Rees Forscher untersuchen Gülsüm-Ehrenmord

Rees · Das Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht hat in einer Studie Ehrenmorde in Deutschland untersucht, die sich zwischen 1996 und 2005 ereigneten, darunter auch den Fall Gülsüm, der vor zwei Jahren Rees erschütterte. Das meldet jetzt "Spiegel Online".

Dem Bericht zufolge untersuchten die Kriminologen Dietrich Oberwittler und Julia Kasselt in drei Jahren Forschungsarbeit "ehrbezogene Tötungsdelikte in Familien und Partnerschaften". Den Auftrag zu der Studie gab das Bundeskriminalamt.

78 Fälle mit 109 Opfern und 122 Tätern nahm das Forscherteam dafür unter die Lupe. Auf 250 Seiten schildern sie Verbrechen von teils unvorstellbarer Grausamkeit. Über Monate wurden dafür Prozessunterlagen gewälzt, Zeitungsarchive durchforstet und BKA-Akten studiert.

Das überraschende Ergebnis: Die Zahl der Ehrenmorde in Deutschland ist in den letzten Jahren nicht gestiegen. Im Untersuchungszeitraum gab es im Durchschnitt sieben bis zehn Fälle pro Jahr.

Ein Thema beherrscht laut Studie nahezu alle untersuchten "Ehrenmorde": Die Partnerwahl einer Frau ist Familienangelegenheit. Widersetzt sie sich, beschmutzt sie vermeintlich die "Ehre" ihres Elternhauses.

Sterben müssen bei den brutalen Taten meist junge Menschen. Mehr als die Hälfte der Getöteten war zwischen 18 und 29 Jahren alt. Und dabei trifft es längst nicht immer ur Frauen.

Viele der Forschungsergebnisse treffen auch auf den Fall Gülsüm zu, der sich im März 2009 ereignete. Die 20-Jährige wurde in einem Waldstück bei Rees von ihrem Bruder und einem Komplizen erschlagen.

Der Vater hatte dazu den Auftrag gegeben, weil die junge Kurdin ein Kind abtreiben ließ und keine Jungfrau mehr war.

Die Täter waren vom Landgericht Kleve zu Haftstrafen verurteilt worden: Lebenslang für den Vater, neuneinhalb Jahre für den Bruder und siebeneinhalb Jahre für den an der Tat beteiligten Russen.

(RP)
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