Emmerich Fungarden-Prozess: Was machte die "Dicke Olga" ?

Emmerich · Der "Fun-Garden"-Prozess wurde Donnerstag am Landgericht Kleve fortgesetzt. Diesmal ging es um eine rumänische Odyssee, ungarische Verwicklungen – und eine harsche Entgegnung des Staatsanwalts.

Emmerich: Fungarden-Prozess: Was machte die "Dicke Olga" ?
Foto: Stade, Klaus-Dieter

Der "Fun-Garden"-Prozess wurde Donnerstag am Landgericht Kleve fortgesetzt. Diesmal ging es um eine rumänische Odyssee, ungarische Verwicklungen — und eine harsche Entgegnung des Staatsanwalts.

Während die Wortwechsel im Saal A110 der Klever Schwanenburg immer bedrohlicher um die Frage kreisten, wie selbstständig die Tätigkeit der Prostituierten im Emmericher Bordell "Fun Garden" einzuschätzen ist, während die Antworten der Frauen dazu ein überraschend einmütiges Bild einer "heilen Bordell-Familie" zeichneten, lieferte auch der fünfte Verhandlungstag im Prozess gegen die beiden Betreiber Esed D. (53) und Olga G. (40) düstere Einblicke in den Alltag des Geschäfts mit der käuflichen Liebe.

Eine Thekenkraft berichtete vor der 9. großen Strafkammer des Landgerichts Kleve von einer aus Rumänien stammenden Prostituierten, die krank geworden sei. "Sie hat sich vor Schmerzen gekrümmt." Daraufhin sei sie mit ihr zum Arzt gefahren, der jedoch die Behandlung verweigert habe - die Patientin konnte weder Ausweis noch Krankenversicherung vorweisen.

Im Krankenhaus wurde die junge Frau dann doch behandelt. Laut Aussage der Zeugin habe die Ärztin sie mit den folgenden Worten verabschiedet: "Ich nehme kein Geld, aber kommen Sie nie mehr wieder." Es wurde eine ansteckende Unterleibserkrankung diagnostiziert, der Frau wurde für knapp zwei Wochen die Berufsausübung untersagt.

Die Nachbehandlung bei einem niedergelassenen Arzt konnte nur erfolgen, weil in der Zwischenzeit irgendjemand aus Holland die Papiere der Frau in den "Fun Garden" geschickt hatte. Die Rumänin sei erst wenige Wochen vor ihrer Erkrankung mit einer weiteren Frau von zwei Männern zum "Fun Garden" gebracht worden. Die Zeugin: "Ich nehme an, das waren ihre Ehemänner." Gegenfrage des Vorsitzenden Richters Christian Henckel: "Wie kommen Sie darauf, dass es ihre Ehemänner waren?" Antwort: "Ich weiß es nicht."

Einen merkwürdigen Beigeschmack hinterließ auch ihre Schilderung einer Frau aus Ungarn, die in dem Bordell offenbar "Big Mama" oder "Dicke Olga" genannt wurde. Sie habe mehrere Landsmänninnen beaufsichtigt. "Die Mädchen hatten Angst vor ihr. Sie haben ihr immer das Geld gegeben. Sie hat die ganze Zeit am Automaten gespielt."

Welche Rolle spielte diese Frau nun wieder in der merkwürdigen "Fun-Garden"-Gemengelage?

Eine weitere Thekenkraft hatte bei der polizeilichen Vernehmung ausgesagt, dass sie nicht glaube, dass alle Frauen freiwillig dort arbeiteten. Am Donnerstag im Gericht bewertete sie die Sache indes anders: "Sobald die ein Gewerbe anmelden, ist das doch eine selbstständige Tätigkeit, oder?" Dies im Detail zu klären, wird vermutlich der Dreh- und Angelpunkt dieser Verhandlung werden.

Zu Beginn des fünften Verhandlungstages hatte Andreas Kost, der Strafverteidiger von Olga G., überraschenderweise den Antrag gestellt, das Verfahren komplett auszusetzen. Die Akten der Staatsanwaltschaft seien nicht vollständig, es werde verdeckt weiter ermittelt, nun müsse man zunächst weitere Akten hinzuziehen und studieren. Sein Kollege Joachim Müller sekundierte: "Da ist von hinten reingegrätscht worden!"

Das aber wertete Staatsanwalt Hendrik Timmer als Tiefschlag. Er monierte dies als weiteren Versuch einer Prozessverschleppung und holte dann richtig aus: "Sie tun erstaunt über Dinge, die längst in den Akten stehen. Zum Job gehört es auch, Akten zu lesen. Da werden Leute hochbezahlt, und die lesen nicht einmal die Akten!"

Das saß. Die Verhandlung wurde sofort unterbrochen. Fortsetzung am heutigen Freitag, 9 Uhr.

(RP/ac)
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