Emmerich Hier ist der Star der Star

Emmerich · Der Star ist der Vogel des Jahres 2018. In Emmerich sorgen jetzt Schwärme, die sich auf den Weg nach Süden machen, für ein beeindruckendes Schauspiel - und für Hinterlassenschaften, die die KBE mit Hochdruck beseitigen müssen.

Wer in den letzten Tagen kurz vor der Dämmerung durch die Emmericher Innenstadt lief, konnte sich diesem Schauspiel nur schwer entziehen: Tausende von Vögeln formierten sich in der Luft, stoben auseinander, um gleich darauf wieder zu einem Schwarm zusammen zu finden oder sich in Massen auf Bäumen und Stromleitungen niederzulassen. Vor allem rund um die Aldegundiskirche und am Rhein war dies gut zu beobachten.

Die Vögel, die diese Kunststücke vollführen, sind Stare. Der Naturschutzbund (Nabu) hat die Art Anfang des Monats zum "Vogel des Jahres 2018" erhoben, auch um auf die Gefährdung dieses Tieres aufmerksam zu machen.

Denn der Lebensraum dieses bemerkenswerten Singvogels wird immer kleiner. Er brütet gern in Gruppen, sucht sich dafür alte Baumstämme, Höhlen oder manchmal auch alte Gebäude aus. Dazu besitzen die Kunstflieger gemeinsame Übernachtungsplätze in großen Bäumen. "Allgemein lässt sich sagen, dass die Bedingungen für den Star immer schlechter werden", weiß Achim Vossmeyer. Der Diplom-Biologe vom Kreisnaturschutz-Zentrum in Bienen schätzt allerdings, dass die Entwicklung am Niederrhein noch nicht so dramatisch wie andernorts ist. "Gefühlt würde ich sagen, dass die Population bei uns auf niedrigem Niveau stagniert", sagt er.

Lange wird es nicht mehr dauern, bis auch ein Großteil dieser Tiere gen Süden in wärmere Gefilde zieht. Sobald sich der Nahrungsvorrat aufgrund kälterer Temperaturen verknappt, ziehen die meisten Stare, die sich in der Regel von April bis Oktober rund um Emmerich aufhalten, nach Portugal, Spanien oder Frankreich weiter, wo sie sich dann über frische Früchte, Beeren oder Insekten hermachen können. Dabei ist allerdings auch zu beobachten, dass längst nicht mehr so viele Tiere wie früher in den "Winterurlaub" gehen. Wohl eine Folge des Klimawandels: "Wenn es bei uns genügend Nahrung gibt, bleiben sie auch zum Teil hier", weiß Vossmeyer, der dies in den letzten Jahren verstärkt beobachtet hat.

Er findet, dass der Star, der von weitem wie ein ganz gewöhnlicher dunkler Vogel aussieht, ein schönes, silbrig-glänzendes Gefieder hat. "Da lohnt ein näherer Blick." Außerdem ist der "Sturnus vulgaris" dafür bekannt, dass er die Stimmen anderer Vögel, aber auch bestimmte Geräusche imitieren kann. Weniger schön: Die Vögel musizieren gern schon in den frühen Morgenstunden. Wer eine Kolonie der kleinen "Kessepicker" (übersetzt: Kirschenpflücker) im Garten oder auf dem Hausdach beherbergt, muss das Gezwitscher ab 5 Uhr in der Früh wohl oder übel hinnehmen. Und dass bei 4000 bis 5000 Vögeln, die durchaus einen Starenschwarm ausmachen können, auch die Hinterlassenschaften dieser Vogelmassen nicht gerade angenehm sind, wissen auch die Emmericher Kommunalbetriebe (KBE). Sie sind seit Anfang der Woche mit schwerem Gerät in der Stadt unterwegs, um Kotspuren per Hochdruck zu beseitigen. "Den Anleger der Feuerwehr im Rheinpark hat es ziemlich schlimm erwischt. Auch die Straße Hinter der Alten Kirche sah nicht gut aus", so Stadtsprecher Tim Terhorst.

(RP)
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