Haldern Pop 2014 Haldern Countdown: Erstaunliche Klänge aus Österreich

Emmerich · Am 7. August beginnt das Festival. RP-Redakteur Sebastian Peters hat sich die aktuellen CDs der Bands bereits angehört, die beim Open Air auftreten. Hier sein Urteil:

 Manu Delagu hat sich auf das Instrument Hang spezialisiert, zwei Stahlhalbkugeln, auf denen man per Hand Töne erzeugt.

Manu Delagu hat sich auf das Instrument Hang spezialisiert, zwei Stahlhalbkugeln, auf denen man per Hand Töne erzeugt.

Foto: nn

Ed Harcourt - Time Of Dust: Der Brite Ed Harcourt, geboren als Diplomatensohn in Wimbledon, ist gewiss einer der talentiertesten Songwriter der Insel. Populärer aber als seine eigenen Songs sind aber die Namen, denen er diente: So arbeitete Mr. Harcourt unter anderem für Sophie Ellis Bextor und Beck. Jetzt erscheint sein hervorragendes Mini-Album "Time Of Dust", auf dem sich wieder das große Können dieses Mannes beweist. Von Pianoklängen dominierte Lieder sind das, durchaus üppig instrumentiert, niemals aber überproduziert. Feine Klangstrukturen werden hier verworben - Harcourt hat das Feeling für die große Melodie, weil er aber nie nach der Quote schielt, wird auch dieses Album eines für Insider bleiben. Du kannst dazugehören!

Musik für: Dunkelkammern. Klingt nach: Jeff Buckley, Elbow (Punkte: 4,5/5).

East Cameron Folklore - For Sale: "Wutorchester" wird die Band East Cameron Folklore aus Austin/Texas auch genannt. Wer sich das Intro ihres Albums "For Sale" anhört, diese dringliche Rede für die Freiheit des Studentenführers Mario Savio aus den 60ern, wer dann den Beginn des Liedes "Robin Hood Rising" hört, diese orchestrale Wucht, der entwickelt Verständnis. Elf Köpfe ist diese Band stark, sie spielen eine mitunter brachiale Version von Folk mit politischer Message - immer gegen die Herrschenden, gegen die Maschinen, für das Miteinander. Das ist Musik von der Straße, und jeder, der vorbeiläuft, darf mitspielen. In seiner Simplizität klingt das manchmal naiv - entfaltet aber Wirkung.

Musik für: Anti-Typen. Klingt nach: Kaizers Orchestra, Bruce Springsteen (Punkte: 3,5/5).

All The Luck in The World - All The Luck In The World: Das irische Trio hat einen Namen gewählt, bei dem man kurz zusammenzuckt - "Alles Glück der Welt". Wer sich vom hohen Kitschfaktor nicht irritieren lässt, entdeckt eine wunderschön dezente Folkmusik, dominiert von schüchternem Gesang und Gitarrenpickings. Dieser Klang ist introvertiert, mikrokosmisch, im besten Sinne niedlich. Natürlich sticht "Never" heraus, die Single, die 2013 in einem Werbespot Verwendung fand. Die weiteren Lieder sind aber von ähnlicher Intensität. Wenn wir jetzt mal kurz kitschig sein dürfen, urteilen wir: Musik zum Kuscheln.

Musik für: Kuschelrocker. Klingt nach: Simon & Garfunkel, Noah & The Whale (Punkte: 4/5).

Manu Delago - Bigger Than Home: Der Österreicher Manu Delago hat sich auf das Instrument Hang spezialisiert, zwei Stahlhalbkugeln, auf denen man per Hand Töne erzeugt. Erstaunlich vielfältig ist das, was mit diesem Grundinstrument auf dem Album "Bigger Than Home" entsteht. Meditative elektronische Kammermusik mit Jazzanklängen, produziert von Matt Robertson (Björk, The Prodigy). Stimmlich wird Delago begleitet von der feinen Gesang Isa Kurzs. Zwischendurch gibt es sogar Zungenübungen wie das Lied "Tongue Twister K". Fazit: Es fehlt zwar mitunter der rote Faden, diese Musik sorgt immerhin aber für angenehme Zerstreuung.

Musik für: Chiller. Klingt wie: Cinematic Orchestra (Punkte 3/5).

(RP)
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