Serie hält an Geldautomat in Rees gesprengt

Rees · Die Serie von Bankautomaten-Sprengungen hat jetzt auch den Nordkreis erreicht. Gestern Morgen, gegen 4.45 Uhr, wurde die Schalterhalle der Commerzbank in Rees völlig zerstört. Die Täter entkamen mit ihrer Beute.

 Die Wucht der Explosion richtete in der Schalterhalle großen Schaden an.

Die Wucht der Explosion richtete in der Schalterhalle großen Schaden an.

Foto: Markus van offern

Durch einen "Riesenknall" wurde Agnes Kempkes-Landers am Donnerstag gegen 4.45 Uhr geweckt. Das Schlafzimmer der Rentnerin liegt direkt über dem Vorraum der Commerzbank, in deren Vorraum gerade ein freistehender Geldautomat gesprengt worden war. "Ich ging zum Fenster, sah überall Glasscherben und dann zwei dunkel gekleidete Personen, die mit einem Roller davonfuhren", sagt Agnes Kempkes-Landers.

Auf der anderen Straßenseite verfolgte eine weitere aufgeschreckte Anwohnerin vom Fenster aus das Geschehen. Sie wollte die Täter filmen, konnte aber aus Nervosität nicht rechtzeitig die Kamerafunktion ihres Mobiltelefons auslösen. Die erste Polizeimeldung am Donnerstag fiel knapp aus: "Gegen 4.45 Uhr sprengten unbekannte Täter einen Geldautomaten im Vorraum einer Bank an der Straße Vor dem Delltor. Bei der Sprengung wurde der Vorraum völlig zerstört. Während einer der Täter im Innenraum agierte, wartete der zweite Täter auf einem Roller vor dem Gebäude. Das erbeutete Bargeld verstaute er in einem mitgebrachten Sack oder Beutel. Anschließend fuhren die beiden dunkel gekleideten und maskierten Täter mit dem Roller in Richtung Poststraße davon."

In der Nacht zu Donnerstag hatten unbekannte Täter auch Geldautomaten in Bergheim und Bonn gesprengt. Somit reißt die Serie dieser Verbrechen nicht ab. Allein im Jahr 2015 sind in Nordrhein-Westfalen bislang circa 60 Automaten gesprengt worden. Die Schäden summieren sich laut Landeskriminalamt auf mehrere Millionen Euro. Im Kreis Kleve gab es in den letzten Monaten zehn geglückte oder versuchte Sprengungen von Geldautomaten, die meisten davon im Südkreis. Am 7. Dezember ereignete sich auch ein Vorfall in Praest. Unbekannte bohrten in den Geldautomaten der Volksbank, der an der Raiffeisenstraße/L7 steht, ein Loch und besprühten die Überwachungskamera mit Farbe. Weil dabei Alarm ausgelöst wurde, flohen die Täter unverrichteter Dinge.

"Wir haben immer damit gerechnet, dass das bald auch bei uns in Rees passiert", sagt Peter Landers. Er ist Mitbesitzer des 1996 renovierten und kernsanierten Hauses, in dem die Commerzbank ihre Filiale hat, und wohnt ebenfalls direkt über der Bank. Während im Erdgeschoss alle Scheiben des Vorraums zerstört wurden, hat Peter Landers im oberen Wohnbereich bislang keine Schäden festgestellt. Den durch Flatterband und Beamte der Kriminalpolizei abgesperrten Tatort durfte er als Vermieter zunächst nicht betreten. Wohl aber regelte Landers telefonisch die Notverglasung im Erdgeschoss durch eine Firma aus Goch. Wann die Filiale der Commerzbank wieder öffnet, konnte und wollte ihr Leiter Thorsten Tiemann gestern gegenüber den Medien nicht sagen. Aus Sicherheitsgründen war der Vorraum der Bank, ähnlich wie bei vielen anderen Banken in NRW, in den letzten Wochen jeweils in der Nacht geschlossen worden. Vermieter Peter Landers ist überzeugt, dass die Täter die Situation in Rees ausgekundschaftet haben: "Um 4.30 Uhr wurden die Türen zum Vorraum routinemäßig aufgeschlossen, schon wenige Minuten später kamen die Täter und sprengten den Automaten." Laut Peter Landers traf der erste von insgesamt drei Einsatzwagen der Polizei "circa 15 Minuten" nach der Sprengung am Tatort ein. "Das zeigt doch, dass wir auch nachts Polizisten in Rees brauchen", sagt Landers.

Erst am Dienstag hatte der Rat abgestritten, dass eine durchgehenden Besetzung der Reeser Polizeiwache notwendig sei.

(RP)
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