Haldern-Countdown (14) Heiße Empfehlung kommt nach Haldern

Emmerich · Am 13. August beginnt das Haldern-Pop-Festival. RP-Redakteur Sebastian Peters hat sich die aktuellen Alben der Bands bereits angehört. Hier sein Urteil:

Das waren die Künstler beim Haldern Pop 2014
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Das waren die Künstler beim Haldern Pop 2014

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The War On Drugs (Lost In The Dream): Angenehm aus der Zeit gefallen ist der Sound der amerikanischen Band The War On Drugs, die seit dem vergangenen Jahr von nahezu jedem Musikmagazin als heiße Empfehlung gehandelt werden. Amerikana trifft auf Krautrock. 10 Songs- 60 Minuten: Die Musiker um Sänger Adam Granduciel nehmen sich unverschämt viel Zeit für jeden Song. Die Musik klingt, als hätte Bruce Springsteen in den Achtzigern eine große Truppe von Session-Musikern um sich versammelt und alle einfach mal spielen lassen. "Lost in the dream" - verloren im Traum eben, wie es der Albumtitel schon sagt. Selten wurde der Synthesizer so offensiv im Rock eingesetzt. Und der Drummer spielt sein Schlagzeug in weiten Teilen im Stile einer Drummachine, stoisch und unnachgiebig. Auf Platte in Meisterwerk, live viel wuchtiger.

Musik für: eine Show namens "Das Beste aus den 80ern, 90ern und heute"

Klingt nach: Bruce Springsteen, Bob Dylan, Tom Petty

Punkte: 5/5.

AnnenMayKantereit klingen wie Gisbert zu Knyphausen minus Melancholie plus Euphorie, wie Kölner Hillybillyfolk eben. Bald kommt das offizielle Debüt, vorerst hier bei Soundcloud: "https://soundcloud.com/annenmaykantereit". Musik für: die Landstraße. Klingt nach: Mumford & Sons, Clueso, Gisbert zu Knyphausen. Punkte: Außer Wertung.

Viet Cong (Viet Cong) Das kanadische Postpunk-Quartett Viet Cong benennt sich nach der "Nationalen Front für die Befreiung Südvietnams", eine bewaffnete kommunistische Guerillatruppe - was man allerdings nicht zwingend wissen muss, wenn man die Musik der Truppe aus Calgary hört, deren Postpunk seine Referenzen in Interpol und The Velvet Underground findet. Dunkler Sound, viel Hall, immer wieder Noise. Viet Cong klingen dramatischer als die Vorgängerband Women. Das ist ist Musik für die harte Festivalfraktion. Auf den Beipackzettel schreiben wir deshalb: Vorsicht, es könnte laut werden.

Musik für: Guerillakämpfchen

Klingt nach: Deerhunter, Iceage, Interpol

Punkte: 3,5/5

Douglas Dare (Whelm) Der junge Douglas Dare aus London hat mit dem Album Whelm auf dem feinen Label Erased Tapes Records ein kleines Meisterwerk eingespielt. Meist basieren die Lieder auf dem Klavier und einem samtwarmen und glockenklaren Gesang von Douglas Dare - seltener gesellt sich auch Elektronik hinzu. Natürlich denkt man an James Blake, wenn man Dare hier musizieren hört. Die dramatischen Inszenierungen lassen gar manchmal an Radiohead denken. Aber Dare musiziert mit mehr Do-It-Yourself-Attitüde, weniger kalkuliert. Tolles Debüt!

Musik für: Kopfhörer. Klingt nach: Radiohead, James Blake. Punkte: 4,5/5.

Kiko King & Creativemaze (Tokyo Girl): Eine Aura des Geheimnisvollen umgibt das Projekt aus Berlin und den USA- die Musiker sparen Infos über ihre Person aus, wollen Musik sprechen lassen. Das Album "Tokyo Girl" klingt nicht minder rätselhaft - Dub, Drum'n Bass Sprechgesang. Die dunklen Songs wabern vor sich hin, ohne dass ein Spannungsbogen erkennbar würde. Als Geheimtipp wird Kiko King von manchem Musikjournalisten schon heute bezeichnet - vielleicht etwas zu viel des Geheimen? Musik für: Chill-Out-Areas. Klingt nach: Massive Attack, Lamb. Punkte: 3/5.

(RP)
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