Unglück bei "Cold Water Challenge" Isselburg unter Schock - "Katastrophe, was hier passiert ist"

Isselburg · Ein 34-jähriger Familienvater ist bei einer "Cold Water Challenge" in Isselburg ums Leben gekommen. Am Dienstagabend wurde er tödlich verletzt, als eine Baggerschaufel auf einen Biertisch krachte.

Die Netzreaktionen zum Unglück bei der "Cold-Water-Challenge"
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Foto: Schulmann

Das tragische Unglück hat eine ganze Siedlung in Schock versetzt. "Es ist eine Katastrophe, was hier passiert ist. Unfassbar, vor allem, wenn du viele von den Beteiligten kennst", sagt eine Anwohnerin vom Hartmannsweg. Mehr will sie nicht sagen, denn seit dem Unglück belagert ein Großaufgebot von Medien den kleinen Weg zwischen Isselburg und Herzebocholt. Gerade erst schickt ein Streifenwagen wieder ein Filmteam weg. Viele wollen Live-Bilder vom Hof am Unglücksfeld, doch die Bewohner wollen ihre Ruhe. Alle können das Unglück noch nicht fassen. Auch im Internet tauschten sich die Menschen über das Unglück aus.

Es sollte der Scherz eines Kegelclubs werden. Der wollte sich dabei filmen lassen, wie er sich von einem Bagger mit eiskaltem Wasser übergießen lässt. Mitglieder des Clubs sollen aus der Siedlung stammen, daher war das Feld ausgesucht worden, auf dem sich die Gruppe an Biertischen platziert hatte. Doch als der 36-jährige Fahrer des Baggers die Schaufel mit 2000 Litern Wasser anhob, verlor das Fahrzeug sein Gleichgewicht und die Schaufel krachte auf den Tisch.

Kinder und Angehörige erlebten das schlimme Unglück hautnah mit

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Ein junger Mann starb, ein weiterer musste schwer verletzt mit dem Hubschrauber in eine Klinik, gebracht werden. Vier weitere Männern wurden verletzt, drei davon kamen ins Bocholter Krankenhaus. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung. Besonders tragisch ist, dass die Aktion als Familienfest geplant war. So erlebten auch Kinder und Angehörige das schlimme Unglück hautnah mit.

"Es war eine unheimliche Dramatik, das war ein Einsatz, der keinen Feuerwehrmann kalt lässt", sagt Kreisbrandmeister Johannes Thesing. Er vermutet, dass das Bremsen des Baggers das Wasser in der Schaufel so in Bewegung versetzt hat, dass sich der Schwerpunkt verlagerte und dadurch das Fahrzeug sein Gleichgewicht verlor. Dabei sollte alles ein Scherz sein für eine so genannte Cold Water Challenge. Dabei filmen sich die Teilnehmer bei Aktionen, die mit kaltem Wasser zu tun haben, und stellen die Videos anschließend ins Netz.

Das Prinzip einer "Cold Water Challenge" erinnert an Internet-Kettenbriefe: Gruppen rufen sich gegenseitig auf, etwas mit kaltem Wasser zu veranstalten und das Ganze möglichst witzig auf Video festzuhalten. Wer sich dem Wettstreit nicht stellen will, muss den Verein, von dem er nominiert wurde, zur Grillparty einladen. Bei You-Tube sind jede Menge dieser Videos zu finden. Zunächst kursierte der Wettbewerb vor allem in Feuerwehrkreisen, dort wird er inzwischen kritisch gesehen und von vielen Wehrführungen missbilligt.

Inzwischen beteiligen sich viele Vereine oder private Gruppen. Auch die Region hat der Trend längst erreicht. So gab es gerade erst eine Cold Water Challenge der Fahnenschwenker Empel, in Werth haben die Werther Knappen bei einer solchen Aktion mitgemacht und sich bei einer Schlacht mit Wasserluftballons gefilmt. Auch von den Fahnenschwenkern Millingen gibt es ein Wasser-Video. Viele Filme sind auf der Seite "Mein Isselburg" präsentiert worden. Der Betreiber wies am Mittwoch darauf hin, dass er nicht zu der Aktion aufgerufen habe, sondern lediglich Links zu den entsprechenden Videos platziere.

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