Andreas Mai "Für jeden Gast legen wir 10 Euro drauf"

Emmerich · Sanieren, Neubau oder schließen: Bis Ende des Jahres wird sich entscheiden, wie es mit dem Reeser Freibad weitergeht. Die RP sprach darüber mit dem Kämmerer der Stadt, gleichzeitig auch einer der Geschäftsführer der Stadtwerke.

 Kämmerer und Geschäftsführer der Stadtwerke: Andreas Mai

Kämmerer und Geschäftsführer der Stadtwerke: Andreas Mai

Foto: mvo

Herr Mai, wo werde ich denn nächstes Jahr im Sommer in Rees schwimmen gehen können?

Andreas Mai Das kann ich Ihnen noch nicht genau sagen, denn das wird letztlich die Politik in Rees entscheiden. Wir sind gerade dabei, die Fakten zu sammeln, die für die entsprechenden Sitzungen notwendig sind. Am 20. Dezember wird sich dann der Rat der Stadt Rees mit dem Thema befassen.

Was ist das Problem beim Reeser Freibad?

 2016 ist abgeflossen! Wird es 2017 wieder gefüllt?.

2016 ist abgeflossen! Wird es 2017 wieder gefüllt?.

Foto: Schwarze-Blanke

Mai Es ist ja bekannt, das Schwimmbäder ganz allgemein Zuschussbetriebe sind, die wir uns aber für ein attraktives Angebot in unserer Stadt leisten wollen. Wenn man bedenkt, dass wir für jeden Schwimmer pro Schwimmbadbesuch zehn Euro draufzahlen, weiß man, was uns das wert ist. Wir haben allein beim Freibad ein Defizit von etwa 80.000 Euro pro Jahr, und dies nur in den Monaten Juni bis August/September.

Warum kann man bei Schwimmbädern eigentlich nicht kostendeckend arbeiten?

Mai Würden wir das tun, wäre das fatal, weil wir dann Eintrittspreise nehmen müssten, bei denen keiner mehr kommen würde. Sie müssen bedenken, dass das Freibad etwa nur 80 Tage im Jahr geöffnet hat. Für die drei Becken brauchen wir mehr Personal als im Hallenbad und haben auch beträchtliche Energiekosten. Um die Becken auf Temperatur zu halten, benötigen wir jeden Tag 3500 Kubikmeter Gas. Auch wenn wir uns Schwimmbäder leisten wollen, muss man das auch unter betriebswirtschaftlichen Aspekten sehen: In diesem Jahr hatten wir nur an fünf Tagen mehr als 1000 Besucher und an sechs Tagen zwischen 500 und 1000 Besucher. Somit war das Freibad insgesamt an nur elf Tagen ausreichend ausgelastet. Das war früher einmal anders und hängt auch damit zusammen, dass das Reeser Freibad in die Jahre gekommen und sanierungsbedürftig ist.

Welche Sanierungen stünden denn an?

Mai Die Chloranlage und die Filterung müssten erneuert werden und auch ans Kinderbecken müssten wir ran. Alles in allem wären das Kosten zwischen 90.000 und 150.000 Euro. Damit könnte man dann zwar keinen Schönheitspreis gewinnen, aber das Bad übergangsweise weiter betreiben. Das ist eine der Optionen, über die wir gerade nachdenken.

Welche Überlegungen gibt es insgesamt zum Reeser Freibad?

Mai Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Eine wäre ein Neubau. Das ist angesichts der Haushaltslage aber eher unrealistisch, weil die Stadt mit einem prognostizierten Defizit von 3 Millionen Euro ganz knapp an der Haushaltssicherung vorbeischrammt. Eine andere Möglichkeit wäre, am Reeser Meer ein Naturbad zu errichten. Das wäre zwar von der Erschließung her auch teuer, im Betrieb dann aber günstiger. Bis wir ein Naturbad eröffnen könnten, würde es allerdings fünf bis sieben Jahre dauern. Daher würde es sich anbieten, das Freibad zu sanieren und es übergangsweise bis dahin weiterzubetreiben. Oder es eben nicht zu sanieren und ganz zu schließen.

Angenommen, die Entscheidung fällt zugunsten einer Lösung am Reeser Meer aus. Was machen dann diejenigen im Sommer, die nicht gerne in einem Naturbad schwimmen gehen?

Mai Ich weiß, dass es einige Schwimmer gibt, die nicht gerne in ein Naturbad gehen oder selbst im Sommer lieber im Hallenbad schwimmen würden. Daher müsste man in diesem Fall darüber nachdenken, das Stadtbad bis auf die Wartungswochen ganzjährig zu öffnen. Das halte ich für durchaus möglich.

DAS INTERVIEW FÜHRTE RP-REDAKTEUR MARKUS BALSER

(RP)
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