und Häusern durch die Stadt verengt den Wohnungsmarkt in Emmerich für die Einheimischen.

(ha)
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