Emmerich Jetzt entscheidet der Rat

Emmerich · Bei der öffentlichen Sitzung des Kirchausschusses Speelberg ist weiter Kritik am geplanten Verkauf des Michaelheims geübt worden. Pfarrer de Baey entschuldigte sich für zeitliche Verzögerungen. Am 16. Februar entscheidet die Politik.

 Über die Zukunft des Michaelheims wurde jetzt in einer Sitzung des Kirchenausschusses noch einmal kontrovers diskutiert.

Über die Zukunft des Michaelheims wurde jetzt in einer Sitzung des Kirchenausschusses noch einmal kontrovers diskutiert.

Foto: Markus van Offern

Kontroverse und emotionale Diskussionen standen im Mittelpunkt der Kirchausschuss-Sitzung, die am Mittwoch im Pfarrheim neben der Liebfrauenkirche stattfand. Es ging um den Verkauf des Michaelheims - ein Thema, das den Speelbergern unter die Nägel brennt; rund 50 nahmen teil.

Die Entwicklungen der vergangenen Wochen und die teilweise erhebliche Kritik an der Entscheidung haben die Mitglieder des Kirchausschusses verunsichert. "Wenn ich alle Fakten, die heute auf dem Tisch liegen, bei der Entscheidung im September gewusst hätte, dann wäre meine Entscheidung wohl anders ausgefallen", so das Votum einiger Mitglieder, während andere auch heute noch zu ihrer Entscheidung stehen, das Jugendheim für die Unterbringung von Flüchtlingsfamilien zu verkaufen. Und wieder andere waren sich unsicher, für oder wider zu entscheiden.

"Alle haben unterschätzt, was für ein emotionales Symbol das Michaelheim für unsere Gemeinde ist und sind deshalb unglücklich, dass Kirchenvorstand und Stadtrat, zwei Gremien, die keine emotionale Bindung an das Haus haben, die Entscheidung treffen", meinte ein Mitglied.

"Wir haben zugestimmt, weil wir unter Druck standen und eine schnelle Entscheidung von uns verlangt wurde. Aber bis heute, fünf Monate später, hat sich nichts getan", sagte Heidi Niemann, Vorsitzende des Kirchausschusses. Mittlerweile gebe es geeignetere Unterbringungsmöglichkeiten wie das "Hotel zur Grenze".

Der Spielball liege zurzeit bei der Stadt, sagte Pastor Bernd de Baey. Weil die Flüchtlingswelle eine so große Problematik sei, habe die Stadt bisher noch keine Zeit gehabt, sich weiter darum zu kümmern.

Franz Kulka vom Kirchenvorstand erläuterte den Stand der Dinge: "Zurzeit sind wir dabei, die Verträge abzuschließen. Darin wird auch stehen, dass nur Familien untergebracht werden dürfen, und bei kurzzeitigen anderen Nutzungen müssen wir gefragt werden."

"Da wir in diesem Jahr für Emmerich weitere 700 bis 1200 Flüchtlinge erwarten, wird das Jugendheim auf jeden Fall gebraucht", sagte Pastor de Baey. Ihm wurde vorgeworfen, den vom Kirchausschuss in Abstimmung mit den Nutzern vorbereiteten Nutzungsplan nicht ernst genommen und übergangen zu haben. "Vor Weihnachten haben sich die Pfadfinder bei mir gemeldet, die dringend über die geplante Nutzung sprechen wollten. Weil der Kirchausschuss nicht für ein Gespräch zur Verfügung stand, habe ich die Sache in den Kirchenvorstand gegeben. Mir war es wichtig, dass solche Anliegen sofort behandelt werden", gab er zu und entschuldigte sich: "Das hat sich widersprochen, zumal ich im Vorfeld den Kirchausschuss gebeten hatte, die Koordination bei den Aufteilung der Räume zu übernehmen", so der Pastor.

Dieses in ihren Augen fehlende Vertrauen sei ein weiterer Grund dafür, dass sie mittlerweile anders entscheiden würde, meinte Niemann. "Ich halte das Jugendheim für wertvoller, wenn es für Kinder- und Jugendarbeit und für Veranstaltungen zur Integration von Flüchtlingen genutzt wird", sagte sie und erhielt von mehreren Seiten Zustimmung. "Wir alle werden uns für Flüchtlinge einsetzen, aber dabei dürfen die Leute vor Ort nicht auf der Strecke bleiben", sagte eine Dame.

"Was ist das für ein Signal nach außen, wenn wir im Rahmen der Willkommenskultur sagen: Wir geben das Haus ab, und jetzt, wo die Flüchtlinge nicht mehr so im Medienfokus stehen, sagen wir: Wir denken jetzt anders?", fragte Pastor de Baey. "Die Not und das Elend haben nicht wir, sondern die Flüchtlinge. Es ist unsere Verpflichtung als Christen, bei unserer Entscheidung zu bleiben." Der Kirchausschuss beschloss, nicht neu abzustimmen, da er nur eine beratende Funktion habe. Man warte jetzt ab, was am 16. Februar passiert. Dann steht der Verkauf des Michaelheims auf der Tagesordnung im Stadtrat.

(moha)
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