Emmerich Jessner kontert Bad-Kritik des NRW-Steuerzahlerbundes

Emmerich · Landesverband bemängelt den Zuschussbedarf des Embricana sowie den Sauna-Neubau. Emmerichs Stadtwerke-Geschäftsführer: "Ein Bad lässt sich kaum kostendeckend betreiben."

Emmerich: Jessner kontert Bad-Kritik des NRW-Steuerzahlerbundes
Foto: van Offern Markus

Der Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen (BdSt) kritisiert die Finanzierung des Emmericher Freizeitbades und seiner Sauna. In seiner jüngsten Mitteilung erklärt der Verband, die Einrichtung habe seit dem Jahr 2010 einen Zuschussbedarf von 9,2 Millionen Euro gehabt. Die Zahlen für 2015 lägen noch nicht vor.

Bekanntlich wird das Embricana von den Emmericher Stadtwerken betrieben. Sie sind ein Tochterunternehmen der Stadt Emmerich und verkaufen Strom, Gas und Wasser. Mit den Gewinnen aus diesen Verkäufen wird das Minus im Bad aufgefangen. Zudem machen es die Steuergesetze möglich, dass die Stadtwerke beim Badbetrieb steuerliche Vorteile haben, die private Betreiber eines Bades nicht hätten.

Die Kritik des Steuerzahlerbundes überrascht nicht. Bereits bei der Planung der Saunalandschaft im Jahr 2009 positionierte sich der Bund gegen das Projekt. Ins Boot geholt hatten den Steuerzahlerbund die Gegner der Sauna in Emmerich. Mancher wird sich noch daran erinnern, dass es Unterschriftenlisten gegen den Bau der Sauna gab. Die Unterschriftenaktion war allerdings recht zweifelhaft und sorgte eher für einen Glaubwürdigkeitsverlust der Projektgegner.

Stadtwerke-Geschäftsführer Udo Jessner ist daher auch wenig beeindruckt von der neuerlichen Kritik des Steuerzahlerbundes am Embricana. "Ein Bad lässt sich kaum kostendeckend betreiben", so Jessner. "Vor Jahren stand die Entscheidung in Emmerich an: Bauen wir ein neues Bad oder reißen wir das alte ab und lassen die Bürger in andere Städte fahren. Die Entscheidung fiel für das Embricana."

Ähnliche Überlegungen gab es auch in Rees. Der damalige Stadtdirektor Gerd Klinkhammer ließ durchrechnen, ob eine Busverbindung von Rees zum Emmericher Bad nicht kostengünstiger für die Stadt sei. Am Ende entschied man sich dafür, ein eigenes Bad zu betreiben. Auch dieses in Trägerschaft der Stadtwerke. Ein Grund dafür: Die Städte haben eine gesetzliche Pflicht zur Daseinsvorsorge ihrer Bürger. Angebot zur Gesundheitserhaltung und für Sport gehören dazu.

Das stellt der Steuerzahlerbund nicht in Zweifel. "Es ist wichtig, dass es ein Schwimmbad gibt, in dem man Sport treiben kann, Kinder schwimmen lernen und Seniorenkurse stattfinden. Doch im Gegensatz dazu sind Besuche im Spaßbad und Wellnessprogramme ein privates Vergnügen, für das nicht der Steuerzahler geradestehen muss", wird der BdSt-Vorsitzende Heinz Wirz in der Mitteilung zitiert. Deshalb fordert der BdSt, dass Sauna- und Spaßbäder in private Hand gehören.

Jessner hält diese Argumentation für nicht durchdacht. "Das hört sich so an, als ob die Kinder in einer Badewanne Schwimmen lernen sollen und der Rest durch Private angeboten werden soll." Das allerdings wäre für den Durchschnittsverdiener wohl kaum zu bezahlen. Jessner: "Würde ein Privater das Embricana betreiben, müsste er schon einmal zehn Euro mehr pro Person und Tag bei einem Besuch nehmen. Und dann wäre das Bad gerade mal kostendeckend." Ohnehin, so Jessner, stelle sich die Frage, ob private Unternehmer überhaupt ein Interesse an einem Freizeitbad hätten.

Stichwort Sauna: Jessner erklärt, sie sei annähernd kostendeckend. Am Personalaufwand in Bad und Sauna werde nichts verändert.

(ha)
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