Emmerich Jede Orgelpfeife wird einzeln geputzt

Emmerich · Experten aus Berlin haben das Instrument in der Heilig-Geist-Kirche komplett auseinandergenommen, um es zu reinigen.

 Mit einem Staubsauger reinigt Thomas Abel die Platte, wo die inneren Orgelpfeifen gerade noch gestanden haben. Unten ist seine Mitarbeiterin beim Pfeifenputzen zu sehen.

Mit einem Staubsauger reinigt Thomas Abel die Platte, wo die inneren Orgelpfeifen gerade noch gestanden haben. Unten ist seine Mitarbeiterin beim Pfeifenputzen zu sehen.

Foto: Markus van Offern

Von der Orgel in der Heilig-Geist-Kirche ist nur noch die Vorderseite komplett, alle anderen Einzelteile liegen in Reih und Glied aufgereiht in Regalen im Seitenschiff. Seit vergangener Woche Mittwoch wird die Orgel gereinigt. Und dazu muss sie zunächst auseinandergebaut werden.

Im Jahr 1996 wurde das Kircheninstrument von der Firma Karl Schuke, einer Berliner Orgelbauwerkstatt, gebaut. Die Orgel kostete damals 595.000 D-Mark. Etwa fünf Monate Bauzeit in der Werkstatt waren nötig, nochmals neun Wochen dauerte die Aufstellung und Intonation.

Alle zwei Jahre wurde die Orgel neu gestimmt und überprüft, doch jetzt nach 20 Jahren stand eine intensive Reinigung an. "Diese wird etwa vier bis fünf Wochen in Anspruch nehmen", erklärt Stefan Burs, der die Orgel spielt. "Ich mag den reizvollen Gegensatz zu den anderen Orgeln in unseren Emmericher Kirchen, die oft doppelt so groß sind", so der Kantor. "Diese hat wunderschöne Einzelstimmen, das Instrument wurde auf die Akustik in der Kirche abgestimmt."

Die Reinigung übernahmen der Orgelbaugeselle Thomas Abel und Helena Heckenbach, Orgelbau-Auszubildende im zweiten Lehrjahr, Mitarbeiter der Erbauer-Firma. Sie kamen dafür extra aus Berlin angereist.

Abel kletterte über die Leitern ins Innere der Orgel und "zerlegte"das Instrument. Stück für Stück holte er die insgesamt 1594 Pfeifen, davon 97 aus Holz, heraus. "In den Öffnungen setzt sich oft Staub ab - je nachdem wie oft die Orgel gespielt wird und wie die Lüftung in der Kirche ist. Dann klingen die Töne nicht mehr gut und lassen sich auch nicht mehr stimmen."

Zurzeit ist er dabei, den hölzernen Innenraum mit einem Staubsauger zu reinigen und feucht abzuwischen. "Dann erfolgt die technische Überarbeitung, die Funktionen von Spiel- und Registertraktur werden überprüft und neu eingestellt", erklärte der Orgel-Fachmann.

Währenddessen kümmerte sich Helena Heckenbach um die Pfeifen: Jede einzelne wurde feucht abgewischt, abgetrocknet und dahingehend überprüft, ob eventuell Bärte, das sind die Plättchen neben den Öffnungen, verbogen sind. Dann wurden die Deckel der Pfeifen mit Talkum-Puder behandelt, so dass sie gängiger schließen. "Jede Pfeife habe ich mindestens fünf Mal in der Hand", sagte sie. Wenn alle Teile sauber sind und die Technik funktioniert, wird das Ganze wieder zusammengesetzt, die Pfeifen registerweise eingebaut, nachintoniert und gestimmt. Dafür arbeitet das Duo etwa zehn Stunden am Tag, am Samstag bis Mittag.

Zurzeit werden die Kirchenbesucher beim Singen per E-Piano begleitet, doch schon in wenigen Wochen dürfen sie sich wieder auf einen sauberen Klang ihrer Orgel freuen. Im zweiten Halbjahr wird dann auch das 20-jährige Bestehen der Orgel, die am 26. Mai 1996 geweiht wurde, gefeiert. Nach den Sommerferien gibt Stefan Burs ein Konzert und als zweites Highlight im Spätherbst ist geplant, dass Otto Krämer Orgelimprovisationen spielt, während auf einer Leinwand ein Stummfilm läuft.

(moha)
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