Emmerich Flüchtlingsheim statt Rockerkneipe?

Emmerich · Eigentümer Harald Eitze will das "Heck Meck" am Bahnübergang umbauen. Die Gaststätte galt lange als Treffpunkt für Mitglieder und Freunde des Rockerclubs "Bandidos". Die Emmericher Stadtverwaltung gibt sich zurückhaltend.

Diese Menschen helfen Flüchtlingen
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Wird aus dem "Heck Meck" am Bahnübergang Löwentor eine Unterkunft für Flüchtlinge? Harald Eitze aus Wesel kündigte gestern an: "Ich werde das Haus entsprechend umbauen."

Eitze wohnt in Wesel und ist Eigentümer der Immobilie. Die neueste Entwicklung, die er angestoßen hat, überrascht nicht wirklich. Zumindest war absehbar, dass der Betrieb der Gaststätte auf Dauer keinen Erfolg bringen wird. "Seit einem halben Jahr ist der Laden dicht. Ich habe davon erst durch die Stadtwerke erfahren", sagt Eitze. Eine Kündigung des Pachtvertrages durch Pächter Martin Wißmann sei nie erfolgt. Auch sei die Pacht nicht mehr gezahlt worden. Nun suche er nach einer neuen Verwertung. Eine Anfrage bei Pächter Martin Wißmann durch die RP blieb unbeantwortet.

Bereits in der Vergangenheit hat Eitze bewiesen, dass er einen pragmatischen Blick auf das Haus hat. Da standen Verhandlungen mit der Rocker-Organisation "Bandidos" im Raum, die sich zu dieser Zeit gerade ganz oben auf der Liste der abzuarbeitenden kriminellen Vereinigungen von NRW-Innenminister Jäger befand.

Die Verbindungen der "Bandidos" nach Emmerich war nicht von der Hand zu weisen. Ende Januar 2014 zeigte die Polizei am Bahnübergang Löwentor deshalb massiv Präsenz. Der Grund: Im "Heck Meck" feierte ein Emmericher an einem Donnerstagabend seinen 30. Geburtstag. Er galt als "Prospect". Das heißt, er war ein Anwärter auf eine Mitgliedschaft bei den "Bandidos". Per Facebook hatte er zu seiner Geburtstagsparty eingeladen. An diesem Abend umstellte eine Hunderschaft der Polizei die Gaststätte, kontrollierte Passanten und jeden, der in die Kneipe wollte. Sie nahm eine 29-jährige Frau und einen 32-jährigen Mann aus Emmerich vorläufig fest, weil sie Gaspistolen und einen Teleskopschlagstock dabei hatten. Weiterhin fanden die Beamten in der Jackentasche eines 26-jährigen Emmerichers zwei scharfe Patronen.

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Foto: dpa/Marius Becker

Spätestens zu diesem Zeitpunkt hatte das "Heck Meck" den Ruf weg, ein Rockertreffpunkt zu sein, wenngleich Pächter Wißmann das stets verneinte.

Nun ist das Kapitel Rockerkneipe wohl endgültig geschlossen und der Hauseigentümer sucht nach alternativen Einnahmequellen.

Der Umbau werde derzeit von einer Emmericher Architektin geplant, so Eitze. "Wir haben da 500 Quadratmeter. Da ist Platz genug. Sanitäre Einrichtungen sind auch kein Problem, weil überall Anschlüsse vorhanden sind. Und wir haben in der oberen Etage sogar einen Notausgang."

Mit der Bezirksregierung in Arnsberg habe er bereits gesprochen und von dort "grünes Licht" bekommen. "Die suchen ja händeringend nach Unterbringungsmöglichkeiten."

Und was sagt die Emmericher Stadtverwaltung zu dem Vorhaben? Bürgermeister Johannes Diks gestern gegenüber der Rheinischen Post: "Zunächst einmal muss für so ein Vorhaben eine Nutzugsänderung von gewerblicher Nutzung hin zum Wohnen beantragt werden. Und dann ist es auch der Stadt überlassen, ob sie dort tatsächlich Flüchtlinge unterbringt."

(ha)
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