Kommentar Jetzt rächt sich die Schultrickserei

Emmerich · Emmerichs Schullandschaft hat sich innerhalb von sechs Jahren radikal verändert. Drei Schulen werden bald verschwunden sein, zwei Schulformen sind verloren. Vermutlich für immer.

Vor sechs Jahren musste die Hauptschule in Elten schließe. Zwei Jahre später, im Jahr 2013, entschloss sich die Politik in Emmerich zu einer Gesamtschule. Jetzt, noch einmal vier Jahre weiter, wird die Eltener Hauptschule wieder reaktiviert, weil die Emmericher Hauptschule für die nächsten zwei Jahren ihren Betrieb an alter Stelle einstellen muss, um dann in 2019 ganz von der Bildfläche zu verschwinden.

Was für ein Durcheinander.

Und warum?

Weil die Bildungsideologen der SPD vor vier Jahren geglaubt haben, dass die Welt ein bisschen gerechter wird, wenn man Kinder mit weniger Talent und solche mit mehr auf eine gemeinsame Schule schickt.

Die Antwort darauf haben die Sozialdemokraten bereits bekommen: Die Eltern der Realschule wollen ihre alte Schule zurück. Und tendenziell melden jetzt mehr Eltern ihre Kinder am Gymnasium an als früher, selbst wenn diese manchmal gar nicht die Eignung dafür haben. Weil die Gesamtschule eben nicht die heile Welt ist, als die sie den Eltern verkauft worden ist. Im Gegenteil. Kluge Kinder kommen unter die Räder, weil Klassenkameraden mit verantwortungsschwachen Eltern einen geregelten Unterricht verhindern. Aber die Emmericher Verwaltung zieht das jetzt durch. Muss sie auch. Es gibt keinen Weg zurück. Deshalb müssen wegen des 27-Millionen-Projektes jetzt alle Hauptschüler von Emmerich nach Elten.

Dabei muss die Frage in einer Sitzung im Schulausschuss beantwortet werden (und nicht in einer Kommission, die nicht öffentlich tagt): Verkommt die Europa-Hauptschule in ihren letzten zwei Jahren zur Resterampe? Ist ein qualitativ gleichwertiger Unterricht garantiert, wenn Kinder in einer seit zehn Jahren abgeschriebenen Schule unterrichtet werden?

Den Verantwortlichen im Rathaus muss zugute gehalten werden, dass es angesichts der Herausforderungen für die neue Gesamtschule unvermeidlich ist, die Europaschule zu räumen. Sogar ein Ausweichen nach Rees wurde diskutiert, schien aber allen Beteiligten nicht die beste Lösung zu sein. Dennoch bleibt nach der geheimen Kommandosache im Rathaus ein bitterer Beigeschmack.

Weil sich jetzt rächt, was die Emmericher SPD und das SPD-Schulministerium in Düsseldorf vor vier Jahren angerichtet haben. Die Emmericher Gesamtschule wurde politisch durchgedrückt, der Emmericher Rat ausgetrickst. Und erst nachdem die Sozialdemokraten das alte dreigliedrige Schulsystem in der Stadt beseitigt hatten, schauten sie, wie sich eine neue Gesamtschule überhaupt umsetzen lässt. Jetzt haben wir den Salat: 27 Millionen Euro muss die Kommune im Laufe der nächsten Jahre zahlen, um eine (hoffentlich) funktionierende Gesamtschule möglich zu machen.

Wie viel Geld hätte es wohl gekostet, die Hauptschule in Elten am Leben zu erhalten? Und die Emmericher gleich dazu?

PS: Der Erhalt der Realschule hätte gar nichts gekostet.

Das Schlimme: Niemand in der rot-grünen Landesregierung in Düseldorf wird es jemals zulassen, dass sich dieser Fehler in Emmerich noch einmal korrigieren lässt.

(RP)
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