Rees Haffen-Mehr soll Emmerich schützen

Rees · Der Deichverband Bislich-Landesgrenze hofft, noch in diesem Jahr einen Vertrag über eine Optimierung des Polders Lohrwardt abschließen zu können. Bei einem Jahrhunderthochwasser wäre ein Effekt bis in die Niederlande zu spüren.

Rees: Haffen-Mehr soll Emmerich schützen
Foto: van Offern, Markus (mvo)

Hochwasser macht auch vor Grenzen nicht Halt. Auch nicht vor denen des Deichverbandes Bislich-Landesgrenze. Der Verband führt schon seit Jahren Gespräche mit dem Land Nordrhein-Westfalen über den Polder Lohrwardt in Haffen-Mehr. Er soll optimiert werden, um bei einem Jahrhunderthochwasser die Anlieger bis in die Niederlande hinein zu entlasten.

 Der Polder Lohrwardt/Reckerfeld bei Haffen-Mehr soll optimiert werden, um bei einem Jahrhunderthochwasser die Anlieger bis in die Niederlande hinein zu entlasten.

Der Polder Lohrwardt/Reckerfeld bei Haffen-Mehr soll optimiert werden, um bei einem Jahrhunderthochwasser die Anlieger bis in die Niederlande hinein zu entlasten.

Foto: Privat

Der Polder Lohrwardt ist bereits vorhanden. Er wurde 1998 von der ehemaligen Deichschau Haffen-Mehr errichtet. Die 270 Hektar große Fläche kann bereits jetzt 15 Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen. Doch der Effekt, den dieser Polder hat, in den das Wasser ungesteuert hineinfließt, würde im Falle eines mittleren Hochwassers nur stromauf bis Wesel zu spüren sein. "Stromab Richtung Emmerich würde er verpuffen", erklärt Holger Friedrich, Geschäftsführer des Deichverbandes Bislich-Landesgrenze.

Die Möglichkeit, dass Lohrwardt auch auf eine Aufnahmekapazität von nahezu 27 Millionen Kubikmeter Wasser erweitert werden kann, wenn auch das Auskiesungsgebiet Reckerfeld mit einbezogen wird, ist vorhanden. Und sie ist relativ schnell und vergleichsweise kostengünstig umzusetzen.

Denn: Die Flächen, um die es hier geht, stehen bereits größtenteils unter Wasser. Es sind durch Auskiesung entstandene Seenlandschaften, bei denen im Hochwasserfall Wasser auf Wasser geparkt würde. Mit relativ geringen Folgen für Mensch und Umwelt. "Hier liegt die Betroffenheit von Landwirtschaft und Anwohnern bei null", sagt Deichgräf Herbert Scheers.

Er hat jetzt Gespräche mit dem Land geführt, die, wie er hofft, noch in diesem Jahr zu einem Vertragsabschluss führen. Die Endfassung eines Vertragstextes liegt bereits vor. Vier Parteien sind daran beteiligt. Neben dem Deichverband und dem Land NRW auch die Stadt Rees und das Kiesunternehmen Hülskens.

Scheers geht davon aus, dass der gesteuerte, optimierte Polder in Lohrwardt in einer Bauzeit von einem Jahr fertig gestellt werden kann. Sein Effekt wäre enorm. "Ein solcher Notfallpolder wäre nicht nur im Raum Haffen-Mehr bis nach Wesel, sondern auch in die andere Richtung bis in die Niederlande hinein zu spüren. Bei einem extremen Hochwasser könnte die Welle bei Lobith so um bis zu zehn Zentimeter abgesenkt werden", sagt Scheers.

Holger Friedrich weiß, dass aus diesem Grund bei den holländischen Nachbarn die Diskussion auch dementsprechend interessiert verfolgt wird. Er findet deshalb auch: "Ein optimierter Polder Lohrwardt wäre Hochwasserschutz im besten Sinne, der nicht an Grenzen Halt macht."

Dazu kommt: Auch die Kostenseite ist ein Argument für einen gesteuerten Polder in Haffen-Mehr. Hier kostet der Hektar Retentionsfläche drei Euro. Zum Vergleich: Für einen ebenfalls geplanten Notfallpolder in Bylerward bei Kalkar hatte eine Studie bereits vor 15 Jahren 10 D-Mark pro Hektar berechnet. Dort wären - anders als auf der rechtsrheinischen Seite - aber auch zahlreiche Landwirte von den Planungen betroffen.

Sollte der Vertrag tatsächlich noch in diesem Jahr unterzeichnet werden, heißt das jedoch nicht, dass auch gleich geplant und gebaut werden kann. "Dann muss zum Beispiel erst einmal geprüft werden, mit welchen Methoden der Polder gesteuert werden soll", sagt Holger Friedrich. Möglich wäre der Bau eines Einlasslaufwerks, aber auch die gezielte Öffnung eines Deiches.

(RP)
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