Rees Herrlich turbulente drei Stunden

Rees · Die Dorfbühne Mehr führte den Schwank "Der doppelte Moritz" auf. Für die 140 Zuschauer im ausverkauften Pfarrheim war es ein ausgesprochen kurzweiliger Abend.

 Peter Rupprecht (r.) spielte seine Haupt- und Doppelrolle mit Bravour. Die anderen Darsteller standen ihm nicht nach.

Peter Rupprecht (r.) spielte seine Haupt- und Doppelrolle mit Bravour. Die anderen Darsteller standen ihm nicht nach.

Foto: Klaus-Dieter Stade

"Moritz, was wirst nur Du erleben, wenn du zurückkommst!", sagt Max Krause und blickt dabei nicht in den Spiegel, sondern auf das Porträt seines erfolgreichen Zwillingsbruders Moritz Krause. Der Großindustrielle ist für zwei Tage in London, um ein Eisenbahnprojekt für den Iran voranzutreiben. Die Konkurrenz darf nichts erfahren, deshalb befolgt Moritz Krause den Rat seines Privatsekretärs, sich daheim vom Zwillingsbruder Max doubeln zu lassen. Dass dieser Plan komplett aus dem Ruder läuft, daran erfreuten sich jetzt 140 Zuschauer im ausverkauften Pfarrheim, als die Dorfbühne Mehr den Schwank "Der doppelte Moritz" aufführte.

Hauptdarsteller Peter Rupprecht hat die Doppelrolle als Max und Moritz Krause schon 1986 gespielt. Die Dorfbühne Mehr entschied sich nach 31 Jahren für eine Wiederholung. "Es wird immer schwieriger, neue gute Stücke zu finden", sagte Regisseurin Elisabeth Rupprecht dem zu Beginn des dreistündigen, kurzweiligen Abends. Sie lobte Toni Impekoven und Carl Mathern, die Autoren von "Der doppelte Moritz", als "Meister des Theaters", die sich darauf verstanden, Wortwitz auf hohem Niveau zu schreiben. "Auf die zweideutigen Witze vieler moderner Stücke wollen wir uns nicht einlassen", verkündete die Regisseurin die Entscheidung des Ensembles.

Und so durften sich die Zuschauer über ein herrlich turbulentes Stück freuen, das angenehm altmodische Begriffe wie "Gnädige Frau" und "Sanitätsrat" verwendet, in dem schüchterne Männer noch formvollendet um die Hand der keuschen Tochter des Hauses bitten und in dem vieles, was heute alltäglich ist, noch als "Sodom und Gomorrha" empfunden wurde. Wenn dann noch im Minutentakt "Da kommt jemand" gesagt wird und die Türen donnern, bis das Bühnenbild wackelt, entsteht im Pfarrheim die heimelige Ohnsorg- und Millowitsch-Atmosphäre längst vergangener Zeiten.

Drei Darsteller gaben in Mehr ihr Debüt: Andrea Hetebrij als Tochter Margot Krause, die von ihrem geschäftstüchtigen Vater Moritz an den Sohn eine Eierbrikett-Barons verheiratet werden soll. Diesen Spross, Felix Papenstiel, spielte Matthias Kremer mit herrlicher Eitelkeit und waffenscheinpflichtiger Perücke. Gisela Blümer gab ihr Bühnendebüt als Mathilde Krause, die vergeblich ihren verschwundenen Gatten Max sucht und glaubt, der Zwillingsbruder Moritz habe ihn ermordet.

Peter Rupprecht musste sich für seine Haupt- und Doppelrolle gleich fünfmal hinter den Kulissen umziehen. Den drögen, aber verschmitzten Max Krause, der frisch aus den USA eingetroffen ist, spielte er genauso mit Bravour wie den ruppigen Zwillingsbruder Moritz. Marko Gertzen brillierte als teddybäriger Privatsekretär Dr. Hans Hellwig, Leo Tekath gab sich (wie schon 1986) ganz staatsmännisch als Sanitätsrat Dr. Ruppel, und Martina Venhoeven erhielt für jeden ihrer Auftritte als resolute Haushälterin Sibille Szenenapplaus. Weitere Rollen spielten Ellen von Mulert und Julia Kogelboom als Moritz Krauses Ehefrau und Geliebte, Edgar Scharff als treuer Diener Otto und Christian Venhoeven als Kriminalbeamter Wulle.

"Der doppelte Moritz" wird erneut am 29. und 30. April sowie am 5., 7. und 12. Mai im Pfarrheim Mehr, Bonekampstraße 3, aufgeführt.

Info Karten sind für acht Euro nur im Vorverkauf erhältlich, unter anderem beim Malerbetrieb Block und im Edeka-Markt Roes in Mehr sowie in den Modehäusern Tangelder in Haldern und Mehrhoog.

(RP)
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