Rees Herbert Knebel und der Brüter-Widerstand

Rees · Vor 40 Jahren demonstrierten Bruno Schmitz und Uwe Lyko gemeinsam gegen den Schnellen Brüter in Kalkar. Mit ein Grund, warum Herbert Knebel immer noch ins Bürgerhaus nach Rees kommt.

 Uwe Lyko in seiner Paraderolle als Herbert Knebel. Vor 40 Jahren gehörte Lyko genau wie Bruno Schmitz zu den Demonstranten gegen den Brüter.

Uwe Lyko in seiner Paraderolle als Herbert Knebel. Vor 40 Jahren gehörte Lyko genau wie Bruno Schmitz zu den Demonstranten gegen den Brüter.

Foto: mvo

Die Begrüßung zwischen Uwe Lyko und Bruno Schmitz im Bürgerhaus in Rees fällt herzlich aus. Schließlich kennen sich der Mann alias Herbert Knebel und der Kabarett-Organisator seit Jahrzehnten. Und laut Schmitz ist das auch mit der Grund dafür, dass Lyko mit seinem Affentheater überhaupt noch nach Rees kommt. "Eigentlich ist das Bürgerhaus für ihn inzwischen viel zu klein. Die Truppe spielt sonst in viel größeren Häusern. Aber das ist eben noch die alte Verbindung nach Rees", erläutert Schmitz. Eine Verbindung, die 40 Jahre zurückreicht. Denn Uwe Lyko gehörte ebenso wie Bruno Schmitz im Jahr 1977 zu den Demonstranten gegen den Schnellen Brüter in Kalkar.

Lyko fehlte fast bei keiner Demo, Schmitz gehörte zu den musikalischen Vorkämpfern gegen den Atommeiler. Der Kabarett-Veranstalter sorgte vor 30 Jahren für die Einstimmung der Kernkraftgegner. Mit dem Duo "Bruno und Klaus" schoss er musikalisch-komödiantische Breitseiten gegen die Brüterpläne ab. 50.000 Demonstranten waren begeistert. Der Widerstand kostete allerdings Geld. "Vor allem weil Bauer Josef Maas Gutachten gegen das Projekt einholen ließ, das war teuer", erinnert sich Schmitz. Um diese Expertisen mitzufinanzieren, nahmen die musikalischen Brüter-Gegner seinerzeit eine Schallplatte auf. Mit 10.000 Exemplaren hatte sie für damalige Verhältnisse eine große Auflage. Auch Bruno Schmitz steuerte einen Song für die Anti-AKW-Scheibe bei. Aufgenommen und produziert wurde der musikalische Brüterprotest in einer WG in Moers, in der damals auch Uwe Lyko wohnte. Da entstand die Freundschaft zwischen Lyko und Schmitz. Und die WG- und Widerstandszeit ist Knebel offenbar bestens in Erinnerung geblieben. Denn sie findet auch Einzug ins neue Programm "Männer ohne Nerven". Lyko nimmt diese Zeit kabarettistisch aufs Korn, wenn er aus der Widerstands-WG eine Alten-WG macht, in der aber natürlich immer noch Joints und freie Liebe die Runde machen - bis die Polizei anrückt.

Schmitz und Lyko liefen sich immer mal wieder über den Weg. Als Schmitz mit seiner Band "Laut und Lästig" um 1980 in der Zeche Carl in Essen spielte, stand Lyko hinter der Theke und zapfte. Das Affentheater war damals noch gar nicht geboren. Stattdessen rockte Lyko in der Band B1, benannt nach der Bundesstraße, die durch den Ruhrpott führt.

Jahre, die geprägt haben. Denn Rockmusik gehörte schon immer zum Affentheater dazu. Inzwischen werden die musikalischen Beiträge immer präsenter. Das aktuelle Programm wirkt schon fast wie Rock'n'Roll-Comedy. Egal ob REM, Bob Dylan oder Queen. Nichts ist vor Knebel sicher. Das tut dem Affentheater gut, das nach Jahrzehnten auf Tour immer noch frisch und spielfreudig wirkt. Und schlagfertig: Als mitten im Auftritt plötzlich ein Scheinwerfer mit lautem Knall den Geist aufgibt, zuckt Lyko nur kurz zusammen. "Ist da der IS auf dem Balkon?", fragt er Richtung Oberrang. "Und das ausgerechnet kurz vor Ostern. Da wirst du vor der Kreuzigung noch erschossen."

(RP)
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