Rees Fans feiern die neuen und alten Helden

Rees · Am Freitag startete das Programm auf der Hauptbühne. Das war bunt gemischt und voller Überraschungen.

 Für viele gehört zum Haldern-Feeling einfach der Zeltplatz dazu.

Für viele gehört zum Haldern-Feeling einfach der Zeltplatz dazu.

Foto: van Offern, Markus (mvo)

Nicht wenige Produzenten und Musiker sind der Auffassung, dass ein Song seine wahre Qualität im reduzierten Arrangement offenbart. Auch Douglas Dare ließ für einen intimen Gig im Tonstudio Keusgen Drummer und Bassisten zu Hause. Der 22-jährige Newcomer begleitete seine wohlgeformte Lyrik mit ausgeklügelten Piano-Melodien. Wer nach der furiosen Beschallung des Vorabends ein nachdenklich-melancholisches Klangerlebnis suchte, war hier genau richtig.

 Echte Fans: Dieser Haldern-Besucher ließ sich ein Autogramm von Florian Ostertag auf dem Oberkörper geben. Im Biergarten gibt es Musik und Entspannung zugleich.

Echte Fans: Dieser Haldern-Besucher ließ sich ein Autogramm von Florian Ostertag auf dem Oberkörper geben. Im Biergarten gibt es Musik und Entspannung zugleich.

Foto: van offern (2) / zel

Auf großen Anklang, insbesondere beim jungen Publikum, waren "We Were Promised Jetpacks" gestoßen. Die jungen Schotten verpackten ihre hymnischen Lieder in einen agressiv-adoleszenten Garagensound, der einen schönen Gegenpol zu den obligatorischen Indie-Feingeistern im Spiegelzelt bot.

Für geteilte Meinung sorgte der laute Shoegaze von "SUUNS". Das kanadische Fourpiece erschuf düster-distanzierte Klangcollagen mit beachtlichem Potenzial, der nölige Gesang des Frontmannes konnte aber nicht jeden überzeugen. Was der eine als lasziv empfindet, wirkt auf den anderen prätentiös.

Für allgemeinen Konsens sorgte Sample-Guru "Gold Panda": Mit meisterlichem Gespür variierte er zwischen konfusen Klangbruchstücken und tanzbaren Beats.

Auf jeden Fall kam der Biergarten mit seiner Mischung aus Musik und gastlicher Atmosphäre bestens an. Viele nutzten die Gelegenheit, mit dem Biergarten-Ticket etwas Haldern-Flair zu schnuppern.

Ebenso bunt wie das musikalische Angebot war das kulinarische. Es gibt Lachs, Falafel und sogar handgemachte Pralinen, während auf dem Campingplatz dann doch eher die klassische Bratwurst auf den vielen kleinen Feuerstellen brutzelte.

Die neue zwei Meter größere Hauptbühne war am Freitag zunächst in der Hand deutschsprachiger Musiker: Sowohl Pascal Finkenauer als auch "Ja, Panik" aus Österreich präsentierten sich als Sprachkünstler und unberechenbare Klangschöpfer.

Während Finkenhauer insbesondere durch seine stilistische Wandelbarkeit bestach, groovten "Ja, Panik" in bester NDW-Manier während ihres Auftritts.

Ein wenig verloren wirkten die Anarcho-Musiker von "Die Goldenen Zitronen": Gerade das jüngere Publikum zeigte sich unbeeindruckt von der lustvollen Publikumsprovokation des Frontmannes.

Dabei wirkte der Sound der Band, die mittlerweile seit 30 Jahren aktiv ist, keinesfalls angestaubt: Der flotte Mix aus konfusen Gitarren und Synth-Versatzstücken erinnerte an stilprägende Kult-Bands wie "Devo" oder "The Dead Kennedys".

Die "Zitronen" wirkten wie eine Reminiszenz an jenen Typus von Band, der schon lange nicht mehr auf dem Haldern Pop präsent scheint: Die Spaß-Attitüde der Hamburger Band erinnerte an alte Bekannte wie "Norbert und die Feiglinge". Dabei hat die Band um Schorsch Kamerun ihren politischen Anspruch beibehalten: "ICE Bertholt Brecht" klingt noch immer zornig.

Den Kreis zur Vergangenheit schlossen die Alternativ-Legenden von "James". Die hatten bereits 1999 auf dem Haldern Pop Festival gespielt und kehrten nun in Originalbesetzung von 1983 zurück ins Lindendörfchen. Neben den vielen Newcomern und Indie-Größen scheint man die Freunde von einst nicht vergessen zu haben.

(RP)
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