Rees "Habt ihr eigentlich keine Betten?"

Rees · Kölner Kultband "Höhner" mit neuer Besetzung in Rees. Das Publikum war begeistert.

Tolle Stimmung herrschte beim Auftritt der "Höhner" im Reeser Bürgerhaus.

Tolle Stimmung herrschte beim Auftritt der "Höhner" im Reeser Bürgerhaus.

Foto: Markus van Offern

Die kölsche Kultband "Höhner" machte mit ihrer "Dafür Leben wir!"-Tour Halt im Reeser Bürgerhaus - da war gute Stimmung vorprogrammiert.

Die Auftritte der Höhner sind in Rees schon Tradition. Ganze zwei Jahre mussten die einheimischen Fans allerdings auf einen Auftritt ihrer Lieblingsband warten. Schon lange vor Einlassbeginn harrten die Ersten vorm Bürgerhaus aus, um sich einen der heiß begehrten Stehtische in Bühnennähe zu sichern. Mit einem der beliebtesten kölschen Exportartikeln - dem Kölschfass - ausgestattet wurde sich auf einen stimmungsvollen Abend vorbereitet. Sobald die ersten Töne erklangen, gab es dann kein Halten mehr. Spätestens als Frontmann Hennig Krautmacher das Reeser Publikum als "Echte Fründe" begrüßte und die Band den gleichnamigen Titel zum Besten gab, kochte die Stimmung im Bürgerhaus.

Das Publikum war ebenso bunt gemischt wie die Songauswahl. Auch wenn die Kultband schon seit über 40 Jahren auf den rheinischen Karnevalsbühnen heimisch ist, ist ihr Publikum alles andere als in die Jahre gekommen. "Wir haben heute Gäste zwischen fünf und 92 Jahren hier", so Krautmacher. Kinder an der Hand ihrer Eltern, Cliquen von Jugendlichen, Erwachsene und Senioren mit Rollator feierten gemeinsam, hielten Plakate und Luftballons in die Höhe und bewiesen bei Hits wie "kölsche Pass" ihr Gesangstalent. Da staunten selbst die Profimusiker nicht schlecht und ließen die Reeser einen Refrain nach dem anderen schmettern. Publikum und Band waren ein eingespieltes Team und das, obwohl sich seit dem letzten Besuch der Höhner im Jahr 2012 bei der Band einiges getan hat. Mit Janus Fröhlich und Peter Werner waren in diesem Jahr die letzten beiden Gründungsmitglieder der Gruppe in den Ruhestand getreten. Ersetzt wurden sich durch Micky Schläger am Keyboard und Wolf Simon am Schlagzeug. Nach eigener Aussage hat die Band sich dadurch "verjüngt, aber nicht verändert". Und das stimmt auch. Die neuen Musiker bestanden ihre Feuertaufe in Rees mit Bravour, der Stimmung tat die neue Besetzung keinen Abbruch. Im Gegenteil: Beim Stück "Mir jeiht et jot" sorgte Wolf Simon mit einem beeindruckenden Schlagzeugsolo für staunende Gesichter.

Das Konzert bestand nicht nur aus einer Ansammlung der größten Erfolge wie "Schenk mir dein Herz" oder "Mir kumme met allemann vorbei (Festpiraten)". Auch neuere Stücke wie die aktuelle Single "Kumm loss mer danze" wurden zum Besten gegeben. Diese bewies Hitpotenzial und könnte in der kommenden Karnevalssession zum Gassenhauer werden. Der Titel "Heimweh" feierte in Rees sogar seine Weltpremiere. Ernstere Töne gab es auch zu hören. Denn beim Thema Flüchtlinge verstehen die Kölner Musiker keinen Spaß. "Wir müssen uns um diese Leute kümmern", meinte Bassist Hannes Schöner. Die Gruppe sprach sich gegen Gewalt und Kriege aus und untermauerte ihre Aussage mit einer kölschen Version des Friedensliedes "Sag mir, wo die Blumen sind". Um 22.15 Uhr war es soweit. Mit "Viva Colonia" erreichte das Konzert seinen Höhepunkt. Als Zugabe zündeten die Höhner ein Stimmungsfeuerwerk: "Ich ben ne Räuber", "Wenn nicht jetzt, wann dann?" und "Hey Kölle" folgten Schlag auf Schlag. Weil das Publikum einfach nicht genug bekommen konnte, machte Sänger Henning Krautmacher sich schon Sorgen: "Habt ihr eigentlich keine Betten?" fragte er, bevor mit "Wir werden uns wiedersehn" auch die Zugabe der Zugabe ein Ende fand.

(sabr)
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