Haldern-Countdown Einsamer Cowboy reitet gen Haldern

Emmerich · Am 11. August beginnt das Haldern-Pop-Festival. RP-Redakteur Sebastian Peters hat sich die aktuellen Alben der Bands bereits angehört. Hier sein Urteil:

 Grammy-prämiert: Jason Isbell.

Grammy-prämiert: Jason Isbell.

Foto: David McClister

The Vryll Society - Coshh (EP) Aus Liverpool kommt das Quintett The Vryll Society, das seit geraumer Zeit als heiß gehandelter Act auf der Insel gilt. Die vorliegende EP verleiht eine Ahnung davon, warum die Hoffnung besteht, dass diese Herren den Talentstatus dereinst hinter sich lassen können. Der treibende Rock erinnert an britische Popmusik im Stile von The Verve - auch Einflüsse des Krautrock (The Vryll Society mögen NEU!) lassen sich nicht leugnen. Liverpudlians, die sich von Krautrock inspirieren lassen: Das ist bei den Beatles ja schon einmal ganz gut gelungen.

Klingt nach: The Verve, The Charlatans (Punkte: 3,5/5).

Jambinai - A Heritage Manchmal muss eben nur alles anders machen: Die südkoreanische Band Jambinai hatte die Idee, auf klassischen koreanischen Instrumenten Rockmusik zu spielen. Mit elektronischen Einsprengseln ist daraus eine eklektische Musik geworden, die Jazz, Weltmusik und Postrock in einem ist. Jambinai scheinen sich gegenseitig zu pushen, die Songs schwillen mit jedem Ton an, türmen sich in Loops auf, münden in kräftigen Riffs. Natürlich ist das spezielle Musik, sie erfordert Zugang. Gelobt sei aber jeder Künstler, der sich entschließt, ausgetretene Pfade zu meiden.

Klingt nach: Tortoise, Goodspeed You Black Emperor! (Punkte: 3/5)

Jason Isbell - Something More Than Free Songwriter Jason Isbell war früher Mitglied der Americana-Country-Band The Drive-By Truckers. Als Soloartist ist "Something More Than Free" sein nunmehr fünftes Werk. Deutlich fröhlicher als das frühere Schaffen klingt diese Americana-Music. Der Typ ist auf seinem Rappen früher verlässlich von Krise zu Krise geritten und tat wenig gegen das Image eines lonesome cowboys. Mit Songs wie "How To Forget" erreicht Isbell ein neues Niveau und sammelte gar Grammys und weitere Preise ein. Wie singt die Band Aeronauten so schön? Mit dem Alter fängt man an, sich für Countrymusik zu interessieren.

Klingt nach: Ryan Adams,Wilco, Drive-By Truckers (Punkte: 4/5).

Julia Holter - Have You In My Wilderness Julia Holter führt mit ihrem aktuellen Album "Have You In My Wilderness" in die tiefe Nacht. Ihr Ambient-Folk deutet eine Struktur zunächst immer nur an, er flutet erst mal den Raum, und glaubt man ihn begriffen zu haben, hat Holter schon wieder eine neue Idee. Großartig ist dieses Dream-Pop-Werk, weil die in L. A. geborene Amerikanerin diesmal dennoch immer wieder den rechten Weg findet, weil sie hiermit nicht mehr nur Kritikerlieblingsmusik geschaffen hat, sondern Eingangstüren für jeden Pophörer bietet. Kate Bush gefällt das!

Klingt nach: Kate Bush, Joanna Newsom (Punkte: 4,5/5).

Alex Vargas - Giving Up The Ghost (EP) Meist ist es kein schlechtes Zeichen, wenn man nur schwerlich eine Schublade für einen Künstler findet. Im Falle des Dänen Alexander Vargas Blay, Künstlername: Alex Vargas, ist es wahrlich schwer. Die Songs sind zu dezent produziert, um echte Elektrosongs zu sein, haben zu wenig musikalische Seele, um als Soul durchzugehen, und warum manche Journalisten ihn im Genre Songwriter verorten, erschließt sich nach dem Hören der EP "Giving Up The Ghost" nicht. Mr. Vargas irrt manchmal noch zu ziellos umher - dabei zeigt ein Song wie "Shackled Up", das er es eigentlich kann.

Klingt nach: The Weeknd, James Blake (Punkte: 3/5)

Soap & Skin - Narrow Große Nachtmusik - was die Österreicherin Anja Plaschg alias Soap & Skin mit "Narrow" geschaffen hat, legt einen schwarzen Schleier über alle Gedanken. Soap & Skin macht düstere Weltverlorenheitsklänge. Das eröffnende Klavierstück "Vater" ist der musikalische Grabstein für den verstorbenen Papa. "Wo immer ich aufschlage, finde ich Dich/ Du fällst im Schatten der Tage, als Stille und Stich". Wer hernach noch atmen will, der verirrt sich auch im restlichen Wald der Schwermut nicht.

Klingt wie Nico, Björk (Punkte: 4/5).

Cloves (ohne Album) Die Sängerin Cloves aus Melbourne beliebt zu scherzen. Bei Facebook gibt sie als ihren Musikstil Scandinavian Soothing Metal. Das ist - um der Wahrheitsfindung zu dienen - eine ausgemachte Lüge. Popballaden singt die junge Frau auf ihrer Debüt-EP "XIII", und nicht selten muss man hier an Adele und Lana Del Rey denken. Cloves' ist aber noch dringlicher, weniger aufgetakelt, direkt vom Herzen kommend. Das Album darf man mit Spannung erwarten.

Klingt wie Lana Del Rey (Punkte: 4/5)

(RP)
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