Rees Gedenken an das Schicksal der Zwangsarbeiter

Rees · Schon am frühen Morgen hatte sich Carla Venhorst mit ihrer Schwester von Megchelen aus wie einige Niederländer zu Fuss auf den Weg gemacht. "Mein Vater hat den Krieg mitgemacht, wohnte neben dem Not-Hospital, wo einige Zwangsarbeiter untergebracht waren", war die 51-jährige seit dem ersten Gedenkmarsch vor acht Jahren mit dabei. "Weil die Geschichte immer noch erzählt werden muss, damit sie nicht vergessen wird."

 Viele Reeser und Niederländer nahmen am Gedächtnisgang teil.

Viele Reeser und Niederländer nahmen am Gedächtnisgang teil.

Foto: Lindekamp

Zu den Teilnehmern gehörte der frühere Zwangsarbeiter Albert Gerritse, der im Winter 1944/45 in Groin war und Gräben zur Verteidigung ausheben musste. "Ich denke noch viel daran." Eins aber ist ihm wichtig. "Über die Jahre haben wir uns verbunden, sind wieder Freunde geworden", so der Appeldoorner (88). Ähnlich sah es Bürgermeister Christoph Gerwers, der sich noch an die Darstellung von Bildern aus der Zeit in Megchelen erinnerte, bei denen ein Zwangsarbeiter in Tränen ausbrach. "Es würde jedem, der im Internet hetzt, guttun, hier mitzugehen." Was er damit meinte, konkretisierte er bei seiner Gedenkansprache an der Tafel, zu der die gut 200 Menschen dann aufbrachen. Nach dem Gesang des Reeser Chores "Time Out" erinnerte er an die Tausenden von Menschen, "die unter menschenunwürdigen Bedingungen im Lager in Rees-Groin lebten, misshandelt und gequält" wurden. Anschließend ging Gerwers auch auf die Ereignisse in der Halderner Flüchtlingsunterkunft eine Woche zuvor ein, "die uns noch allen in den Knochen stecken". Er verurteilte die Aggressionen einzelner Flüchtlinge, die das Wachpersonal angegriffen und Scheiben eingeworfen hätten. "Viele empfinden da Unverständnis und Wut", auch er habe für ein derartiges Verhalten "kein Verständnis". Die Beteiligten müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Genauso deutlich verurteilte er aber auch den "Shitstorm gegen Ausländer" im Netz und die dort "ausgeschmückten Geschichten" zu dem Vorfall bis hin zur erfundenen "Messerstecherei". "Alles falsch", so Gerwers.

Dann ging es auf zwei Routen Richtung Megchelen. Am dortigen Mahnmal wurde nochmals der Zwangsarbeiter gedacht.

(aflo)
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