Rees Hoffen auf eine Medaille in Los Angeles

Rees · Timo Karmasch (20), der in den Werkstätten der Lebenshilfe Rees arbeitet, tritt in LA für Deutschland als Judoka bei den Special Olympics World Games an.

Rees: Hoffen auf eine Medaille in Los Angeles
Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Nach Los Angeles zu den Special Olympics World Games zu fliegen, bleibt für viele Sportler ein unerfüllter Traum. Für Timo Karmasch, der in Hamminkeln lebt und in den Werkstätten der Lebenshilfe in Rees-Groin arbeitet, ging er jetzt in Erfüllung. Der 20-Jährige vertritt bei der größten Sportveranstaltung der Welt für Menschen mit geistiger Behinderung, die jetzt begonnen hat und noch bis zum 4. August dauert, als einer von acht Athleten die Kategorie G-Judo für Deutschland. G-Judo bedeutet Judo für Menschen mit Handicap.

Timo ist von einer geistigen Behinderung betroffen, die allerdings nicht stark ausgeprägt ist. Trotzdem hat er täglich mit Alltagsproblemen zu kämpfen. Judo hilft ihm dabei sehr. "Ich bin vor neun Jahren durch eine AG an meiner Schule zum Judo gekommen", berichtet Timo. Die hat ihm so gut gefallen, dass er Mitglied im Judoverein Budokan Hünxe wurde.

Die Teilnahme an den Special Olympics stellt den bisherigen Höhepunkt seiner Karriere dar. Es wird sein 40. dokumentierter Wettkampf sein. Auch auf Landesebene war Timo bislang sehr erfolgreich: So ist er Deutscher Meister im G-Judo und belegt den ersten Platz der Top Ten der G-Judoka in NRW.

Auf den Wettkampf in den USA hat Timo sich besonders vorbereitet: "Ich habe sehr hart trainiert. Auch bei den heißen Temperaturen in den letzten Wochen habe ich keine Ausnahme gemacht. Zudem musste ich auf mein Gewicht achten und habe an vielen Wettkämpfen teilgenommen, um mich zu erproben. Ich bin topfit." Bei den World Games hat Timo das Ziel, einen Platz auf dem Treppchen zu erkämpfen. Aber eigentlich war sein größtes Ziel, überhaupt an den Special Olympics teilnehmen zu können. Beim G-Judo stellen die Special Olympics World Games den höchsten Wettkampf dar. "Bis jetzt ist die Sportart leider noch nicht bei den Paralympics etabliert", erzählt Gabriele Gramsch. Sie ist die Trainerin von Timo und sehr stolz auf den Erfolg ihres Schützlings: "Bis jetzt hat noch niemand aus unserem Verein die Chance bekommen, an den World Games teilzunehmen. Und das wird auch sicher so schnell nicht mehr vorkommen."

Für Timo ist die Reise nach Los Angeles eine große Herausforderung: Er hat noch nie in einem Flugzeug gesessen, war noch nie in Amerika. "Ich habe mit Freunden, die schon einmal geflogen sind, darüber gesprochen und lasse es einfach auf mich zukommen", erzählt Timo, der vor einiger Zeit vom Kinderheim in Drevenack ins Haus am Kerschenkamp in Hamminkeln gezogen ist. Hier lebt er jetzt mit anderen zusammen, die ebenfalls eine geistige Behinderung haben. Die Aufregung und Veränderungen, die mit dem Umzug zu tun hatten, hat Timo mittlerweile überwunden: "Es gefällt mir sehr gut hier - sogar besser als in meinem alten Zuhause."

Montag ging es los zu den Special Olympics. Schon um fünf Uhr wurden er und Jasmin Siebelitz (18), die ebenfalls für das deutsche G-Judoteam antreten wird, deshalb von Trainerin Gabriele Gramsch zum Flughafen gebracht. Mitfliegen dürfen die Trainer leider nicht. "Ich kenne die anderen Trainer und Teilnehmer aber schon von Wettkämpfen und einem Vortreffen", erklärt Timo. In Los Angeles angekommen, wurde der Abend mit einer Pizza-Party abgeschlossen, bevor die Wettkämpfe starteten.

Für die Zukunft hat Timo ganz konkrete Pläne: Er will weiter als rechte Hand vom Trainer arbeiten. Dafür hat er einen Assistentenschein gemacht und Teile des Trainings der jüngeren Sportler übernommen. Zudem möchte er in NRW Athletensprecher werden und 2016 in Paderborn an einem Wettbewerb im Kata teilnehmen. Kata ist eine bestimmte Abfolge von Würfen, die mit einem Partner ohne Behinderung ausgeführt werden.

(RP)
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