Haldern-Countdown Gospel und Soul in Perfektion

Emmerich · Am 11. August beginnt das Haldern-Pop-Festival. RP-Redakteur Sebastian Peters hat sich die aktuellen Alben der Bands bereits angehört. Hier sein Urteil:

 Könnten für einen ganz großen Festival-Moment sorgen: St. Paul & The Broken Bones.

Könnten für einen ganz großen Festival-Moment sorgen: St. Paul & The Broken Bones.

Foto: David McClister

St. Paul & Broken Bones - Half The City Retro, Baby! Was die amerikanische Band St. Paul & Broken Bones auf ihrem Album "Half The City" veranstaltet, ist die Fusion von Gospel und Soul in Perfektion. Sänger Paul Janeway hat ein dermaßen mitreißendes Organ, dass der gute alte James Brown entspannt im Himmel zuschauen kann. Es gibt einen stimmlichen Nachlassverwalter auf Erden. Die Songs des Sextetts aus Alabama ölen und schwitzen, sie strotzen vor Energie. Janeway leidet am Mikrofon, er schreit sich den Soul aus der Seele und die coolen Bläser triumphen so entspannt auf, als verhöhnten sie das Jammern ihres Chefs. Die Orgel bettet den Sound. Dass eine Soulband nach Haldern kommt, hat seit einigen Jahren Tradition - Charles Bradley, Lee Fields und Alabama Shakes waren schon dort. St. Paul & Broken Bones setzen dem Ganzen die Krone auf.

Klingt nach: James Brown, Otis Redding, Charles Bradley (Punkte: 5/5).

Ala.ni - You & I Die Londoner Chanteuse mit dem Künstlernamen Ala.ni singt, als würde eine Schallplattenaufnahme der Fünfziger Jahre imitieren. Die Songs ihres Debüts "You & I" klingen wie ein Nostalgietrip in das Amerika der Fünfziger. Eine junge Frau erzählt hier lieblich und unbeschwert von der Liebe - von leichten Küssen und Lippen wie Frühling. Ala.ni war einst Backgroundsängerin von Andrea Bocelli und Mary J. Blidge. Jetzt schiebt sie ihre Stimme selbst in die erste Reihe. Wer hier an den smoothen Jazz einer Billy Holiday denkt, liegt nicht allzu fern. Manchmal plätschert das allerdings zu sehr, um wirklich zu begeistern.

Klingt nach: Billie Holiday, Judy Garland Punkte: 3/5

The Angelcy - Exit Inside Schöner Bandname: The Angelcy, frei übersetzt mit "Agentur für Engel". Das Sextett aus Tel Aviv hat in der Heimat Israel schon viele Freunde gefunden und obwohl ihr beschwingter Folk Antikriegsmusik ist, für ein anderes Israel plädiert, wird diese Musik selbst vom Armeesender gespielt. Das liegt an der musikalischen Leichtigkeit, mit der The Angelcy die frohe Botschaft übertragen. Es klingt mit den Sehnsuchtsbläsern manchmal wie Balkanfolk, dann wieder wie ein wehmütiger orientalischer Blues. Am Ende wird es wohl Weltmusik im besten Sinne sein - überall auf der Welt zu Hause. Es ist kein Grund zu erkennen, warum The Angelcy nicht auch hierzulande gespielt werden sollten.

Klingt nach: Cristobal And The Sea (Punkte: 4/5).

The Besnard Lakes - A Coliseum Complex Museum Die 2001 gegründete kanadische Band The Besnard Lakes besteht im Kern aus dem Ehepaar JaceLasek und Olga Goreas. Ihre Heimat ist Montreal, das Paar benannte die Band nach dem Besnard See, wo sie sich lieben gelernt haben. Auf ihrem nunmehr fünften Album setzen die Kanadier, die sich live und im Studio durch Musiker anderer Bands wie Godspeed You Black Emperor! oder Stars begleiten lassen, auf getragenen Space-Dream-Rock, zweistimmig intoniert., selten unter der Fünf-Minuten-Grenze. An Liebhaber abzugeben.

Klingt nach: Stars, Beach House (Punkte 3/5).

Conner Youngblood - The Generation Of Lift Als musikalischen Freigeist kann man den Amerikaner Conner Youngblood bezeichnen. Der Dreadlockträger aus Dallas verwebt Elektronik und Folkpop. Musikalisch geht das hier aber weit über das Genre Songwriter hinaus. Bei einem Song wie The Badlands, zu dem es auch ein sehenswertes Video gibt, muss man an Radiohead denken. Andere Songs erinnern an Bon Iver. Seine erste EP The Generation Of Lift machte Conner Youngblood auf Spotify publik, eine Million Mal wurde sie dort geklickt. Youngblood sollte man also auf dem Zettel haben.

Klingt nach: Bon Iver, Patrick Watson (Punkte: 4/5).

(RP)
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