Emmerich Kandidaten reden Tacheles

Emmerich · Bei der Diskussion der vier Bürgermeisterkandidaten ging es unter anderem um Themen wie Handel, den Umgang mit Flüchtlingen und die Schulplanung der Stadt.

Unter Federführung der KAB Liebfrauen fand am Dienstag im Aldegundis-Pfarrheim eine Podiumsdiskussion mit den vier Bürgermeisterkandidaten statt: Johannes Diks (CDU), Peter Hinze (SPD), Joachim Sigmund (BGE) und David Krüger (BSD.NRW). "Seit 41 Jahren führt die KAB solche Veranstaltungen vor den Wahlen durch", sagte Josef Verhaegh, der moderierte.

Wie stellen sich die Kandidaten ihre Aufgabe als "Chef der Verwaltung" vor?

Chef der Verwaltung kann ich, war unter anderem Kompaniechef. Mein Führungsstil ist nicht "kasernenhofmäßig", sondern kooperativ. Ich will nicht 1800 Termine wahrnehmen, sondern vorwiegend vor Ort im Rathaus sein.

Die Termine ergeben sich aus den Einladungen, aber man hat ja auch zwei Stellvertreter. Ich bin es gewohnt, im Team zu arbeiten und habe bereits Erfahrungen als stellvertretender Bürgermeister und Ortsvorsteher. Das "Du.Ich.Wir" auf den Wahlplakaten soll zum Nachdenken anregen und sagen: Wir kommen nur gemeinsam ans Ziel.

Ich bin ein Neuling, habe nicht viel Erfahrung. Ich würde versuchen, einen Stadtdirektor einzusetzen, die Verwaltung und den ersten Beigeordneten zu stärken. Wenn alle im Sinne der Stadt arbeiten und Verwaltungsvorschläge vernünftig vorbereitet sind, dann sind auch mit mir Mehrheiten im Rat möglich.

Die meisten Termine finden im Rathaus statt, aber ich halte es für wichtig, näher am Bürger zu sein und Netzwerke auch persönlich zu pflegen. Das hat auch etwas mit Wertschätzung gegenüber Vereinen und Ehrenamtlichen zu tun.

Wie stehen Sie zum grenzüberschreitenden Gewerbegebiet? (Adalbert Niemers, Nabu)

Versiegelung von noch mehr Flächen und Zerstörung von Rückzugsräumen für Tiere sind negativ für die Umwelt.

Ich kenne die Fakten nicht genau, deshalb kann ich weder ja noch nein dazu sagen. Wir brauchen ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeitsplätzen und Naturschutz.

Ohne Zweifel ist der Naturschutz wichtig. Wir sind ein Logistikstandort und wir müssen auch für die Zukunft planen. Für das Gewerbe soll nur ein Teil der landwirtschaftlichen Fläche ausgewiesen werden.

Naturschutz steht im Vordergrund, aber ich kenne die Fakten nicht.

Was, wenn bis Mitte September noch keine Unterschrift von Schoofs unter dem Neumarkt Vertrag steht? (Sigrid Weicht)

Wenn der "Schoofs-Deal" nicht klappt, dann müssen wir auch den Mut haben, einen neuen Weg zu gehen. Das heißt aber, bei Null wieder anzufangen. Schoofs steht unter Druck, er braucht die Baugenehmigung, weil er seinen Mietern versprochen hat, bis März 2017 fertig zu sein.

Wenn wir die nächsten vier bis sechs Wochen nichts hören, müssen wir einen Schlussstrich ziehen.

Den Stecker ziehen und selber machen, das ist die Idee der BGE.

Sofortiger Baubeginn oder Neuausschreibung, wir werden neue Investoren finden.

Wie stehen Sie zu den Themen schlechtes Arbeitsklima im Rathaus, Mobbing und das Verbot parteipolitischer Betätigung?

Es gibt kein Mobbing im Rathaus. Herr Sigmund, was würden Sie wohl sagen, wenn Sie Ihren Soldaten befehlen, nach rechts zu gehen und einige gehen nach links?

Diese Aussage zeigt, dass Diks nichts von der Bundeswehr versteht. Da herrscht eine zeitgemäße Menschenführung. Es steht jedem Bürger frei, sich politisch zu betätigen. Ein wichtiger Punkt ist aber, die Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber zu wahren. Bei Verwarnungen solle man das Gespräch suchen.

Mobbing wird unterschiedlich empfunden, man muss aber jeden Vorwurf ernst nehmen. Ich erwarte Loyalität gegenüber Ratsbeschlüssen.

Meinungsfreiheit ist in jedem Fall ein Grundrecht, das hat auch der Bürgermeister zu akzeptieren.

Bezahlbaren Wohnraum auch für Jüngere? (Hans-Jörgen Wernicke)

Man soll nicht nur "junges" oder das "Senioren-Wohnen", sondern auch stärker das Mehrgenerationen-Wohnen fördern.

Ob 18 oder 88, pflegebedürftig oder topfit, jeder soll in der Lage sein, entsprechenden Wohnraum finden. Da muss eine nachhaltige Stadtentwicklung betrieben werden mit einem hauptamtlichen Wirtschaftsförderer, der die Projekte und Konzepte unterstützt.

Wenn man Grundstücke hätte, wäre es kein Problem, Wohnraum zu schaffen.

Die Stadt muss Rahmenbedingungen schaffen, was sie auch tut. Es laufen viele Wohnbauprojekte.

Und das City-Outlet-Center?

Die Einkaufswelt hat sich verändert, unter anderem durch eine größere Mobilität und den Onlinehandel. Ein City-Outlet-Center ist eine Chance für Emmerich, zumal die Bedingungen besser sind als in Bad Münstereifel. Wir sind mit der Firma "Stadt und Handel" im Gespräch, demnächst soll eine Machbarkeitsstudie erstellt werden.

Ich bin skeptisch, aber es ist eine Idee, die man verfolgen sollte. Man sollte aber auch offen sein für andere Ideen und beispielsweise die EWG neu beleben und mit ins Boot nehmen.

Hier wird zu viel auf dem alten Einzelhandelskonzept beharrt, sonst würden sich mehr Geschäfte hier ansiedeln. Wir müssen im Rahmen der Stadtpolitik Bedingungen schaffen.

Das starre Einzelhandelskonzept muss aufgebrochen werden.

Was ist mit den Flüchtlingen? (Pfarrer Bernd de Baey)

In diesem Jahr erwarten wir 410 Flüchtlinge, 250 sind es bisher. Es herrscht eine positive Willkommenskultur. Sie werden im Wohnheim an der Tackenweide und in verschiedenen angemieteten Wohnungen untergebracht. Wir suchen noch weitere Wohnungen. Ein Neubau an der Tackenweide ist geplant.

Nicht nur die Verwaltung, jeder einzelne Bürger ist in der Pflicht, zu helfen. Man sollte Begegnungszentren schaffen.

Das ist kein Wahlkampfthema, sondern eine Aufgabe für alle.

Man muss ein Flüchtlings- und Integrationskonzept entwickeln. Die Verwaltung braucht dabei ehrenamtliche Unterstützung.

Wie stehen Sie zur Gesamtschule?

Die Schulplanungskommission soll die Vorschläge prüfen und ausarbeiten mit dem Ziel: kurze Wege zu einer bestmöglichen Bildung für alle Kinder.

Ich möchte die Gesamtschulen an einem Standort haben. Schule ist sozialer Lebensraum und sollte nicht auf mehrere Gebäude verteilt werden.

Man sollte die vorhandenen Gebäude nutzen. Zwei Standorte bedeuten kleinere Einheiten, die Kinder werden altersmäßig in "Schuldörfern" untergebracht.

Ich halte einen Neubau für erforderlich, da kann man auf Fördertöpfe der EU und des Bundes zurückgreifen.

Ich muss korrigieren: Ich habe noch am Vortag mit der Bezirksregierung telefoniert, die sagte, dass es keine öffentlichen Mittel für einen Gesamtschulneubau gäbe.

Kurzes Statement zum Abschluss:

Unehrlichkeit und Scheinheiligkeit wird es bei mir nicht geben. Ich lade ein zum Infostand am Samstag, ab 8.30 Uhr, auf dem Geistmarkt.

Ich möchte mit den Bürgern in den Dialog gehen. Ich bin der einzige, der auch inhaltliche Themen auf die Wahlkampfagenda bringt.

Für Sauberkeit sorgen, Billiglohn-Arbeitsplätzen entgegensteuern, freies Parken im gesamten Stadtgebiet, ein neues Jugendzentrum - das sind unter anderem Punkte, über die ich am 5. September am Infostand am Franz-Wolters-Platz mit den Bürgern ins Gespräch kommen möchte.

In Emmerich gibt es keinen Stillstand, in den nächsten eineinhalb Jahren werden 150 Millionen Euro investiert. Repräsentieren ist zeitintensiv, aber ich werde weiterhin zu den Vereinen gehen. Mein Motto: "Immer da für Emmerich".

Zusammengefasst von Monika Hartjes.

(moha)
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