16.000 Puten gekeult Streit über Ursache der Geflügelpest in Rees

Rees · Nachdem bei Aspel 16.000 Puten gekeult werden mussten, ist jetzt eine Diskussion darüber im Gange, wie die Krankheit eingeschleppt wurde. Landwirte machen Wildgänse dafür verantwortlich. Der Nabu bestreitet das.

 Schilder wie hier in Dornick kennzeichnen die Sicherheitszonen. Oben: Ein Schwarm Wildgänse.

Schilder wie hier in Dornick kennzeichnen die Sicherheitszonen. Oben: Ein Schwarm Wildgänse.

Foto: markus van offern

Es hat länger gedauert als ursprünglich gedacht: Bis Mittwoch 4 Uhr in der Früh war ein Spezialunternehmen im Einsatz, um die 16.000 Puten eines Mastbetriebes bei Aspel zu keulen. Dort war wie berichtet an Heiligabend bei einigen wenigen Tieren das hochansteckende Virus H5N8 entdeckt worden. Der gesamte Putenbestand des Betriebs musste daraufhin am Dienstag mit Gas getötet werden.

Wie das Virus in den Stall gelangen konnte, ist nicht klar. In einer kurz vor Weihnachten veröffentlichten Risikoeinschätzung des Friedrich-Löffler-Institutes gehen die Experten des Bundesforschungsinstituts für Tiergesundheit davon aus, dass die Geflügelpest von Zugvögeln eingeschleppt wird. Besonders auffällig sei, dass sich fast alle betroffenen Haltungen in Gebieten befänden, in denen vermehrt tote Wasservögel gefunden wurden, bei denen das Virus nachweisbar war. Auch Geflügel-Haltungen in der Nähe von Wasservogelrast- und Wildvogelsammelplätzen seien gefährdet. Ein direkter oder indirekter Kontakt über kontaminierte Schuhe, Fahrzeuge oder andere Gegenstände sei für diese Betriebe die wahrscheinlichste Infektionsquelle.

Nicht wenige Landwirte glauben, dass die Wildgänse, die am Niederrhein jetzt wieder Station machen, die Krankheit eingeschleppt haben. Auch Kreislandwirt Josef Peters deutete gegenüber der RP an, dass hier wohl die Ursache zu suchen sei. Der Nabu hält dagegen: "Bei den arktischen Wildgänsen am Niederrhein wurden bisher weder in diesem Winter noch in den Vorjahren Fälle von Vogelgrippe dokumentiert. Bei einem Überwinterungsbestand von rund 180.000 Wildgänsen und intensiver Beobachtung durch Ornithologen hätte man da etwas sehen und feststellen müssen - zum Beispiel durch Todfunde oder Beobachtung kranker Vögel. Außerdem wurden beim letzten Vogelgrippeausbruch vor drei Jahren zahlreiche Kotproben von Wildgänsen auf den Feldern eingesammelt - alle waren negativ", sagt Dr. Volkmar Wille, Vorsitzender der Nabu-Station Niederrhein.

Ungeachtet dessen wurde der betroffene Hof bei Aspel am Mittwoch gereinigt und desinfiziert. Die Ordnungsämter in Rees, Emmerich und Kalkar richteten Sperr- und Beobachtungsgebiete ein, um eine Ausbreitung der Geflügelpest zu verhindern. Dafür wurden insgesamt 150 Warnschilder aufgestellt. Geflügelhalter waren bereits über die Feiertage vom Veterinäramt benachrichtig worden. In den ausgewiesenen Gebieten gelten Beschränkungen für Geflügelhaltungen: Geflügel muss im Stall gehalten werden und darf nicht transportiert werden - im Sperrbezirk 21 Tage ab dem letzten Geflügelpest-Nachweis, im Beobachtungsgebiet 15 Tage. Die Nutzgeflügel im Sperrbezirk werden regelmäßig untersucht. Zudem gelten strenge Biosicherheitsmaßnamen (Stallhygiene, Reinigung, Desinfektion).

Vogelgrippe in Rees: Streit über Ursache
Foto: Kreis Kleve

In den Restriktionsgebieten dürfen Hunde und Katzen nicht frei herumlaufen. Diese Tiere erkranken im Regelfall zwar nicht, aber sie können das Virus nach Kontakt weiter verbreiten. Außerdem darf kein Geflügel gejagt werden. Die Beschränkungen gelten bis auf Weiteres, teilte der Kreis Kleve mit.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort