Emmerich "Ich hatte Angst um mein Leben"

Emmerich · Drogenhandel in großem Stil. Vier Angeklagte stehen vor dem Landgericht Kleve, darunter ein 34-jähriger Emmericher und ein Mann aus 's-Heerenberg. Eine Angeklagte berichtet, dass die Ehefrau ihres Ex-Mannes sie mit dem Auto überfahren wollte.

Es ist sicher kein Zufall, dass derzeit ein Drogen-Delikt mit Emmericher Beteiligung das nächste jagt. Nach dem am Montag in der Schwanenburg abgeschlossenen 9,2-Kilogramm-Marihuana-Fall hatte der Vorsitzende Richter Jürgen Ruby gestern die nächsten Kandidaten auf der Anklagebank hocken. Die waren - im Vergleich mit dem milde verurteilten Emmerich-Essener Trio - aber mehr als einmal aufgefallen.

Ein 34-jähriger Emmericher, seit knapp sechs Monaten in der Justizvollzugsanstalt Kleve einsitzend, soll zwischen Frühsommer 2013 und seiner Festnahme auf frischer Tat am 20. März in vier Fällen bei einem 34-jährigen Niederländer aus 's-Heerenberg jeweils ein Kilogramm Amphetamine, dazu 200 Ecstasy-Tabletten bestellt haben. Zum Eigenkonsum und gewinnbringenden Weiterverkauf. Dies in Co-Produktion mit einem festgenommenen Weseler, der gestern als Zeuge die Aussage verweigerte.

Der mitangeklagte Niederländer muss sich zusätzlich für sechs Delikte zu je einem Kilogramm Amphetamine verantworten. Diese Lieferungen soll er in Gendringen/Ulft übergeben haben. An eine Bocholterin und deren Ex-Freund. Die 44-Jährige sagte gestern aus. Wie schon bei der Polizei. "Weil ich Angst um mein Leben hatte und dies so wieder sauber bekommen will. Ich bin eine Zeit lang nachts mit dem Baseballschläger ins Bett!" Grund? "Die Ehefrau meines ,Ex' stand vor der Tür, wollte mich mit dem Auto überfahren." Der "Ex", der inhaftiert auf seinen Prozess wartet, soll demnächst auch in Kleve aussagen.

Die Beschuldigten waren gestern nur wenig gewillt, sich zu den Vorfällen zu äußern. Der Emmericher stammt aus Berlin. Zog 1999 mit der Familie via Isselburg an den Rhein. Schlug sich hier ohne Hauptschulabschluss durch. Zuletzt als Arbeiter.

Körperverletzung, Marihuana-Genuss, vor der Festnahme ein täglicher Suchtakt von zwei bis drei Gramm, dazu Fahren ohne Führerschein brachten fünf Eintragungen ins Bundeszentralregister ein.

"Unter meinen Drogenkonsum habe ich einen Schlussstrich gezogen", versicherte der 34-Jährige, der mit 15 000 Euro bei der Bank in der Kreide steht.

Zum Fall ließ sich der Emmericher nur teilweise ein. Der mitbeschuldigte Niederländer sei ein guter Bekannter, bei dem er Kleinstmengen an Drogen bezogen habe. Mit dem als Zeugen vorgeladenen Weseler hatte er geschäftlich zu tun. "Ich habe zwischen ihm und meinem Bekannten den Kontakt hergestellt. Der hat auch mit anderen gedealt. Schlecht verdient hat er nicht, wenn er sich Urlaube in Thailand oder Mexiko leisten konnte."

Der mitangeklagte Niederländer, bisher wegen eines Diebstahls und einer Geldbuße von 600 Euro belangt, gab nur über seine Lebensumstände Auskunft. Er ist seit einem Autounfall eingeschränkt arbeitsfähig: "Ich war verletzt, habe seitdem Schwierigkeiten mit der Konzentration, komme mit Stress schlecht zurecht. Ich musste auch das Lesen wieder neu erlernen."

(miry)
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