Rees Initiativen warnen vor Erdbebengefahr

Rees · Die Gegner von Fracking machen weiter mobil. Sie warnen vor Erkundungsbohrungen direkt an der Grenze in den Niederlanden.

Rees: Initiativen warnen vor Erdbebengefahr
Foto: Latzel

"Fracking bedeutet eine Industrialisierung der Landschaft. Dabei werden Ewigkeitsschäden für den Niederrhein erzeugt." Michael Körner redete auf dem Infoabend der Reeser und Klever Bürgerinitiativen gegen Gasbohren in Kalkar Klartext. Zwar gibt es bislang keine Probebohrungen, fest steht aber bereits jetzt: Fracking wird immer konkreter. Und dass nicht erst seit die niederländische Regierung ihre Pläne vorantreibt, entlang Grenze zum Kreis Kleve erste Erkundungsbohrungen durchzuführen.

Das Kreisgebiet selbst gilt als eine der Regionen mit dem aussichtsreichsten Gasvorkommen Deutschlands. Bereits vor einigen Jahren haben daher mehrere internationalen Unternehmen die gesamte Region untereinander aufgeteilt. Für bis zu 500 000 Euro pro Claim. Ziel ist es, unkonventionelle Gasreserven zu fördern. Bei diesem so genannten "Fracking" soll ein Gemisch aus Wasser und Chemikalien mit enormem Druck viele hunderte Meter tief in den Boden gepresst werden, um das eingeschlossene Erdgas an die Oberfläche zu befördern. "In diesem Bohrwasser sind Schwermetalle wie Quecksilber, Arsen und radioaktive Stoffe. Das kommt alles mit hoch. Außerdem entziehen sie bis zu 20 Millionen Liter Grundwasser pro Bohrstelle", so Michael Körners scharfe Kritik an der Schiefergas-Industrie. Während diese üppige Gewinne erwartet, prophezeit der Vorsitzende der Reeser Interessengemeinschaft das Aus für den Tourismus am Niederrhein. Mehr noch, Risse an Häusern und eine steigende Erdbebengefahr seien ebenso möglich. Denn: "Auch horizontal darf bis zu drei Kilometer gebohrt werden. Selbst wenn Sie keine Bohrtürme sehen, könnte unter Ihrem heimischen Sofa gefrackt werden." Eine Aussicht, die bei den rund 30 Teilnehmern des Infoabends zu regen Diskussionen führte. Formuliert wurde die Sorge um die international bedeutsamen Schutzgebiete. Der Kreis Kleve - wie auch die NRW-Regierung - lehnt die Gewinnung von Schiefergas konsequent ab. Die Fracking-Gegner berufen sich hierfür auf Gutachten des Bundesumweltministeriums.

Doch dem stehen Gegengutachten entgegen - auch, weil Risiken aktuell nur schwer einschätzbar sind. Aussagekräftige Langzeitstudien neutraler Wissenschaftlern fehlen. Die Bundesregierung will daher - unter strengen Auflagen - Probebohrungen gestatten, um Umweltrisiken und mögliche Gewinne besser einschätzen zu können. Angesichts von Energiewende und steigenden Energiepreisen argumentieren Befürworter, dass sich allein in gut erschließbaren Regionen bis zu 22 Billionen Kubikmeter Schiefergas gewinnen lasse. Zudem entwickle sich die Technik hin zu einem sicheren "Clean-Fracking".

Am Mittwoch wird Fracking auch im Bauausschuss ab 16 Uhr Thema sein. Dann geht es um eine Stellungnahme der Stadt zu den Plänen in den Niederlanden.

(RP)
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